Mew - More Stories Are Told Today I'm Sorry They Washed Away No More Stories The World Is Grey I'm Tired Let's Wash Away'
Seit Mitte letzter Woche habe ich mir eine Denksportaufgabe gestellt. Ich habe festgestellt, dass es, mit zu nehmenden Alter, immer schwerer wird sich Namen zu merken. Wenn man im Popmusikgeschäft plus Filmthemenbereich mithalten will, muss man sich enorm viel merken können. Oftmals gibt es auch die skurrilsten Verwechselungen. Angefangen hat dieses „Alters-Phänomen“ bei mir vor bereits über 10 Jahren, als ich mit Deckard und Mrs. Lomax in Portugal war….
Seit dem stehen Namens- und Titelverwechslungen bei mir an der Tagesordnung. Um mich geistig frisch zu halten lerne ich nun Plattentitel auswendig. Die erste Herausforderung in diesem Trainingsprogramm ist der Titel der neuen Mew Platte:
More Stories Are Told Today I'm Sorry They Washed Away No More Stories The World Is Grey I'm Tired Let's Wash Away'
Jetzt kann ich ihn auswendig und fühle ziemlich wohl dabei. Beim Autofahren, auf dem Klo oder im Fahrstuhl sage ich Satz immer wieder vor mich hin. Es schult nicht nur mein Gehirn sondern klingt auch einfach nur schön.
Gestern konnte ich nicht einschlafen. Normale Menschen trinken dann ein Glas Milch und zählen Schäfchen. Ich rufe mir dann meist Filme in meinem Kopf ab und versuche die Schauspieler dazu zu finden.
Gestern habe ich aber den Satz vor mir hergedacht. So mit geschlossenen Augen wirkte er dann auf einmal bedrückend, schwermütig, freudlos, irgendwie elegisch.
Vor einigen Tagen war ich auf der Mew Homepage und habe das oben eingestellte Bild gefunden. Unter dem Bild stand folgender Satz:
The other night I dreamed that Doctor Watts had gone into business selling effervescent sea-horses.
Diesen Satz lerne ich jetzt auswendig! Den Titel des Albums werde ich sowieso nicht vergessen, da er zeitgleich der Text zu meinem neuen Mew Lieblingslied: „Hawaii Dream“ ist.
No More Stories Are Told Today I’m Sorry They Washes Away (auswendig geschrieben) ist das siebte Album der dänischen Band.
Wer die Band nicht kennt, die Musik ist einfach zu beschreiben: Dominiert wird die Musik von Jonas Bjerre’s Falsettgesang. Jonas sieht nebengesagt fast immer verzweifelt aus. Er ist irrsinnig dünn und hat ein irrsinnig skandinavisches Gesicht. Die Musik lebt von häufigen Meldodienwechseln und dem Spiel zwischen Laut und Leise. Obwohl sehr künstlerisch und extrem melancholisch (die Texte bestehen aus niedergeschrieben Albträumen von Jonas), klingen Mew spektakulär popig.
Das Lied „Comforting Sounds“ vom besten Mew-Album „Frengers“ ist eines meiner absoluten Lieblingssongs. Hörprobe: http://www.mewsite.com/singles.php
Der acht Minuten und vierundvierzig Sekunden lange Song, beinhaltet das gesamt Spektrum Popmusik. Ein Epos! Nicht beschreibar, nur fühlbar! Ein Kunstwerk im größten Sinne.
Kunst ist wichtig bei Mew! Kennengelernt habe sich die 3 Musiker bei einem Kunstprojekt in Kopenhagen. Coverartwork und Marketing der Band sind auch artifiziell.
Die Veröffentlichung ihres neuen Albums in den USA wird z. B. mit einer Kunstinstallation gefeiert. Das so genannte Mewseum findet, laut, NME, vom 29. August bis zum 3. September in LA statt.
Das Video von „Zookeepers Boy“ muss in diesem Zusammenhang auch noch erwähnt werden. Man sieht die Band in einem riesengroßen Museumssaal spielen. Umgeben von einem epischen Wandgemälde, fahren die mindestens dreißig eingesetzten Kameras durch mindestens sieben Mal so viele Positionen. Das Licht ist überwältigend, abgestimmt mit dem Wandgemälde. Es wirkt absolut lebendig.
http://www.youtube.com/watch?v=3WwkN_EUhJc
Mew zu entdecken bedeutet Zeit zu haben. Die Dänen sind eine klassische Albumband, obwohl die beiden genannten Songs ausreichend sind um Freunde ein Leben lang nachhaltig zu beeindrucken.
Mew neues Album ist ebenso spektakulär, aufregend, tiefgehend und geschlossen wie die Vorgänger. Eine Weiterentwicklung der Band ist trotzdem festzustellen. Die Vielfalt der Instrumente wurde erweitert und die Dänen trennen sich deutlich von der Doktrin Gitarrenband.
Mew spielen am 30. Oktober 2009 im Kölner Gebäude 9