Zum Tod von Patrik Swayze
Ein Aufschrei! Swayze ist doch kein guter Schauspieler gewesen! Außerdem sind seine bekanntesten Filme „Dirty Dancing“, „Fackeln im Sturm“ und „Ghost – Nachricht von Sam“ doch nicht der Rede wert. Richtig, ich unterstreiche diese Aussagen. Aber, wie bei fast allen bekannten Hollywoodschauspielern der zweiten und dritten Garde, gibt auch Swayze einige bemerkenswerte Filme ab, die nicht in Vergessenheit geraten sollten.
Zum einen ist da der bereits erwähnte Film „Ghost – Nachricht von Sam“. Oberflächlich gesehen eine durchschnittliche Tragikomödie, noch mal reingeschaut ein gefühlvoller und witziger Film von Jerry Zucker. Der mit seinem älteren Bruder David und ihrem gemeinsamen Freund Jim Abrahams einige der besten blödsinnigen Filme aller Zeiten gemacht hat: „Top Secret“, „Die nackte Kanonen Reihe“ und die „Die unglaubliche Reise… Reihe“. Zucker schafft es in diesem Film „verschiedene Emotionen gleichermaßen zu bedienen und so von Anfang bis Ende perfekt zu unterhalten“. Eine Seltenheit! Der Schauspieler Swayze konnte sich mit diesem Film sein Image als Tänzer frei spielen.
Überhaupt ist dies Swayze größtes Schicksal gewesen; ...das ewige Freispielen von Imagewerten. Außerdem musste er ständig den Beweis antreten, eben doch ein großer Filmstar zu sein. „Dirty Dancing“ hat ihm wahrscheinlich mehr geschadet, als geholfen.
Wie aus(ver-)wechselbar Patrik Swayze war hat Tarantino in „Death proof – Todsicher“ gezeigt. Ken Russel spielt Stuntman Mike, der häufig mit Peter Schwitzi verwechselt wird.
Leider sind seine Auftritte in den guten Filmen „Donnie Darko“ und „Stadt der Freude“ fast vergessen oder werden nicht erwähnt.
Für mich bleibt Swayze unvergessen in einem meiner Lieblingsfilme „Die rote Flut“, von dem unfassbaren Filmemacher John Milius.
Einige jugendliche sitzen in einer Schulklasse, irgendwo in den USA. Der Lehrer berichtet im Geschichtsunterricht über die Blutlust der Mongolen. Die Schüler langweilen sich, sehen aus dem Fenster und sehen einige russische Fallschirmspringer landen. Der Lehrer stirbt auf der Stelle, weil er von einer russischen MG getroffen wird. Unglaublich aber wahr. Die russische Invasion ist da. Milius und seine Schauspieler (u. a. Patrik Swayze als jugendlicher Footballstar) drehen im Laufe des Filmes völlig durch: Einige Highschoolschüler schlagen sich ins naheliegende Gebirge durch und bilden eine Partisaneneinheit. Sie nennen sich fortan die „Wolverines“ und kallen einen russischen Soldaten nach dem anderen ab. Amerika 1, Russland 0!
John Milius der sich selbst als „Zen-Faschist“ bezeichnete, zeigten einen patriotischen amerikanischen Trash Film der Extraklasse.
Für alle Swayze Fans, die den Film nicht kennen, sei folgende legendäre Szene empfohlen. Man sieht den dampfenden Motor eines Jeeps. Patrik Swayze fordert einen Schulkollegen auf, in den Kühler zu pissen. Dann folgender Satz von Swayze (sinngemäß): "Wenn man älter ist, dann weiß man, dass so was funktioniert. Und jetzt piß in den Kühler, Danny!“
Ich will nicht zu viel versprechen und glaubt mir diesen Nachruf hätte ich in der Brigitte, der Bunten und der Bravo anders geschrieben.
Vielleicht etwa so: „…und wer Patrik Swayze noch einmal als jugendlichen Held sehen möchte, dem sei der Film „Red Dawn“ empfohlen. In dem Film geht es um das Überleben des Stärkeren in der Natur. Neben Swayze, spielen noch Dirty Dancing Jennifer Grey, der famose Harry Dean Stanton, Charlie Sheen und Ron O’ Neal mit. Der Film ist ein eindrucksvoller Film“;-)
Jedem also sein eigener Patrik Swayze! Ich sehe die Nachrufe vor mir. Die Welt online schreibt: „…der Traum aller Schwiegermütter ist tot“ und „…er überzeugt vor allem als romantischer Held“. Spiegel Online schreibt vom „…ewigen Tanzlehrer“.
In dem Film „Conan der Barbar“ (der auch von John Milius ist) gibt es folgendes Zitat: „Conan was ist das beste Leben?“ Conan der Barbar antwortet: „Zu kämpfen mit dem Feind, ihn zu verfolgen und zu vernichten und sich zu erfreuen am Geschrei der Weiber“.
Patrik Swayze ist am Montag in Los Angeles nach fast zweijährigem Kapf gegen eine Krebserkrankung gestorben.