Bob Mould – Silver Age
Selten hat das Vokabular von Bass, Gitarre und Schlagzeug besser funktioniert, als auf Bob Moulds Platte „Silver Age“. „My new Album, it will kick your Ass“ hat der große alte Mann des Powerrocks (Hüsker Dü, Sugar) auf dem Primavera Sound Festival versprochen. Und er hat sich verbürgt.
Moulds flirrende und schneidende Gitarre ist ein Traum. Das Album lässt einem keine Atempause, es geht ständig voran. Genau wie bei seinem grandiosen, druckvollen Konzert auf der ATP-Stage in Barcelona. Keine Experimente, keine Balladen. Aber es gibt auch keinen Altherren Punkrock, was man vermuten würden wenn man den alternden Mould so sieht. Oftmals mit Karo Hemd und Jürgen von der Lippe Bart unterwegs, entspricht er ehr dem Erscheinungsbild eines Erdkundelehrers, als dem des „Godfather of Punkrock“. Der Titel ist übrigens gerechtfertigt, wenn man die Mouldsche Vergangenheit prüft oder seine Autobiographie: „See a Little Light: The Trail of Rage and Melody“ liest. Zusammenhänge zwischen Hüsker Dü und Nirvana oder Sugar und den Foo-Fighters sind auch kaum von der Hand zu weisen. Beide Bands inkl. der Soloplatten hatten immer den Vorsprung der Einfachheit und das entspricht nun mal dem Wesen des Punks am besten! Bob Moulds neue Platte ist keineswegs altersmilde und hat auch überhaupt nichts mit einem Ausflug eines begeisterten Mitfünfzigern zu tun, der mit seinem Funktionsrad nochmal den Pfad zwischen Aufregung, Rebellion und Melodie sucht. Silver Age ist ein bissiges, rotziges und lässiges Punkrockalbum geworden, vor dem man Respekt haben sollte, wenn man sich mit dieser Musik auseinander setzt und etwas positiven Zorn in sich verspürt.
Diese Platte ist verdammt gut und unfassbar effektiv. Sie macht glücklich, weil sie Straight rockt und zeigt, dass Kompaktheit nicht von Komplexität abhängt. Kein Wunderwerk, ehr ein Standardwerk. Aber weil eben dieses Handwerk so oft fehlt und man auch auf Beiwerk verzichtet, ist es ein kleines Meisterwerk. Für mich die Platte des Jahres, sooooo far!
Alan Lomax