Bunga-Bunga

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  24. März 2011, 16:21

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Es gibt ja zwischen den ganzen tollen Sachen die wir so erwerben, hören und sehen dürfen, immer auch das echte Leben. Leider kann man nicht seinen ganzen Tag im Haus bzw. Wohnung vertrödeln und muss ab und zu mal raus in diese harte Welt um Dinge zu erledigen. 

Damit meine ich nicht die standardmäßigen beruflichen Ausflüge oder die angenehmen Freizeitausflüge, sondern die hardcore Sachen! Zum Beispiel wenn man neue Möbel benötigt oder in eigener Regie irgendwas bauen will und man Material kaufen muss. 

Horror der Horror dann auch letzten Samstag, als Frau Lomax und ich uns trotz Widerwillen durch Möbelhäuser gequält haben. Die Dinge die ich dort beobachtet habe, kann ich nicht Worte schildern, sondern werde irgendwann mal einen Avantgardefilm darüber drehen. Vielleicht mit einer Zombiethematik zwischen schlechten Polstermöbeln. 

Was mir aber wirklich im Kopf geblieben ist, ist eine junge Frau, die ich beim Essen in einem skandinavischen Möbelhaus beobachtet habe. Die Dame war um dreißig Jahre alt und sah eigentlich recht „normal“ aus. Vielleicht sogar hübsch, wenn man es gut meint. Was mich total irritiert hat, war die Missgunst und ihre Abfälligkeit, wie sie sich ihre Fleischbällchen in ihren Mund quälte. Fast verachtetend schweiften zwischen durch ihre Blicke hin und her, ohne aber irgendetwas zu registrieren. Somit auch nicht mein Erstaunen, obwohl ich ihr ca. 3 m frontal gegenüber saß und sie beobachtete. 

Es ist diese totale Gleichgültigkeit die mich zu dieser kurzen Beschreibung veranlasst und meinen Schock noch immer untermauert. 

Irgendwie habe ich derzeit, den Eindruck, dass alle Menschen noch gleichgültiger werden, um uns herum aber der Ton, die Voraussetzungen härter werden. 

Eine komplette gesellschaftliche bzw. sozial-wissenschaftliche Abhandlung über die Zeit der letzten 3 Wochen zu verfassen und dessen Ausmass zu checken, wäre zu vermessen, außerdem würde die Speicherkapazität dieser Plattform wohl nicht ausreichen. Aber so eine kleine Beobachtung sagt für mich schon immer sehr viel, insbesondere, da ich ungefähr 300 Menschen an diesem Tag wahrgenommen habe, die ein ebenso wenig freudloses ICH vermittelt haben, wie die „Königin der Fleischbällchenfreude“. 

Parallel dazu finden ja auch immer obskurer werdende Dinge in der Öffentlichkeit statt. Folgende Plakat- bzw. Printwerbung lässt mich auch seit Tagen nicht mehr los:

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Das Bild zeigt den selbstzufriedenen Silvio Berlusconi, der zuletzt mit der Bunga-Bunga-Affäre ins Gespräch gebracht wurde. 

Fast genießerisch und selbstsicher sagt die ARD und das ZDF damit, dass wir die GEZ-Gebührenzahler zu einer politischen unabhängigen politischen Berichterstattung beitragen. 

Ehrlich gesagt gibt mir das gar keine Sicherheit und ganz ehrlich: Ich bin ein großer Freund der Ironie und der Polemik, aber irgendwie sind diese „italienischen Verhältnisse“ auch nicht besser als die deutschen. Nun könnte man die großangelegte Diskussion starten: Was hat uns zu dem gemacht, was wir derzeit sind? Warum sehe ich so wenig unentspannte und heitere Menschen um mich herum? Weil sie sich unsicher sind? Weil sie eine Flucht suchen? Weil es ihnen zu gut geht? Weil sie von den Medien geleitet werden und nicht mehr reflektieren können? Vielleicht, repräsentativ ist das natürlich alles nicht und eine Meinung kann auch nix über das Knie brechen. Vielleicht bin ich es ja auch, der sich etwas einredet. Vielleicht? 

Aber ich bin heiter und entspannt, außerdem mag ich diese kleinen Fleischbällchen gerne und verzehre sie mit Genuss. Herrlich und dann eine Cola dazu und ein kleiner Salat. Perfekt! Das Leben kann so einfach sein, auch ohne Polemik und Bunga-Bunga…. 

Alan Lomax

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