Beady Eye – Köln E-Werk 14.03.2011
„I live my life for the stars that shine, People say it's just a waste of time, When they said I should feed my head, That to me was just a day in bed, I'll take my car and I drive real far,
To where they're not concerned about the way we are, In my mind my dreams are real, Are you concerned about the way I feel”.
…sangen Oasis im Song “Rock’n’Roll Star”! In meinem Kopf sind meine Träume echt, denn heute Nacht bin ich ein Rock’n’Roll Star! Es ist doch genau das, was uns Beady Eye und insbesondere Liam Gallagher an diesem Abend in Köln vermitteln. Und wahrlich gibt es nur zwei Wege: Entweder man folgt dem Egomanentum der britischen Helden oder man lässt es halt bleiben und wird nie verstehen, warum ein Dschungel, einen Tiger braucht oder warum Coldplay und U2 schlechte Musik machen.
„I’m a tiger. Welcome to the fucking Jungle“ (Liam Gallagher)
Oasis sind Geschichte. Noel Gallagher schreibt an einem Solo-Album, welches sicherlich grandios wird, da er der feinere Songschreiber ist.
Aber Liam hat sich die alten Recken geholt. Wenn man die Legenden Andy Bell, Gem Archer und die kommende Legende Chris Sharrock mit Liam (und zwei Gastmusikern) vor den riesigen gebeamten Lettern BEADY EYE auf der Bühne sieht -und der zweifelsohne coolere Bruder Liam- mit seinen wahrhaftig charakteristischen Gesang einsetzt, glaubt man ihm die Textzeile aus dem alten Oasissong von Anfang an.
Und man glaubt sich selbst! Was wesentlich ist!
Denn bei Gallagher geht es um nichts anderes als den Versuch zu unternehmen, gemeinsam den Mittelpunkt des Universums zu erreichen. Das alles hat was mit Selbstdarstellung, Arroganz und Größenwahn zu tun. Aber auch mit kleinen Jungens Phantasien übertragen auf reife Männer, die an diesem Abend, im wesentlichen Brite sein möchten und in einer Band spielen wollen.
Die musikalischen Vergleiche zu Oasis sind langweilig. Interessanter ist da schon eine Analyse in Richtung der schwedischen besten Band der Welt „The Soundtrack of Our Lives“. Denn aus meiner Sicht ist die Platte „Different Gear, Still Speeding“ ein großes, großes Album, welches das erste Mal an die Qualität der Schweden heranreicht. Außerdem reift es nach mehrmaligen hören, welches ich nicht von vielen Platten der letzten Jahre sagen werde.
Begeisternde Worte von mir kann man über Liam und der Musik von Beady Eye auch noch einmal hier nachlesen: http://lomax.over-blog.de/article-plattenkritiken-wie-die-gro-en-68071372.html
Die Platte, die Band, Liam, die Musik, das gesamt Konzept ist durch und durch gute Unterhaltung für die Britheads und dem restliche Publikum (wie gesagt, Männer die wie Liam sein wollen und ein paar ihrer Freundinnen) inklusive allem was Britpop (darf man das Wort eigentlich noch verwenden) zwischen psychedelischem Garagensound und „Definitely Maybe“ je ausgemacht hat.
Dabei scheint es auch egal zu sein, dass das hier alles ein Zirkus und Entertainment der besten Schule ist und alles andere doch viel zu ernst genommen wird. Was bleibt, ist dass wir hier eine Band gehört haben, die fabelhafte und ernstzunehmende Musik macht. Was für eine großartige Mischung. Was will man mehr?
Äh, Lomax warum ernstzunehmende Musik, wo es doch hier um Unterhaltung geht? Nun, es war schon richtig und wichtig, den Überhit der Platte „Kill for a Dream“ dem japanischen Volk zu widmen. Das klingt natürlich pathetisch und Gallagher's Kritiker unterstellen ihm ja auch gerne mal den Hang zum naiven Reimen und zum schlechten Text. Aber ganz ehrlich, der Song (siehe auch Video Live from the Abbey Road Studio) ist das Lied der Stunde.
Life's too short not to forgive, You can carry regrets but they won't let you live!
Ich weiß es! Letztendlich will ich tatsächlich immer etwas mehr. Und zwar Würde und Leidenschaft. Auch mag ich es, wenn endlich mal gesagt werden muss, was gesagt werden sollte. Und dann ist doch einer wie Liam genau der richtige, liebe Radiohörer:
“I’d still rather be Liam Gallagher than fucking Bono with his fucking Bible or Chris fucking Martin doing whatever the fuck he does.” (Liam Gallagher)
Das alles Addiert macht mich sehr zufrieden. Alle anderen 2.000 Zuhörer im E-Werk auch. Die 60 Minuten bleiben haften, das Album steht, eine neue Band der Stunde, ein Konsenslied für die Ewigkeit und für alle (wenn man es soziokulturell versteht und vielleicht sogar mit der Folkbewegung der sechziger Jahre vergleicht) und vielleicht für immer.
Alan Lomax