The Mechanic
Jerry Fielding. Cineasten werden seinen Namen zu aller Erst mit Sam Peckinpah in Verbindung bringen. Zu sagen, die beiden hätten eine ähnliche künstlerische Liaison wie Spielberg und Williams oder Hitchcock und Herrmann wäre etwas übertrieben, käme dem aber nahe. Er wurde 1922 in Pittsburg, PA geboren und verstarb 1980 in Toronto und war Filmmusik-Komponist. Bereits zu Schulzeiten spielte er Klarinette in der Schulband und entwickelte zunächst eine Passion für Big Bands und die Musiken von Bernard Herrmann für die Hörspiele von Orson Welles. Er studierte Komposition und Arrangement, u.a. arrangierte er später auch für Tommy Dorsey, mit dem Sinatra seine ersten Erfolge feierte. Wie viele andere grosse Künstler bezichtigte man Ihn un-amerikanischer Umtriebe und er wurde auf die 'Schwarze Liste' gesetzt, initiiert vom berüchtigten Senator McCarthy. Otto Preminger verdankte er seine Rehabilitation und weitere Karriere in Hollywood 1962, der Ihn für seinen Film 'Advise and Consent' die Musik schreiben liess. Er schrieb zunächst für das Fernsehen, z.B. für die bekannte Folge aus 'Star Trek'-"Kennen Sie Tribbles?". Für Sam Pecinpah schrieb er die Musik für 'The Wild Bunch' und 'Straw Dogs' ('Wer Gewalt sät'), sowie für 'The Outlaw Josey Wales', alle 3 Kompositionen wurden für den Oscar nominiert. Zu seinen weiteren bekannteren Werken zählen die Musiken zu 'Junior Bonner', 'Chato's Land', 'Scorpio, der Killer', 'Die Killer Elite', 'Dirty Harry III' und 'U-Boot in Not', letzterer im übrigen ein ganz grossartiger Vertreter der Filme der 70'er Jahre mit Charlton Heston, David Carradine, Stacey Keach, Ronny Cox in den Hauptrollen.
Alle diese Musiken sind keineswegs in die Sparte 'eingängige und melodische' Filmmusik einzuordnen, im Gegenteil, Fielding gehört zu den Komponisten mit dessen Musik man sich näher und intensiv beschäftigen muss, damit sie ihren Zauber entfaltet. Also mitnichten etwas für 'zwischendurch' oder den 'Hintergrund'. Keine Melodien mit Ohrwurmcharakter, nichts was man locker beschwingt pfeifen könnte. Wenn man so will im besten Sinne unkommerziell, Fielding, der 'Punk' unter den Filmmusik-Komponisten. Fieldings eigene musikalische Sozialisation fusste in den Big Bands, aber auch im Jazz, was bei vielen seiner Scores unüberhörbar ist.
Im Zuge meines Score Revivals habe ich natürlich alle seine Filmmusiken gesucht, insbesondere die zu dem Michael Winner Film 'The Mechanic', musste aber leider feststellen, dass alle auf CD erhältliche Kompositionen vergriffen waren und die bei Intrada erschienene Limited Edition mittlerweile sagenhafte 109 € (!!!) kostet. Mir bleib dann leider nichts anderes übrig, als mich bei dem gewohnten Store umzusehen, bei dem ich diese in sehr guter Qualität für 8,99 € erwerben konnte. Ich überlege mir den Film zuzulegen. Schöne Filme waren das: Klare, saubere Handlungen, ohne Schnörkel, präzises Timing, schnell und ohne Mätzchen. Im Gegensatz zu vielen anderen Komponisten war Fielding immer in der Lage 'zwischen den Zeilen' zu lesen und die Essenz der Bilder auf der Leinwand stimmig zu vertonen. Kein 'Mickey-Mousing', sondern wie im Falle von 'The Mechanic' subtile, ausgefeilte und psychologisch stimmige Komposition. Das ganze klingt sicherlich atonal und sehr "modern" (im Sinne der klassischen Musikgeschichte), aber nicht nur anstrengend und dissonant. Man kann bei genauem Hinhören auch Themen erkennen und v.a. eine präzise musikalische Untermauerung des von Bronson gespielten Charakters. Auch das 'Leitinstrument' von Fielding, die 'Snare Drum' ist hier zu hören. Dem der Interesse hegen sollte, sei vor der Sperrigkeit gewarnt. Empfehlen kann man solche Musik sowieso nur Nerds, wie ich es einer bin, oder Film-, Musik- und Kinointeressierten Menschen.
Rick Deckard