Ästhetik & Professionalität in persona - In memoriam Maximilian Schell
Als Alan Lomax und ich unsere Liebe und grosse Hingabe für das Kino entdeckten, sahen wir einst einen Film namens 'Das Urteil von Nürnberg'. Stanley Kramers Meisterwerk aus dem Jahr 1961 ist einer unserer unumstrittenen Klassiker und ein Film, der in vielerlei Hinsicht eine Triggerfunktion hatte. Allein die Riege der Schauspieler, die mitwirkten, verursacht eine Gänsehaut.
Doch ist dies nicht das Thema.
Gegen Ende des Films kam es zu einem dieser magischen Momente, zu einer Performance, um einen Anglizismus zu bemühen, die sich einbrannte in die Netzhaut und das filmische Gedächtnis: Es war dies das Schlussplädoyer des Hans Rolfe und der Schauspieler, der diesen Anwalt spielte war kein geringerer als Maximilian Schell.
Lomax und ich waren verblüfft und begeistert zugleich. Wir haben sie und wir werden sie auf ewig lieben: Die Schönheit und die Meisterschaft der darstellenden Kunst. Schauen sie sich das Video am Ende des Beitrages an. Achten sie auf die Kameraführung, achten sie aber v.a. auf Schell. Sein Timing, sein Minenspiel, seine Sprache, seine Pausen, seine Sprachmelodie. Unfassbar!
In Zeiten, in denen Schauspieler noch etwas "Wert" waren, sprach man noch vom Verständnis der Rolle, ob derjenige verstand, was er da tat. Maximilian Schell bekam nicht nur sein blendendes Aussehen in die Wiege gelegt, sondern auch eine weitere Gabe: Schauspielkunst. Diese Vereinigung ist ausserordentlich selten in der Filmgeschichte und mir fallen ausser Schell nur noch zwei weitere ein: Montgomery Clift und Peter O' Toole.
Schell schaffte es seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts (!) bis dato als Schauspieler zu existieren. Das sind mehr als 5 Dekaden. Eine überragende Leistung in der äusserst schnellebigen Welt des Kinos und geschuldet seiner Qualität.
Vor 'Urteil' war er in 'Die jungen Löwen' zu sehen von Edward Dmytryk, nach 'Urteil' in einem der elegantesten Filme überhaupt: 'Topkapi' von Jules Dassin. Auch hier war sie wieder zu sehen, diese seltene Mischung aus Schönheit und Profession.
In den 70'er Jahren variierte er die Genres und war in Thrillern, Action- und Katastrophenfilmen sowie Science Fiction Filmen zu sehen. Bemerkenswert seine Darstellung des Johann in 'Julia' von einem weiteren Regie-Titanen: Fred Zinnemann.
Danach verschrieb er sich dem Fernsehen und auch dort lieferte er weiterhin hervorragende Leistungen. Kaum bekannt, dass er z.B. in der Fernsehproduktion 'Stalin' von HBO Lenin spielte und prompt für den Golden Globe nominiert wurde.
Neben seiner mimischen Qualität, war bei Schell auch stets immer faszinierend seine Stimme. Unglaublich, was er mit ihr vermochte!
Mit Maximilian Schell ist ein weiterer überragender Schauspieler von uns gegangen, der aber durch viele Rollen, nicht zuletzt durch seine herausragende Darstellung in 'Urteil von Nürnberg' Unsterblichkeit erlangte.
Lesen sie auch ein Interview auf Spiegel Online, welches der Journalist Marc Hairapetian mit ihm führte:
Alan Lomax & Rick Deckard
In memoriam Maximilian Schell: