Brandon Flowers - Flamingo
Vor einigen Monaten bekam ich im Rahmen des kurzlebigen Projektes 'Track des Tages' einen link zugeschickt mit einem Verweis zu einem Auftritt der Killers bei den MTV Music Awards. Sowohl das Video, als auch der Leadsänger der Band nahmen mich sofort gefangen, ein rarer Augenblick in der/ meiner Popmusik. Der Song hiess 'Human', der Sänger Brandon Flowers.
Wieder einige Zeit später sah ich mir das fantastische Konzert der Killers in der Royal Albert Hall an und von da an gab es kein halten mehr. Sofort nach dem Konzertfilm recherchierte ich über den Frontmann, der mir auf Anhieb sympathisch war. Ich mochte sein Auftreten, seine Performance, sein gutes Aussehen, seine Einstellungen zu einigen Dingen, seine Herkunft und v.a. und das ist das wichtigste, seine Stimme.
Ein Mann sitzt leicht Gedanken verloren auf dem Bett eines Hotelzimmers und neigt den Blick leicht nach links, so als würde es gerade an Tür klopfen oder das Telefon klingeln. Der Blick ist müde und entnervt. die Schuhe sind abgenutzt, der dunkle Anzug sitzt. Alles ist in braun-orange farbenen Tönen gehalten, in der Ecke steht ein Koffer, daneben ein Drink und im Hintergrund leuchtet eine Metropole in der Nacht. Die Neonlichter funkeln. Es ist Las Vegas.
Vegas und kein Ende in diesem Blog, sei es 'Casino' von Scorsese, 'Fear and Loathing' von Gilliam oder nun Mr. Flowers. Die Stadt lebt. Kann sich jemand nebenbei bemerkt noch an Detective Dan Tanner erinnern, der seine Fälle in dieser Stadt löste?
Leise aus dem Hintergrund wird das Album eröffnet mit grillenden Zirpen, bis das Stück seine volle Pracht eröffnet und Flowers in seinem Element ist. Ein toller Sound und eine prächtige Eröffnung mit Country, Akustik Gitarren und Piano. Ein Traum wie Flowers singt und seine Stimme scheinbar mühelos die Oktaven meistert. Welcome to fabulous Las Vegas! Alle Facetten dieser Stadt werden besungen. Ein Mann der seiner Heimatstadt loyal ist, bei allen Verwerflichkeiten und "Sünden" die sie bietet.
Es folgt 'Only The Young', ein erster Höhepunkt des Albums, mit einem breiten, grossen und tiefen Sound. Klangteppiche aus Synthesizern, Akustik-Gitarren und Gefrickel auf einem Keyboard mit einer Mini-Melodie. Die ersten Takte von 'Jilted Lovers & Broken Hearts' erinnern sehr an vergangenes aus der PoP & Rock Musik. Stampfende Beats und ein Refrain der einlädt zum mitsingen.
Immer wieder auch unabhängig von diesem Song erinnert das Album vielfach an klassische amerikanische Rock Musik, man hört vielerorts Einflüsse von Springsteen, den ich im übrigen sehr verehre, oder wie eine Amerikanerin in Boston letztes Jahr sagte "He's such a good man!"
Flamingo ist ein wunderbar unkompliziertes Album. Ein Beispiel hierfür ist z.B. 'Was it something I said?'. Flowers singt in Falsett Höhen, fast mit Sprechgesang, im Hintergrund geben Drums und Gitarren den Rhythmus vor. Der Refrain ist schnell in den Ohren und spätestens nach dem zweiten Hören singt man mit. Was für schöne Melodien. Er ist ein toller Songschreiber. Alle Songs hat er selbst geschrieben mit tatkräftiger Unterstützung von Produzenten wie Daniel Lanois (dessen Einfluss man sofort heraus hört) oder Brendan O'Brien.
'Crossfire' ist ein weiterer von so vielen erstklassigen Songs auf dem Album. Auch hier ein klarer präziser Sound, prägnante Akustik Gitarren und immer wieder eine Orgel/ Keyboard. Es geht nach einer kurzen Einleitung schnell zur Sache und spätestens nach diesem Song ist klar, dass das nächste Album mit den anderen Mitgliedern der Killers mit Sicherheit ein Hit werden wird. Das Video zu 'Crossfire', dass muss man ehrlicherweise sagen, ist eine einzige Katastrophe: Flowers steht gefesselt in irgendwelchen dunklen Räumen, wird von Ninja's bewacht, die wiederum von einer Kampfamazone verdroschen werden, gespielt von Charlize Theron.
Das Album ist äusserst vielseitig. Man hört Chöre, Gospeleinflüsse und Blues (wie in 'On The Floor'), Americana, Rock und Country. An einigen Stellen sicherlich überproduziert, aber insgesamt ein Beweis für die Tatsache wie viel Potential noch in Flowers und der Band steckt.
Musik, die sicherlich noch häufiger diesen Herbst auf dem Plattenteller liegen wird.
Rick Deckard