Defiance & Wolverine

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  6. Oktober 2009, 19:10  -  #Filme

Edward Zwick ist vielleicht der beste Alibi-Regisseur aller Zeiten. Alibi in dem Sinne, als dass er versucht Kommerz & Anspruch perfekt miteinander zu verbinden. Was diese Liaison angeht müsste man das als hehres Anliegen eines jeden Regisseurs betrachten, denn wer will das nicht? Was Zwick betrifft schafft er diese Balance bis zu dem Punkt an dem sich beides immer die Waage hält, ob nun 'Glory', 'Legenden der Leidenschaft', 'Mut zur Wahrheit', 'Last Samurai' oder 'Blood Diamond' und deswegen, weil ihm der Mut fehlt dieses Gleichgewicht zu verschieben zu Gunsten des Anspruchs wird er weiterhin gehobene Kino Unterhaltung machen, mehr nicht. Immer werden Geschichte, Kultur, Action miteinander verwoben.

So auch in seinem neuesten Film 'Defiance' mit Daniel Craig und Liev Schreiber in den Hauptrollen. Erzählt wird die Geschichte der Bielski-Brüder, die durch Selbstlosigkeit und Mut über 1000 Juden vor dem sicheren Tod retteten, indem sie sich mit Ihnen in den Wäldern Weissrusslands versteckten, sich organisierten, sich um Kinder, alte Menschen und die Schwachen kümmerten, den harten Winter überstanden aber auch als 'Bielski-Brigade' wann immer sie konnten den Nationalsozialisten Widerstand leisteten.

Dieser äusserst entbehrungsreiche Kampf ums Überleben wird von Zwick sehr gut und packend inszeniert. Auch der Zwist um die unterschiedlichen Ansichten der Brüder zur Bewältigung dieser unmenschlichen und moralisch so fordernden Umstände wird gut von den beiden Hauptdarstellern porträtiert. Liev Schreiber spielt sehr überzeugend und Daniel Craig lässt Bond sofort vergessen. Vieles spielt sich im Kopf des Zuschauers ab und man wird einfach an das unsägliche Leid dieser Menschen erinnert.

Das ist auch das wesentliche und entscheidende an dem Film, dass durch ein populäres Medium wie dem Kino/ Film an diese Brüder erinnert wird, die durch Courage das Leben vieler hunderter Menschen retteten. Insofern kann man hier Zwick keinen Vorwurf machen. Es ist gutes, unterhaltsames, atmosphärisch sehr dichtes und schauspielrisch überzeugendes Kino.

Ganz anders hingegen der sogenannte 'Spin Off' der X-Men Reihe, welcher die Geschichte des Wolverine erzählt. Ich muss gestehen, dass ich die Comics nicht gelesen habe, aber die bisherigen 3 X-Men Filme trotz Unkenntnis der Vorlagen sehr unterhaltsam fand. Gelegentlich etwas ermüdend ob der vielen CGI Effekte aber bestes Popcorn Kino.

Nun fletscht 'Sexiest Man Alive' Hugh Jackman die Zähne und wetzt ein ums andere mal die Klingen. Und er steht mit seiner Einstellung im Widerspruch zu ..., richtig wieder Liev Schreiber, hier wieder einen 'abtrünnigen' Bruder spielend. Was sie als Kinder erleben, wie sie sich anderen Mutanten anschliessen, sich entzweien und sich doch in guter alter Manier zusammenraufen, davon liebe Leserinnen und Leser handelt diese Geschichte.

Im Ernst: Es ist Edel Trash. Es kracht, donnert und flimmert nur so auf dem Schirm und viele Szenen, insbesondere wenn die beiden Schauspieler versuchen einen Wolf zu imitieren entbehren nicht einer unfreiwilligen Komik. Es gibt natürlich exzellente Action-Szenen, die wie immer in heutiger Zeit, selbst für Comic Verhältnisse masslos übertrieben und absurd sind, aber trotzdem den gewünschten Effekt erzielen als auch einige Schauwerte die für sich genommen lohnen.

Trotzdem hat man den Eindruck, hier wäre mehr drin gewesen und wenn einem ein Film so entlässt, dann ist man nicht zufrieden. Den Hype um Mr. Jackman kann ich abgesehen von seinem Aussehen nicht verstehen: Baz Luhrman's 'Australia' war eine einzige Katastrophe (bin im Kino eingeschlafen) und auch 'Wolverine' wird man nicht lange in Erinnerung behalten. Strengen sie sich an Mr. Jackman, sonst wird man sie bald vergessen oder spielen sie in besseren Comic Verfilmungen mit, wie z.B. 'Watchmen'.

Rick Deckard 

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