"Planet Of The Earps"

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  23. August 2009, 09:09  -  #Filme

Vor mehr als einem Jahrzehnt bin ich mit Mr. und Mrs. Lomax in den Urlaub gefahren, an die warmen Küsten der Algarve. Es war ein schöner und ein erinnerungswürdiger Urlaub, da gab es z.B. Hähnchen 'Piri Piri', 'Soup Of The Day', schottische Rentner und Score Dancing. Am ersten Tag gingen wir 3 hinunter zum Strand. Mr. und Mrs. Lomax verabschiedeten sich von mir an der Bodega und wollten in Richtung Sand und Wellen, entsprechend gekleidet. Ich hingegen hatte bei sommerlichsten Temperaturen ein ärmellanges Hemd, Jeans und Schuhe an. Sie bedauerten dies insgeheim und gingen hinunter, ich setzte mich und stöpselte mir die Kopfhörer zu einem Cerveza ein. Zu dieser Zeit gab es noch keine mp3 Player, also musste man einen portablen CD Player mit sich herum tragen. In diesem rotierte der Original Motion Picture Score zu 'Tombstone' komponiert von Bruce Broughton. Diesen Film habe ich gestern Abend gesehen, nachdem ich den Directors Cut vor 2 Tagen im Regal entdeckte und als Western Fan konnte ich den Silberling nicht stehen lassen.
Es gibt unzählige Verfilmungen zu einem der amerikanischen Mythen schlechthin, dem Shoot Out am O.K. Coral in Tombstone als Wyatt Earp, seine Brüder und Doc Holliday gegen die Clanton Bande antraten. In Erinnerung geblieben ist der Film mit Burt Lancaster und Kirk Douglas ('Gunfight at O.K. Coral'), als auch die John Sturges Verfilmung 'Hour of the Gun' mit James Garner in der Hauptrolle. Jahrzehnte später in den 90'er Jahren schickten sich gleich zwei Regisseure an das Leben des Wyatt Earp zu verfilmen, zum einen Lawrence Kasdan mit seinem gleichnamigen Film 'Wyatt Earp' und Kevin Costner in der Hauptrolle, als auch George Pan Cosmatos mit 'Tombstone'.

Keiner der beiden Filme war sonderlich erfolgreich, wobei ich beide auf ihre Art mag. Kasdan's Film ist sehr episch geraten und beleuchtet das gesamte Leben der Western Legende auf historisch sehr akkurate Weise mit einem Riesenbudget. Letzteres fiel bei 'Tombstone' eher bescheidener aus, was aber der Qualität des Filmes nicht anzumerken ist, im Gegenteil: Mit Kurt Russel, Val Kilmer, Sam Shephard, Bill Paxton ist er in den Hauptrollen prominent besetzt und auch in den Nebenrollen wird der Serien erfahrene Zuschauer einige Darsteller aus 'Lost' und der exzellenten Serie 'Deadwood' erkennen.

Es ist erstaunlich. G.P. Cosmatos drehte in den 80'er Jahren eigentlich nur Trash mit 'Rambo II' und 'City Cobra'. Als Regie-Assistent war er jedoch auch bei grösseren Filmen wie 'Exodus' und 'Alexis Sorbas' dabei. Er drehte noch einen Unterwasser-Horrorfilm, als auch einen Polit-Action-Thriller. Mehr Filme gibt es in seinem Oeuvre nicht. Mit 'Tombstone' drehte er somit seinen besten Film und zudem auch noch einen Western. Ein Grieche auf den Spuren amerikanischer Legenden. Der Film ist straff inszeniert, hat keine Längen, ist spannend und ist qualitativ auf höchstem Niveau: Er ist wunderschön fotografiert (William A. Fraker, 5-fach Oscar nominierter Kameramann v.a. bekannt für 'Rosemary's Baby' und 'Bullit'), hat eine ebenso schöne und passende musikalische Untermalung und ist schauspielerisch nicht zu bemängeln. Insbesondere Val Kilmer in seiner Darstellung des von Tuberkulose arg gebeutelten John Henry Holliday aka Doc Holliday ist überzeugend und hätte eine Nominierung verdient gehabt. Eine ausgezeichnete Leistung. Die Chemie zwischen Russel und Kilmer ist absolut stimmig und gerade für diese Erzählung mehr als nur bedeutend. Die Geschichte ist ausgewogen, es gibt Bösewichte, Duelle, Verfolgungsjagden und den bekannten shoot out am O.K. Coral. Der Film beginnt mit der aus 'Western von Gestern' (!) bekannten Eröffnungssequenz und wird am Anfang und Ende aus dem Off kommentiert von Robert Mitchum. Am Ende hat dann auch noch der ehemalige Vorsitzende der 'National Rifle Association' einen unspektakulären Gastauftritt: Charlton Heston.

Am Ende in der vorletzten Sequenz besucht Wyatt Earp seinen Freund Doc Holliday, der mittlerweile im Sterben in einem Sanatorium liegt. Der Dialog zwischen den beiden, der Schnitt, die Kameraeinstellung und v.a. das Spiel der Hauptdarsteller ist ein Beleg dafür, warum das Kino niemals aussterben darf.

'Tombstone' ist ein exzellenter Western. Kein Klassiker, kein Meisterwerk, aber ein Film, der in das Regal eines jeden gehört, der Western liebt.

Der Titel des Beitrags ist übrigens ein Lomax'scher Verwechslungsklassiker .

Bildquelle: The Walt Disney Company, Cinergi, Hollywood Pictures 
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