Controlling Crwods
Am Donnerstag begann mein Tag um fünf Uhr morgens. Ich musste um 06:30 Uhr am Flughafen sein, um rechtzeitig den Flieger nach Berlin zu bekommen. Ein Horror! Der Horror des frühen Aufstehens! Trotzdem wachte ich mit einem breiten Grinsen auf. Denn Donnerstag erschien das Asterix Jubiläumsheft zum fünfzigsten Geburtstag meines ewigen Helden. Nach den letzten 3 Ausgaben, leider wieder eine künstlerische Enttäuschung.
Der Glanz der alten Zeiten ist seit Rene Goscinny’s Tod verschwunden. Selbst Albert Uderzos feine Linie lässt nach. Es gibt fürchterliche Zeichnungen (Seite 33) zu sehen, die wie hingeklatscht aussehen, aber auch einige echte zeichnerische Highlights (Seite 43). Die Story allerdings ist eine Katastrophe und steht dem fünfzigsten Geburtstag meines gallischen Helden leider nicht gut. Ergreifend allerdings die einführenden Worte von Asterix und seiner „Schwester“ Anne Goscinny. Ich habe das Heft auf Hin- und Rückflug durchgelesen und war trotzdem irgendwie zufrieden.
Zwischendurch habe ich alle Zeitungsartikel über die Quellepleite gelesen. 5.000 arbeitslose Menschen auf einen Schlag. Ein weiteres traditionelles Familienunternehmen weniger. Die angehende Koalition spricht von einem Schattenhaushalt. Herr Begemann! ...die Krise ist noch lange nicht beendet. Ich denke an mich und meine Familie und bin froh wie gut es uns geht!
Als ich soeben nach hause kam habe ich die unglaublich sympathische und gegen Mühlen kämpfende Jazz-Professorin, Musikwissenschaftlerin und Musikpädagogin Ilse Storb bei TV Total gesehen. Das Publikum hat gelacht als sie „Cool“ sagte, aber dabei einen Jazzstil beschrieb. Raab hat versucht zu retten, kam aber zu spät.
Ilse Storb ist 1929 in Essen geboren worden und versucht zur Zeit ein Institut für Weltmusik zu gründen. Außerdem hat sie wichtige Texte zur Jazzmusik veröffentlicht. Sie gilt als Deutschlands Jazzexpertin Nummer eins und ist ein Paradebeispiel dafür, was Empathie und Leidenschaft bei Menschen bewegen kann. Ich muss an Helge Schneider denken, der ihr Schüler war. Großartig die Vorstellung wie beide immer noch gemeinsam Musik machen.
Während dem ich diese ersten Zeilen schreibe habe ich mich dafür entschieden: Oscar Peterson’s Nigerian Marketplace von der Live at Blue Note Scheibe zu hören. Eine meiner Lieblingsjazznummern. Tiefgründig, weltmännisch, afrikanisch, scheinbar einfach und angenehm und komplex wie ein Schweizer Uhrwerk.
Ich überlege wie man Ilse unterstützen kann Ihr Institut zu verwirklichen. Eine echte Herausforderung! Das wäre was!
Bei youtube habe ich mir den Auftritt von Keith Caputo in der Kölner Kulturkirche angesehen. Leider konnte ich nicht persönlich zu dem Konzert gehen. Aber es gibt einige Hobbyfilmer die mit gefilmt haben: http://www.youtube.com/watch?v=0PIV16Vu11c. Ein Genuss! Scheint ein außergewöhnliches Konzert gewesen zu sein. Offensichtlich wird bald eine DVD davon veröffentlicht, die ich gespannt erwarte. Warum gibt es kein Feedback von dem Serienstar Ewing, der dem Konzert beiwohnte? Würde mich sehr interessieren. Ach ja, der ist im Urlaub...
Könnte ich auch mal wieder gebrauchen, aber dafür habe ich jetzt eine Katze. Den Tag beendet habe ich mit einem französischen Film auf arte. „Der Oberst und ich“. Ein zutiefst verstörender Film der durch ein fantastische Drehbuch von Mon. Costa-Gavras glänzt. Der Film wirkt aus meiner Sicht am besten, wenn man ihn sich völlig „unbeschadet“ ansieht. Es gibt diverse Möglichkeiten dazu. Hier die Wiederholungstermine: http://www.arte.tv/de/programm/242,day=6,dayPeriod=evening,week=43,year=2009.html#anchor_2865378
Eine perfekte Überleitung und Ergänzung zu dem Film bildet die vorletzte Archive Platte Controlling Crowds. Der zweite Teile des ehe schon epischen Werks ist soeben erschienen.
Am Freitag werde ich mir diese geheimnisvolle Ausnahme Band im Kölner E-Werk ansehen. Mit direkter Berichterstattung in diesem Beitrag. Auf den Titel „Words on Signs“ freue ich mich am meisten. Eine heimliche Lieblingsnummer 2009, die man nur ertragen kann, wenn es einem gut geht. Ich warne davor, diesen Song zuhören, wenn man eine depressive Phase hat...
Diese ersten Zeilen möchte ich gerne Frau Storb widmen, die mir mal wieder die Augen geöffnet hat und im lomäxischen und gallischen Sinne unterwegs ist. Im deckardschen natürlich auch.
Übrigens sind wir Opfer der Internetpolizei geworden, daher mussten wir aus juristischen Gründen einen blog-Eintrag entschärfen. Meinungsfreiheit und den Geist des Internets gibt es übrigens nicht. Aber wir wollen hier nicht provozieren sondern bewegen und anregen und archivieren. Und dann passt ja auch wieder alles zusammen.
Den nächsten Tag startete ich mit dem Lesen der „Popneuigkeiten“. Dazu surfe ich eigentlich die üblichen Seiten ab. Auf www.intro.de lese ich, dass Katzen, dass neue große Ding sind. Ich fühle mich bestätigt, frage mich aber auch gleichzeitig, was die Kolumne bezweckt? Immerhin nehme ich noch schnell die Information auf, dass „Hartz-IV-Sänger“ Gunter Gabriel eine Coverversion von Peter Fox „Haus am See“ aufgenommen hat. Ich verstehe das als Rache am Erfolg und freue mich darauf den Song zu hören. Siehe auch: http://lomax.over-blog.de/article-gunter-gabriel-sohn-aus-dem-volk-german-recordings-38062400.html
Nach einigen Anstrengungen mein Laptop online zu bekommen, denke ich an den alten Marketingstrategen Steve Jobs und bedanke mich heimlich bei ihm, dass er Windows mal wieder ein Schippchen geschlagen hat. Kurz überlege ich mir den neuen imac zuzulegen und wende mich dann wieder meinem Firmenlaptop zu.
Zwischendurch lese ich, welchen Tatort es am Sonntag gib und überlege mir welchen Film ich mir am Samstag in der Videothek ausleihe. Public Enemy No. 1 steht auf der Wunschliste.
Beim Mittagessen, sehe ich wie ein grenzdebiler Friseur anderen Friseuren empfiehlt ihren Salon wieder in Schuss zu bekommen. Die sind nicht gecastet denke ich mir und freue mich über soviel Engagement für kleine Unternehmer, neue Frisur für die Auszubildende und einen neuen Farbanstrich der Wände. Mehr Umsatz! Großartig, danke Pro 7. Danach höre ich mir noch mal das aktuelle Archive Album in ganzer Länge an. Ich bin kurz depressiv, erinnere mich dann aber wieder daran, wie gut es mir geht. Kein Problem. Den Soundtrack dazu habe ich gerade gefunden: Die neue Pastels Single Vivid Youth. Jetzt noch ein Meer und ein Schirmchendrink, ohne Schirmchen. Aber auch so alles perfekt. Ein wunderbarer Song.
Dann endlich das Archive Konzert mit Stromausfall. Ausgerechnet bei „Words on Signs“. Ich wundere mich über die Kraft des Zufalls. Das Konzert hält der hohen Erwartungshaltung stand. Archive sehen als Kollektiv gut aus. Alle in schwarz gekleidet, vor einer riesigen Videoleinwand die eine perfekte Ergänzung zu dem komplett durchgespielten Konzept von Controlling Crowds passt. Eigentlich sind wir alle in Partystimmung und haben Durst. Archive passen nicht ins Ohr, machen aber trotzdem ungemein viel Spaß. Freitagabendkonzerte sind immer schwierig. Man will mehr. Gegenüber im Palladium spielen Massiv Attack. Was für eine kleine Welt. In der Raucherpause vor der Tür schnippt eine kleine Frau sehr couragiert ihre Kippe 30 m durch den Garten. Die umstehenden Männer inkl. mir schauen sich bestätigend an. Einer sagt: „Kampflesbe“. Wir lachen! Ich auch, später ist es mir peinlich. Ich archiviere es trotzdem. Die zweite Hälfte nach Controlling Crowds wird lauter und freier. Archive spielen jetzt wozu sie Lust haben.
Ich verliere hingegen langsam die Lust an Videotheken. Eigentlich einem Relikt aus der Urzeit der Unterhaltungsindustrie. Ich könnte mir alle Filme die ich sehen will runter laden oder Kaufen. Das wäre günstiger, freundlicher und sicherer als in meine Videothek des Vertrauens zu gehen. Denn dort ist es teuer, unfreundlich und es besteht extreme Unsicherheit, dass man den Film bekommt, den man gerne sehen möchte. Ich habe das Problem, dass ich einem Viertel von Köln wohne, in der ich eine große cineastische Nachbarschaft habe. Filme die ich sehen möchte sind größtenteils immer schon weg. Ich habe also Defiance gesehen und nicht PE No. 1. Deckard hat bereits geschrieben: http://lomax.over-blog.de/5-categorie-10684174.html
Ich bin so was von Deckards Meinung, dass ich gar nicht mehr dazu sagen will. Außer, dass Liev Schreiber eine kürperlich Präsente Glanzleistung abgeliefert hat. Beeindruckend!
Heute Morgen habe ich einen meiner ewigen Lieblingsfilme gesehen. Den 1962 verfilmten Roman „To Kill a Mockingbird“ von Harper Lee. Kurzweilig musste ich an die schöne Erinnerung „ZDF-Matinee“ denken. Damals zeigte das zweite deutsche Fernsehen Sonntagvormittag um 10:00 Uhr einige meiner ewigen Lieblingsfilme. Ich habe beschlossen ähnliches für meine Kinder einzuführen. Grandioser Start. Beeindruckend das diese Geschichte für immer Bestand haben wird. Meine Katze heißt übrigens Scout Harper Lee.
Alan Lomax