City of Ember, Soul Kitchen, ICH - Einfach unverbesserlich
Wie Kollege Deckard entsage ich mich immer mehr meinen Vorurteilen. Nach dem er offensichtlich den sogar erfolgreichen Sprung zu Wim Wenders vollzogen hat, schaffe ich es immerhin zu Fatih Akin. Obwohl der Vergleich sehr hinkt, da Akin eine andere Sorte von Filmemacher ist. Doch dazu später mehr.
Bevor ich also Soul Kitchen gesehen habe, "wagte" ich mich an den Film "City of Ember - Flucht aus der Dunkelheit". Einem seltsamen Film, der irgendwo zwischen sehr schlecht gemacht, surrealistischem Science-Fiction und Fantasyfilm für Jugendliche hängt. Der Film ist überhaupt kein "must see Movie". Aufgrund der hervorragenden Besetzung der erwachsenen Nebenrollen, Bill Murray, Tim Robbins und Martin Landau, aber auch nicht wirklich ein Film an dem ich einfach so hinweg stampfen konnte.
Die wirklich düstere Version einer Welt in der Dunkelheit ist bereits 1909 als Kurzgeschichte "The Machine Stops" von E.M. Forster erschienen. Später ist der gleichnamige Jugendroman von Jeanne Du Prau erschienen. In der hermetisch abgeriegelten Stadt Ember finden viele Menschen Zuflucht. Die Stadt liegt tief unter der Erde und die Menschen werden von dem Licht eines durch Wasser angetriebenen Generator mit Licht versorgt. Nach 200 Jahren gehen langsam die Essenkonserven aus und der Generator fällt zunehmend häufiger aus. Die scheinbar friedlich zusammenlebenden Menschen bekommen mehr und mehr Angst, spüren, dass das Ende naht. Warum die "Erbauer" die Stadt errichten haben, bleibt dem Zuschauer verborgen. Man kann sich denken, dass die Menschheit nach einer wahrscheinlichen Apokalypse überleben sollten. Eine kleine Gruppe von Jugendlichen kommt dem Geheimnis auf die Spur und rettet sich schließlich selbst. Die Geschichte hat für Fans von "dystopischen Science-Fiction" Filmen einen gewissen Reiz. Leider ist die Umsetzung nicht gelungen und so hageln dem Zuschauer Unmengen von unlogischen Handlungsmustern und schlecht umgesetzten Dramaturgien um die Ohren. Schade! Auch unsere drei Freunde Murray, Robbins und Landau verblassen und haben nicht die Chance für eine einzige gute Sequenz.
Auch Akin ist nicht in der Lage großes Kino zu machen. Er wird für immer der Harke Bohm der deutschen Filmneuzeit bleiben. Sein Film "Soul Kitchen" kommt leider nicht über die eigentümliche Qualität eines ZDF-Fernsehfilms hinweg. Das ist Studentenkino für Studenten, die es wahrscheinlich gar nicht mehr gibt. Ich kann mir nicht ernsthaft vorstellen, dass Menschen zwischen zwanzig und dreißig Jahren tatsächlich unterhalten aus dem Kino gekommen sind, als sie diese komische Sozialstudie gesehen haben.
So erinnert vieles an den 1976 entstandenen Film "Mordsee ist Nordsee" den wir hier alle sehr schätzen! Uwe und Dschingis heißen jetzt Zinos und Illias. Lindenbergs Musik wird ersetzt durch Jan Delay und einem wirklich guten Soundtrack der voll alter groovender Soulnummern ist! Die Handlung variiert zwar stark, letztendlich bleibt aber der üble Geschmack des Asozialen. Es ist schon fast grotesk wenn man den zwar sympathischen, aber völlig talentfreien Adam Bousdoukos in diesem Film als Hauptakteur sieht. Der Mann kann nicht einen Satz stimmungsgerecht aufsagen und gibt dem ebenso talentfreien, aber immer irgendwie komischen Moritz Bleibtreu die Chance groß aufzutrumpfen.
Was solls, dass alles tut keinem weh und ist manchmal sogar unterhaltsam. Ärgerlich für andere junge deutsche Regisseure ist nur die Tatsache, dass dieser Film alle Filmfördergelder dieses Landes bekommen hat. Wenn man sich etwas für Kulturpolitik interessiert muss man einfach fragen, warum das so ist!?
Ein Film der keine Fördergelder benötigt ist die derzeitige weltweite Nummer Eins "Ich - Einfach Unverbesserlich". Regelmässigen Lesern dieses blog wird aufgefallen sein, dass ich eine schon fast leidenschaftliche Liebe zu 3D-Animationskomödien habe. Was daran liegt, dass ich hier umgesetzte Möglichkeiten sehe, Innovationen, Witz, Charme und versteckte Kontexte zur Subkultur, die ich im zeitgenössischen Mainstreamkino oftmals vermisse. "Ich - Einfach Unverbesserlich" von den "Machern" von Ice Age und Horton macht dann auch genau da weiter, wo die großen Animations Blockbuster der letzten Jahre aufgehört haben. Die Rollen der einzelnen Charakter werden bis ins grotesk sympathische überzeichnet, die Schnelligkeit wird zum nicht fast nicht mehr wahrnehmbaren gesteigert und die 3D-Effekte reichen langsam aber sicher an Perfektion. Insbesondere wenn man "Mitte, Mitte" im Kino sitzt. Das ist atemberaubend, schwindelig und einfach sehr nahe an der totalen kopflosen Unterhaltung. Zu dem angeln sich die großen Studios die besten Drehbuchschreiber. Mann muss diesem Genre einfach zugestehen, dass es spannend bleibt und ein Stückweit revolutionär ist. In dem Film gibt es Weltraumsequenzen, die ahnen lassen, was in nächster Zeit visuell auf uns zu kommt. Doch noch ein Must See Film nach diesem lahmen Mittelteil des Wochenendes.
Alan Lomax
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