Bruichladdich, Abwandlung von Tradition und Nick Hornby

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  31. Oktober 2009, 19:03  -  #Kommunikation



Lecker! Ich musste nach Feierabend (wird dieser Begriff eigentlich umgangssprachlich noch verwendet?) in meine geliebte Mall fahren um erneut einen Single Malt zu erwerben, 16 Jahre alten Whiskey aus Schottland. Eben gerade habe ich ihn still, leise und unheimlich genossen und mich wiederholt dabei erwischt, wie ich mit meiner Nase am Glas schnuppere um den Geruch aufzunehmen. Was für ein wunderbarer Geruch, was für ein leckerer Geschmack, wie wohltuend der Genuss an einem dunklen kalten Herbstabend. Vor fast 228 Jahren gründeten die Herren William und Harvey die Bruichladdich Destillerie. Das Wort selbst ist schottisch-gälischen Ursprungs wird 'Brook-Laddie' ausgesprochen und bedeutet soviel wie flache Hangküste. Die Destillerie liegt auf der Hebriden Insel Islay am Rande von Loch Indaal. Neben Wellenreiten vor den Küsten von Hawai ist der Besuch einer solchen Destillerie ein kleiner Lebenstraum von mir. Bruichladdich bietet einen 5-tägigen Kurs an, bei dem den Teilnehmern die Kunst des Whiskeybrennens näher gebracht wird. Ein Traum! Wie bloss soll ich diesen wunderbaren Geruch, dieses Aroma beschreiben? Warm, vollmundig, erdig, fruchtig, so in etwa würde ich es umschreiben. Fällt schwer. Aber was für eine Wohltat. Ein Glas zur Einstimmung in den ist ein Hochgenuss für den ganzen Abend.

Zu meiner Zeit gab es das Martinisingen: "Matten, Mattenmähren, die Äpfel und die Beeren...", usw. Am 10.11. zog man mit Laternen von Haus zu Haus, klingelte an der Tür und verlangte etwas für seinen Beutel. Zumeist wurden dann Süssigkeiten, Äpfel und eben Beeren hineingetan, oder von ganz grosszügigen Menschen auch mal 'ne Mark. Dieser Brauch scheint vollkommen vergessen. Heute klingelten wie die Jahre zuvor auch gruselig verkleidete Kinder an der Tür, machten Faxen, grummelten oder drohten mit Gebärdensprache: "Süsses oder Saures!" Das alles läuft dann unter dem Namen 'Halloween'.

Ich war neulich sehr glücklich und bin es eigentlich noch immer, weil es einfach beruhigend ist zu wissen, dass es Menschen gibt, die die gleichen Interessen auf der Welt haben wie man selbst und den gleichen Grad der Gesinnung. In diesem Fall war es Mr. Nick Hornby, der in der vorletzten Ausgabe des Rolling Stone im Hinblick auf Menschen schrieb, die ihre Freizeit mit der Suche nach limitiertem Vinyl, seltenen Erstausgaben oder Originalversionen von obskuren Filmen verbringen:

"Solche Leute leben noch! Das ist das Allerschwerste, wenn man älter wird - intellektuell und spirituell lebendig zu bleiben! Wenn Erwachsensein bedeutet, dass man nur arbeitet, sich um seine Familie kümmert und schläft - es tut mir leid, aber dann wird man nicht glücklich. Es muss mehr geben und die Liebe zu unserem Kram - unseren Büchern, unseren Filmen, unserer Musik- ist immens wichtig in unserer doch eher geistlosen Gesellschaft."

Es gibt Sie noch - die Menschen, die die gleiche Einstellung zum Leben haben. Ging der Bruichladdich 'runter wie Öl', dann war diese Aussage 'Balsam für die Seele'.

Weiter sagt er:" ... Ich bin sowieso verwirrt wenn Leute erzählen, dass sie sich langweilen. Dass es nichts Neues anzuhören gibt, nichts zu lesen, dass alles das Gleiche ist und früher alles besser war. Denen ist wohl die Neugierde ausgegangen."

Hmm. Trotz meiner Offenheit und Entdeckungsdrang für die Musik erkenne ich mich ein wenig wieder in diesem Satz und ich frage mich selbst: Bedeutet 'Neugier' Gier nach etwas Neuem oder neue Gier entwickeln?

Ich denke seit 2 Tagen über diesen Satz nach und es scheint, dass ich mich nach langer Abstinenz zur PoP-Musik ihr wieder mit grosser neuer Gier zuwenden werde.

Hoffentlich ersticke ich nicht wieder daran! 

Rick Deckard

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