Alicia Keys Köln, 05.06.2013 – Cologne State Of Mind

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  6. Juni 2013, 08:43  -  #Konzerte

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Irgendwie wirkt diese ganze Show halbherzig. Einerseits fällt positiv auf, dass die amerikanische Sängerin auf den üblichen, übertriebenen Popwahnsinn verzichtet und man merkt, dass Sie sich als Künstlerin, ohne den ganzen SouldivameetsHipHop-Attituden, darstellen möchte. Leider sind ihre wunderschönen Pianoalleingänge und zeitgenössisch, sinnvollen Songs dann offensichtlich doch zu subtil, um Stimme, Klavier und ihre Musik alleine zur Geltung zu bringen.

So sehen wir ein halbherzige Show, einer grandiosen Sängerin, Komponistin und Frau.

Die schlicht gehaltene Bühne ist ein guter Anfang für die Zukunft, wenn man, wie ich, für die Fokussierung der Musik, der 14-fachen Grammy Gewinnerin plädiert. Aber warum versteckt man diese grandiose Band, die wahrscheinlich nur aus den famosesten Studiomusikern besteht ganz hinten auf der Bühne, teilweise überdeckt von umherfahrenden Leinwänden. Und warum kann man nicht auf diese wirklich lächerlich wirkenden Tänzer verzichten. Deren Wahnsinn der Groteske sich bei einer völlig lächerlichen Stuhlperformance, während einer weniger bekannten Pianoballaden, zu einer wirklichen Slapsticknummer entfalltet. Wirklich mit US-Entertainment-Heiligtum, hat das nichts zu tun.

Etwas verstörend sind auch die ständig auftauchenden und wieder wegfahrbaren automatisch gesteuerten Klaviere. Da kommt ein Stagepiano aus der Bühne gefahren, während der weiße Schimmelflügel im Hintergrund gerade noch rechtzeitig, vor einem Klavierstau, von der Bühne gefahren wird. Dazu der schlechte Sound der ersten Halbzeit und die legendäre kühle Distanz von A.K. machen die gesamte Konzertsituation zu einem schwierigen Gesamtwerk.

Aber was soll’s!? Irgendwie nimmt man den Kitsch (z. B. von der ballettösen Tänzerin im Hintergrund) hin und erfreut sich über die perfektionistische Darbietung der bekannten Hits „Fallin“, „Girl On Fire“, „You Don‘ know my name“ oder „A Woman’s Worth“ und akzeptiert den Rest.

Alicia Keys ist eine Ausnahme-Künstlerin, deren Werk und zeitgenössische Bedeutung für die R&B-Musik man nicht unterschätzen sollte. Natürlich ist sie auch ein sog. A-Promi und eine sog. Diva. Vielleicht sogar die derzeitige wichtigste weibliche Erscheinung im US-Entertainment. Wie ihre Zukunft nach dieser Welttour und dem unglaublichen Erfolg des Albums „Girl on Fire“ aussieht, kann man gespannt beobachten.

Ich persönlich wünsche mir noch mehr klassische Motown-Element, vielleicht etwas Jazz und eine ebenfalls grandiose Performance mit der Zentralisierung der Musik und der Musiker in Frau Keys und unserem Universum.

Ach ja, natürlich kam das Beste zum Schluss! Francis Albert Sinatra erklärte aus dem Off die Bedeutung des Songs über seine Stadt New York. Nach dem Intro erschien uns Shawn Corey Knowles-Carter (The New Sinatra) Konterfei auf der Leinwand. Jay-Z rappt über sein berühmtes Intro und wenig später erscheint Alicia Keys in einem elfengleichen, violetten Abendkleid und singt diesen ewig bleibenden Welthit eben als orchestrale Rap-Ballade, der unter ihrer Wirkung erst zu dem wird was er ist. Ein Welthit!

Verlässt man dann die Lanxess Arena Richtung Norden, sieht man den Dom und die Skyline von „Cologne“. Gerne erinnere ich mich ein paar Stunden zurück, als Alicia Keys Konzert mit ein paar Schwarzweiß-Szenen der Skyline von New York City begann. Und ein paar Minuten zurück, als sie „In Cologne, concrete jungle where dreams are made of“ singt.

Big Lights will inspire you, let’s hear it for Cologne

Alan Lomax

 

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