Black Swan - Darren Aronofsky

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. Juli 2011, 14:33  -  #Filme

Black Swan

Jetzt nach 2 Tagen bin ich in der Lage halbwegs geordnet über diesen Film zu schreiben, denn er ist einer der verstörendsten, die ich in den letzten Jahren gesehen habe.

Noch immer bin ich nicht in der Lage ihn in meinem filmischen Kosmos einzuordnen. Allein das ist ein grosses Verdienst dieses vermutlich kommenden Ausnahmeregisseurs. War 'The Wrestler' bereits ein ungewöhnliches Erlebnis, so ist 'Black Swan' die Potenzierung dieses Wortes.

Man sehe sich zunächst dieses äusserst beeindruckende Plakat an - im Grunde sagt es über den Film alles aus. Beeindruckend ebenfalls, wenn auch 'beeindruckend' schlicht untertrieben ist, die abgebildete Aktrice: Natalie Portman ist unvorstellbar gut. Eine äusserst intensive und enorm emotionale Performance, eine wahrhaftige Tour de Force dieser ohnehin aufwühlenden psychologischen Achterbahnfahrt! Diese Leistung hat mich sehr häufig an die fast an Selbstaufgabe grenzenden Leistungen eines Robert De Niro erinnert in Filmen wie z.B. 'Raging Bull' von Scorsese. Das ist eine überragende Schauspielkunst, die Portman hier abliefert und die ich ihr so "nicht zugetraut" hätte.

Was mich die letzten 2 Tage so verstörte war die Tatsache, dass ich den Film nicht mit meinen Sehgewohnheiten und meiner Auffassung vom Kino abgleichen konnte, so sehr anders empfand ich ihn. Das liegt auch daran, dass der Regisseur sehr kunstvoll verschiedene Genres mit einander verwebt und bis zum Finale in einer kaum gesehenen Art und Weise spiralförmig ad ultimo führt: Drama, Psychothriller, "Tanz"film.

Es gelingt Aronofsky den Zuschauer immer wieder zu schockieren, abzustossen und trotzdem zu fesseln.

In einer ähnlichen Weise gelang dies Nicolas Roeg mit 'Wenn die Gondeln Trauer tragen' und Alfred Hitchcock mit 'Psycho', oder auch Roman Polanski mit 'Rosemaries Baby'. Als dauerhafter Kinogänger und Cineast ist man einiges gewohnt, dramaturgisch als auch von der Erzählstruktur und den häufig wieder kehrenden Inhalten, aber alle diese gespeicherten Momente ruft der Regisseur nicht ab, sondern verblüfft den Zuschauer ein ums andere mal und lässt ihn bis zum Ende immer im Ungewissen. Eine grandiose Leistung wie ich finde!

Sehr interessant in dieser Hinsicht sind auch die technischen Aspekte des Films, die Ausleuchtung, der Schnitt und allen voran die fantastische Kameraführung von Matthew Libatique. Sehr eng an die Akteure angelehnt, gelegentlich fast subjektiv, ruhend aber auch stets in Bewegung. Das ist ein wahrer Augenschmaus!

link zu einem Interview mit Libatique. Ein faszinierender Künstler.

Auch für Filmmusik-Liebhaber bemerkenswert, wie der langjährige Stammkomponist von Aronofsky, Clint Mansell, seine Musik komponiert und diese, angereichert mit elektronischen Elementen, um die klassische Musik herum oder besser mit und in ihr verstrickt.

'Black Swan' ist ein Horrorfilm der absoluten Extraklasse, weil er sich nicht auf den klassischen Versatzstücken dieses Genres ausruht, sonder ihm neue, wirklich innovative Seiten abgewinnen kann.

So und in dieser Form habe ich das im Kino in den letzten Jahren selten gesehen.

Ich komme nicht umhin es zu sagen: Ein Meisterwerk!

Rick Deckard

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