Alan Lomax – Kommentar

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. Dezember 2013, 09:44  -  #Kommunikation

AUS TECHNISCHEN GRÜNDEN ERSCHEINT DIESER ARTIKEL OHNE BILDER!!!

 

Oh, ha! Da werden die Latten auf einmal sehr hoch gelegt. Kollege Rick Deckard findet das Lesen von Homers Odyssee weitaus wichtiger als sich die Serie „House of Cards“ anzusehen. Außerdem muss ich zwischen den Zeilen lesen, dass der feine „Herr“ meine Beiträge nicht aufmerksam liest. Sonst würde er mir einen "VOLLENDS Verkauf“ an das Fernsehen nicht vorwerfen. …dazu später mehr (grummel).


Außerdem: Warum Jahresbestenlisten doch keinen Sinn machen, warum die Serie „Downtown Abbey“  eben mehr als Fernsehen gucken ist, weshalb wir „Eltern“ bei der nächstmöglichen Kinotrilogie auf die Straße gehen sollten um Steine zu werfen, wir den Verlust von politischer Unterhaltung nicht verkraften werden und wir alle mal wieder auf den Boden der Tatsachen runter kommen müssen und uns tatsächlich an Filmen wie „The Lone Ranger“ erfreuen sollten.


Hier kommt er also! Der Jahresendkommentar von Alan Lomax:


Fangen wir mit einigen weiteren Jahresbestenlisten an. Eingeweihte werden wissen, dass ich an einem regelmäßig stattfindenden elitären Musikzirkel teilnehmen. An diesen Abenden trifft man sich, hört Musik und hört im besten Falle zu oder unterhält sich bzw. lässt sich von der Musik unterhalten und hört den Gesprächen darüber zu. Aus diesem Zirkel sind mir noch zwei Bestenlisten zugespielt worden:


Und Carsten ist mein Name…

 

konzerte:

 

kraftwerk - düsseldorf

sigur ros - düsseldorf

janelle monae - köln stadtgarten

moon duo - king ludwig

phoenix - primavera

grant hart - stadthalle mülheim

 

lange:

 

king krule - 6 feet beneath the moon

my bloody valentine - mbv

deafheaven - sunbather

black hearted brother - stars are your home

ghostpoet - some say i so i say light

suuns - images du futur

 

kurze:

 

darkstar - a days pay for a days work

fuck buttons - brainfreeze

phosphorescent - zula

moderat - bad kingdom

savages - shut up

wooden ships - everybody knows

daft punk - get lucky

 

cover:

 

zomby - with love

 

Jan must.

 

meine fünf konzerte: 

 

1. kraftwerk (k21, düsseldorf)

2. nick cave & the bad seeds (primavera sound, barcelona)

3. sigur rós (phillipshalle, düsseldorf)

4. die goldenen zitronen (haldernpop)

5. primal scream (kantine, köln)

 

meine fünf langspielplatten: 

 

1. suuns - images du futur

2. nick cave & the bad seeds - push the sky away

3. black hearted brother - stars are our home

4. james blake - overgrown

5. my bloody valentine - mbv

 

meine fünf songs des jahres: 

 

1. jubilee street (nick cave)

2. remurdered (mogwai)

3. well you better (yo la tengo)

4. new you (my bloody valentine)

5. burroughs (chelsea light moving)

 

the soundtrack of my life in 2013: 

 

1. let somebody in (magic numbers)

2. different drum (lemonheads)

3. love vigilantes (new order)

4. ammaring (j mascis & the fog)

5. again (archive)

 

und mein liebster sampler in diesem jahr war der von herrn ewing (primaverasound)


Gemeinsam mit Gastautor Ewings Liste, der meinigen und der noch zu erwartenden Liste von Ricky haben wir also fünf veritable Liste vorliegen. Und ja, es macht Spaß diese zu lesen, zu versuchen „es“ zu verstehen, „was“ den Menschen so gefallen hat. Und ob, dass nun irgendwelche verkrampften Musikjournalisten aus dem SPEX oder STONE sind oder echte Menschen aus dem echten Leben, ist doch egal. Was bleibt ist die Musik, die man nun auch hier entdecken kann und die bestimmt nicht „Jedermann“ kennt, aber sollte. Mal sehen vielleicht schaffen wir im nächsten Jahr noch eine höhere Teilnehmerzahl und das wir uns nicht verpflichtend an so Protokolle halten, beweist Listenanarcho Ewing bestens.


Das Leben mit Serien geht weiter! Und meine Euphorie diesbezüglich ist nicht geringer als die Freude über den Gewinn des Golden Globe von Bryan Cranston und Aaron Paul, die uns wohl immer unvergesslich bleiben. Ebenso wie dies -neue und alte- noch nicht gesehene Serien schaffen werden. Hier gilt es wie niemals zuvor die Ina Deterische Wand hereinzurollen und es eben an diese zu schreiben: „Jeder ist sich seines Glückes Schmied“ und wähl das aus der Vielzahl der Qualitätsprodukte aus, die am besten zu einem passen.


Nun würde mir man wahrscheinlich ehr eine Polizeiactionserie oder irgendeine verpeilte Drogenstory unterstellen, als das famos und ruhig erzählte „Donwtown Abbey“. Aber ich schrieb es bereits vor einiger Zeit auf diesen Seiten: Diese Serie und die ruhige, unaufgeregte Erzählkunst von Julian Fellows ist ein Triumpf des Geistes. Und ein leises Aufbäumen gegen diese Krachgesellschaft, die nachgewiesener Weise nicht mehr zuhören kann. Soeben habe ich die dritte Staffel zu Ende gesehen und kann jedem den es interessiert, oh je ein leerer Saal, attestieren, ein Zettel also bitte, das die Serie meine derzeit liebste neben den völligen Gegenteilen „Mad Men“ und „The Walking Dead“ ist.


Aber Ricky Deckard hatte es bereits erwähnt. „Es“? Genau das „ES" des psychischen Apparats. Zu dem auch das „ICH“ und das „ÜBER-ICH“ gehören. Das „Es“ aber ist triebhaft und liest man Deckards Zeilen genau, wird man feststellen, dass er auf die Forderung des „Lustprinzips“ immer wieder gerne zurückgreift bzw. die Kritik eines Autors oder Filmemacher an diesem Trieb besonders erwähnenswert findet. Kontrolle klar, moralische Instanz auch klar, aber wo ist die Regulation mit dem „Es“?


Kommen wir also direkt auf den Punkt! Und auch wenn, es zum Lachen anleitet! Ich habe meine Seele nicht an das Fernsehen verkauft! Sonst wäre ich wohl kaum so leidenschaftlich auf der Suche nach großen Filmen bzw. würde mich kaum so verzaubern lassen können, wie z. B. bei Edgar Reitz meisterlichen „Heimatfilm“. Mein Trieb ist also ehr die moralische Instanz, denn sonst würden „andere“ sich diese Filme im Kino ja eben auch ansehen und jubeln. Aber in Wirklichkeit sitzen sie verbittert in ihren Räumen und versuchen es doch immer wieder klamm heimlich mit Serie, die in fragwürdiger Weise auf sie, ja Sie Deckard, zugeschnitten sind. „House of Cards“!? …ESESESES! Freud würde mir eine entsprechende Bestätigung ausstellen und noch niemals zuvor, haben Sie es mir so einfach gemacht, sie zu durchschauen. Zu dem Sie dann auch noch den guten alten Homer mit ins Spiel bringen, der ja nun sowieso immer in dieses Spiel der Serien-, Buch-, Film- oder sprachlichen Erzählung hineingehört, weil ja eben jede Geschichte eine Reise ist, die bei A anfängt und bei B endet. Homer, genial! Oder der Vorteil erster zu sein!? Man weiß es nicht.


Bei all‘ den Dingen die wir hier so –inzwischen und zwischen den Zeilen ja auch sehr persönlich und dialogisch– so abfeuern, sollten wir den moralischen Zeigefinger aber nicht vergessen. Und den kann man nicht eben immer nur an seine alten Kumpels in diesen Fällen, ja immer der gute alte Deckard erheben. Er muss auch mal gegen das Volk erhoben werden.


Denn, fordert er, dass man erst mal Homer lesen sollte, so fordere ich, dass man erstmal ein filmisches Gewissen entwickelt haben sollte, bevor man sich reaktionäre und rassistische dystopistische Filme wie „Die Tribute von Panem“ ansieht. Das Problem. Diesen Film sieht nur eine Zielgruppe zwischen 12 – 20 Jahre. Denn worum geht es in diesem Film: „Es geht um nichts anderes als um die dumpfe Verherrlichung von feinen Extrem-Brutalitäten unter Kindern (Deutschland Radio). So die konservative Sichtweise! Man könnte dem Streifen auch ein gewisses Selbstbewusstsein unterstellen. Und obwohl die Geschichte platt klingt, Tiefgang ableiten. Leider aber steht die Gewalt zu sehr im Vordergrund und die Kritik zu sehr im Hintergrund, als dass man seine Kinder dort beruhigt reinschicken kann, ohne zu Hinterfragen, was denn der Grund für den Kinobesuch ist! Man sollte aber auch nicht immer zu viel erwarten.

 

Denn wie war es denn damals, als unsere Eltern sich „Rollerball“ oder „Planet der Affen“ im Kino angesehen haben. Wahrscheinlich haben sie sich unterhalten gefühlt, durch eine verstörte Sichtweise, aber eine Mögliche Gesellschaftskritik doch gar nicht erst verstanden.

Ansprechen, Nörgeln, Provozieren, Nachdenken, Pöbeln und ab und zu mal ein Lob aussprechen! Ist das die richtige Gewichtung?


„Ich bin ein Pessimist, der sich mit Gewalt in den Optimismus stürzt“, könnte mein Motto für das nächste Jahr sein. Aber es ist letztendlich ein Zitat von einem der letzten großen deutschen Intellektuellen Dieter Hildebrandt der uns leider vor einigen Wochen für immer verlassen hat. Hildebrandt hätte hier ein paar Zeilen mehr verdient, aber wir sind kein politisches Medium und wollen es auch nicht werden.

Auch wenn mich mein Besuch bei der Generalprobe der Stunksitzung in Köln zu anderen Gedankenwegen führt. Nämlich, dass es in Deutschland zu wenig, politische Unterhaltung gibt. Und es sind eben Leute wie Hildebrandt, die uns zu neuen Ufern diesbezüglich führen wollten. Was bleibt ist seine Intelligenz und die Erinnerung an einen wahrhaft lustigen und zynischen Menschen, der auch immer ein Vorbild für mich war.

Und verlasen wir das Jahr 2013 also nicht argwöhnisch oder doppeldeutig oder sogar in Streiterin zwischen Film und Serien und Jazz und Pop, sondern mit wahrhaftigen Worten von Dieter Hildebrandt:


„Bildung kommt von Bildschirm und nicht von Buch, sonst hieße es ja Buchung.“


Ein frohes, neues Jahr 2014 wünscht

Alan Lomax

 

P.S.: Ach ja und schauen Sie sich mal in ihrer freien Zeit "The Lone Ranger" an. Was für ein Spass! Rick Deckard hat so was von Recht: http://www.lomax-deckard.de/article-ke-mo-sah-bee-121726249.html


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