Brian Wilson Reimagines Gershwin
Zu guter Letzt an diesem fabelhaften Wochenende mit zwei guten Filmen noch famoser PoP. Als Bewunderer von Sinatra habe ich mir oft und sehnlichst gewünscht, dass in der Folgezeit namhafte Musiker sich des Great American Songbook annehmen und der Wunsch wurde erfüllt. Nicht nur, dass die Musik von Gershwin wieder Menschen im populären Medium auf diese Weise zugänglich gemacht wird, nein, sie wird auch interpretiert von einem der grössten Interpreten und Komponisten der Popmusik.
Dass Lomax und ich Ästheten sind dürfte keinem entgangen sein, der diesen Blog regelmässig liest, siehe die schönen Beiträge dieser Woche zur Kunst der Titelsequenzen. Und so komme ich nicht umhin diesen Beitrag mit dem wunderschönen Artwork zu diesem Album zu beginnen: schlicht, sehr ästhetisch und viel sagend zugleich, wenn man sich ansieht wie die schwarz-weissen Tasten sich aus der formalen Ordnung lösen und sich im Raum in bunten Farben verlieren. Mehr kann man mit einem Bild nicht ausdrücken und es trifft den Titel des Albums punktgenau.
Mit einem kleinen Intro der berühmten Musik zu 'Rhapsody In Blue' beginnt das Album und Chöre in Wilson-Beach Boys-typischer Manier geleiten den Hörer in die Welt von George Gershwin. Was dann bis zur Reprise dieses Themas folgt sind wunderbare Interpretationen dieser zeitlosen Musik. Ohne Wilson sein Können absprechen zu wollen: die Musik ist so gut, dass man sie einfach nicht verschandeln kann. Reimagine ist das richtige Wort, weil Wilson mit den ihm "zur Verfügung" stehenden musikalischen Möglichkeiten, seinen berühmten Harmonien und Stilmitteln des Rock n' Roll die bekannten Melodien neu interpretiert, sie sich sprichwörtlich vorstellt wie sie anders klingen könnten.
Das Ergebnis ist fraglos gelungen, die Arrangements sind ausgesucht, die Instrumentierung und die Produktion perfekt. Dieses Album ist insbesondere denen zu empfehlen, die mit dieser Art Musik nicht vertraut sind und mit ihr einen "Muffel" verbinden. Durch die neue Ausgestaltung wirken die Songs frischer und vielleicht auch moderner, wobei man mehr als gut singen können muss um die Emotionen zu transportieren. Dazu gehört auch die Phrasierung und die beherrschte Sinatra bis zur Perfektion. Aber das war einmal und was zählt ist das jetzt.
Ich weiss bereits jetzt, dass es viele Kritiker geben wird, die dem Album die altbekannten Phrasen um die Ohren hauen werden, aber wie Lomax und ich auch immer wieder geschrieben haben: jeder ist sich selbst der beste Kritiker und ehrlich gesagt interessiert mich das Geschreibe auch nicht mehr sonderlich.
Es bleibt zu hoffen, dass irgendwann einmal eine DVD mit den Songs erscheint, denn Wilson singen zu sehen ist ein Hochgenuss.
Ein perfekter Abschluss eines erholsamen Wochenendes und ein Album welches sicherlich in Zeiten des Herbstes und der kälter werdenden Tage häufiger gespielt werden wird, denn man atmet tief durch, singt mit, geniesst seinen 'Bourbon on the Rocks' und wünscht sich insgeheim an einer Bar zu sitzen wie einer der Nighthawks aus dem berühmten Bild von Edward Hopper. Dieses Gefühl kommt unweigerlich hoch wenn man diese Musik hört.
Ein unkompliziertes, wunderbares, hoch melodisches und von alten, längst vergangegen Zeiten beseeltes Album.
Höhepunkt ist definitiv 'Someone to watch over me'.
Eine schöne Woche wünscht,
Rick Deckard
link zu dem Promotion Video zum Album auf You Tube (sehenswert!)
link zu dem traumhaften Song 'The Like in I Love You' auf You Tube
link zu brianwilson.com