Heaven On Earth

Irgendwann einmal hatte ich gelesen, dass versierte Hörer an den ersten Tönen einen Jazz-Musiker erkennen können, ich kann das nicht, aber wenn man James Carter das Saxophon spielen hört, dann kann man diese Aussage mehr als nur untermauern. Rasiermesserscharf die Töne, das Spektrum reicht aus der tiefsten Tiefe der Okatven bis in die höchsten Höhen, Sounds werden übereinander geschachtelt und ohne Übertreibung kann man hier von einem Virtuosen sprechen. Man kann hier sogar seinen Improvisationen folgen und hört und spürt, warum der Jazz auch immer die Musik des Moments ist: Soviel Freiheit versprüht keine andere Musikrichtung. Carter ist in der Lage sich sehr organisch in die Musik seiner Mitspieler einzubinden, übernimmt die Führung und hält sich auch bedeckt wann immer es erforderlich ist. Überragend welche Töne er diesem Instrument entlockt und ja, er erinnert an Albert Ayler. Seine Fähigkeit zur Anpassung an die Stimmungen ist immens und nicht umsonst wird bei diesem Album von seinen chamäleonhaften Qualitäten gesprochen. Brillant!
Stellar Cast! Alles was Rang und Namen hat umgibt Carter und Medeski. Auffällig in dieser Gruppe ist Gitarrist Adam Rogers, der ein sehr bluesiges Instrument spielt und auf allen seinen Einsätzen und Soli zu begeistern weiss. Die Rhythmus Gruppe um McBride und Baron ist sehr funky und der Groove dominiert an allen Ecken und Enden dieses Albums. Der Fuss steht nicht still, ob Ballade oder Fusion. Die Tracks sind lang und bieten allen Solisten genügend Möglichkeiten ihr Können zu entfalten. Das Album ist sehr abwechslungsreich und bietet Funk, Soul, Blues aber auch einen Hauch Avantgarde, was es so reizvoll macht. Streckenweise hat man das Gefühl die Jungs rocken, mit soviel Enthusiasmus und Freude sind sie dabei. Die Musik beinhaltet einen alten Django Reinhardt Titel (Diminishing), sowie historisches Material wie Lucky Thompson's 'Slam's Mishap' und das grandiose 'Blue Leo' (Höhepunkt des Albums!), als auch den Titel gebenden Track von Larry Young.
Ich bin froh, dass solche Musik noch gespielt, produziert und aufgenommen wird und mein Interesse am Jazz ist wieder entfacht. Jeder der Musik hört kennt diese Phasen. Nun warten wir ab, was der PoP im letzten Quartal des Jahres zu bieten hat.
Der Jazz hat gleich den Himmel auf Erden geboten, mehr kann man erst einmal nicht erwarten.
Rick Deckard
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