Cherry 2000 - Basil Poledouris
Als ich anfing orchestrale Filmmusik zu hören, war ich sehr konservativ. Will heissen: es musste stets ein Bezug zum gesehenen Film erforderlich sein und ausser dem Golden Age, Williams und Goldsmith gab es nichts. Später vollzog sich dann ein Wandel. Scores wurden auch losgelöst vom Film als eigenständige Kunst wahrgenommen und damit fing die grosse Leidenschaft an. Denn jetzt eröffneten sich viele Horizonte und Möglichkeiten, Vorurteile fielen und die teilweise Kluft zwischen der Qualität eines Films und der seiner Musik wurden sichtbar. Um es auf den Punkt zu bringen: ein schlechter Film heisst noch lange keine schlechte Filmmusik. Das musste ich erst einmal verinnerlichen.
Ich glaube das erste Mal, dass ich eine Musik von Basil Poledouris hörte war die zu dem John McTiernan Film 'The Hunt For Red October'. Ich besitze noch immer die LP mit dem schönen Cover. Dort hörte ich eine musikalische Kombination aus Synthesizer und orchestraler Musik, die ungeheuer dynamisch klang und mich auf Anhieb faszinierte. Zu Beginn meiner Leidenschaft für diese Art Musik lehnte ich Synthesizer kategorisch ab und wurde in der rigiden Einstellung durch diesen Score widerlegt. Später belehrte mich Poledouris mit seiner Musik zu 'Robocop' (Paul Verhoeven) endgültig eines besseren.
Um auf den Beginn zurück zu kommen: 'Cherry 2000'? Richtig, hört sich nach B-Movie an und ist er auch zuweilen, wenn auch ein ganz amüsanter Film. Kurz zusammengefasst geht es im Jahr 2017 um einen Geschäftsmann, dessen Liebesandroid einen Kurzschluss erleidet und er sich im gesetzlosen Niemandsland auf die Suche nach einem letzten Exemplar macht, unterstützt durch eine Kopfgeldjägerin, gespielt von Melanie Griffith.
Was würde man bei dieser Vorgabe an Musik erwarten? Elektronik, Synthesizer mit ödem Background-Gedudel? Genau hier tritt das ein, was ich Eingangs erwähnte. Der Komponist schrieb trotz eines wirklich nur mässigen bis schlechten Films eine wirklich schöne, eingängige und sehr melodische Musik für Orchester und Synthesizer. Es gibt tolle Themen mit Romantik, viel Gefühl und Sehnsucht. Selbst bei den Action Passagen gelingt es ihm diese Note beizubehalten. Gelegentlich kommen auch hier und dort Western Motive zum Vorschein und die Kombination aus analog und digital ist ausserordentlich gelungen.
Da fragt man sich woraus ein Komponist seine Motivation zieht, wenn er die Bilder auf der Scoring Stage sieht, denn sonderlich motivierend müssen diese nicht gewesen sein. Was wiederum für das grosse Talent und auch die Hingabe dieses Komponisten spricht.
Das Label Intrada hat die komplette Musik nun wieder veröffentlicht, samt der Musik zu einem anderen Film, für den Poledouris auch die Musik schrieb:'House Of God'.
Soundtrack-Nerds! Dieser Score ist uneingeschränkt empfehlenswert und bietet 43:57 min schöne symphonische Filmmusik gepaart mit elektronischen Elementen.
Die Musik im Hintergrund mit dem Saxophon Thema ist übrigens nicht die Original Musik, sondern das Thema aus 'Taxi Driver' von Bernard Herrmann.
Rick Deckard