Another Class of Hip Hop

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  22. Dezember 2009, 15:42  -  #Populäre Musik

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Freunde, gelinde gesagt, handelt es sich bei dieser Konzertaufnahme um eine spektakuläre Sensation! Dies hat folgende Gründe, die man mit einzelnen Schlagworten beziffern kann: Innovation, Coolness, Musikalische Schönheit und Perfektion!

 

Nach Einlegen der DVD (ein Klassiker im deckardschen Sinne) fällt zuerst das ausgiebige Menu mit zahlreichen Features auf. Jedoch nicht lange gefackelt, direkt „Enter“ und zum Konzert in die legendären Abbey Road Studios.

 

Der Vorhang fällt man sieht ca. 20 weibliche Streicher, die alle ein rotes Rechteck über den Augen tragen. Im Hintergrund fallen Diamanten vom Himmel, rotten sich zusammen und explodieren anschließend in einer Art Supernova. Als wenn dieser visuelle Overkill noch nicht reicht, die Geigen und anderen Streichinstrumente setzen zu „Diamonds from Sierra Leone“ an, welches sich ganz klar an John Barrys „Diamonds Are Forever“ orientiert und einen in der anschließenden akustischen Umsetzung umhaut.

 

Überhaupt ist das klangliche Konzept famos, naheliegend, trotzdem noch nie so umgesetzt worden. Ein DJ, ein Mic.!.ein 8-Kanal-Mischer und ein Streichorchester. Hip Hop meets Klassik würde der NDR sagen, ich sage famose Idee. Und sie funktioniert in dieser Umsetzung.

 

Kayne West habe ich lange Zeit kritisch betrachtet. Aufgefallen ist mir im Sommer sein Track „Flashing Lights“ den ich in der Umsetzung von Colin Munroe & S.A.S fast den ganzen Herbst täglich gehört habe. West gilt als großer Erneuerer des Hip-Hop-Genres. Jay-Z sagt das gleiche von sich und eine handvoll gewalttätig aussehender Typen mit fetten Ketten auch. West gelingt es famos einen anderen Style zu fahren. Er kleidet sich stil sicherer, seine Texte sind tiefgründiger und seine Beats machen den Anschein, dass da zumindest jemand auf der Suche nach etwas Neuem ist.

 

Track 05 in den Abbey Studios ist das unglaublich tanzbare und mitreißende „Through the Wire“, welches ein Sample von Chaka Khan’s Single „Through the Fire“ beinhaltet. Die Streicher sind nano-sekundär abgestimmt auf Chaka Khans Stimme, die auf 180 gepitcht wurde und unerträglich hoch ist. In dem Moment wo West sich entscheidet, seinen Rap-Flow zu verlassen und sich dem Refrain hingibt und mitsingt, ist meine Gefühlswelt in Not. Ich könnte weinen!

 

Bei „Heard’em Say“ wird West von John Legend auf dem Flügel begleitet. Es gibt einen Moment in dieser Interpretation bei dem man den Eindruck hat, dass Hip Hop neu erfunden wird. Bitte selbst entdecken und den Player auf Repeat stellen…

 

Dieses Konzert beweist, dass auch der härteste Rapper, einen besseren Eindruck macht, wenn er den Kasten „Oberfläche“ verlässt und sich auf die Pfade der Musik begibt. West selbst sagt in einem Interview „…another class of Hip Hop“. Wie treffend!

 

Alan Lomax


Kanye West - DVD Diamonds from Sierra Leone [Late Orchestration: Live at Abbey Road Studios]




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