Watchmen
Alan Moore hat die Vorlage mit seinem Comic zu diesem Film geliefert, der von Zack Snyder ('300') inszeniert wurde. Moore ist ein Autor von Comics, lebt in England, Northhampton und hat bereits viele berühmte Werke geschaffen, von denen 'Watchmen' jetzt bereits die 4. Verfilmung ist, nebst 'V wie Vendetta' (nebenbei einer der besten Filme der letzten 10 Jahre), dem misslungenen 'The League of Extraordinary Gentleman', sowie dem düsteren, dunklen und optisch sehr reizvollen 'From Hell' mit Johnny Depp in der Hauptrolle, verfilmt von den Gebrüdern Hughes. Von allen Verfilmungen hat sich Moore bisher distanziert, ich weiss nicht wie es bei den 'Watchmen' war. Letzterer wird gemeinhin als 'Graphic Novel' bezeichnet und wurde von sehr vielen Literaturkritikern (!) als sehr wert- und anspruchsvoll eingestuft und überwiegend positiv beurteilt. Alan Moore selbst bezeichnet diese Definition des 'Graphic Novel' als ein Marketinginstrument der Industrie und seine Werke ganz einfach als Comics, was ich persönlich genauso sehe und von diesem Standpunkt aus lässt sich die Verfilmung auch konsequenter betrachten und beurteilen. Ohne abzuheben: Es ist und bleibt eine Comic Verfilmung. Ob sie der Vorlage angemessen ist kann ich nicht sagen, weil ich den Comic noch nicht gelesen habe, aber als Film für sich genommen ist sie absolut fantastisch und (ich kann diesen Begriff guten Gewissens aufführen) bildgewaltig! Es ist eine höchst spannende und auch bisweilen anspruchsvolle Geschichte die da mit den Mitteln des modernen Kinos erzählt wird und viele Elemente enthält, die sehr geschickt miteinander verwoben werden: Film Noir/ Detektiv-Geschichte, Superhelden, Krimi-Elemente, Fantasy und auch ein Hauch Science Fiction. Von der ersten Minute des Filmes an blickt man gefesselt und gebannt auf die Leinwand, weil man als Zuschauer hier gefordert wird. Um der Handlung zu folgen muss man konzentriert zuschauen und erlebt eine famose Geschichte in grandiosen Bildern mit, ich hätte es nicht vermutet, sehr viel Tiefgang.
Es wird eine Geschichte von Helden in einer Parallelwelt des Jahres 1985 erzählt, die kurz vor dem nuclearen Holocaust steht. New York ist das Zentrum des Geschehens, es regnet die ganze Zeit und der Zuschauer wird nach und nach durch geschicktes ineinander weben der einzelnen Handlungsstränge, unterstützt durch viele Rückblenden, in die Geschichte eingeführt. Das ganze ist sehr düster, dunkel und atmosphärisch höchst intensiv geraten. Es gibt unwahrscheinlich viele Querverweise zur Popkultur und zu vielen Filmen der jüngeren Vergangenheit, deren Stilmittel hier und da zitiert werden. Der Sound ist phänomenal, wie es auch die Auswahl der Songs ist, die sehr gut in die laufende Handlung eingebettet sind und Sinn ergeben. Die einzelnen Helden und deren Charaktere hinterlassen einen bleibenden Eindruck wie auch die Titelsequenz des Films, die sehr gelungen ist und endlich mal am Anfang steht. Schauspielerisch darf man hier keine Höhenflüge erwarten, aber alle wesentlichen charakterlichen Nuancen der einzelnen Protagonisten werden facettenreich porträtiert und gespielt und die CGI sind sehr gut als auch sinnvoll eingesetzt. Der Film ist mit 2,5 Stunden keine Minute langweilig. Szenen mit viel Dialog halten sich wunderbar die Balance mit Action Sequenzen und Fights, die phasenweise ultrabrutal dargestellt sind.
Auf jeden Fall ist Alan Moore ein interessanter und auch höchst merkwürdiger aber auch authentischer und einzigartiger Zeitgenosse. Regisseur Snyder soll sich sehr eng an die Vorlage gehalten haben und wenn dem so ist, dann strotzt die Handlung nur so über an philosophischen Betrachtungen über das Leben und den Menschen, teilweise sehr pessimistisch, aber auch voller Optimismus und Pragmatismus. Es ist auch eine sehr ehrliche und z.T. auch verbitterte Momentaufnahme des Menschen und seiner Natur. Diese Betrachtungsweise des Homo Sapiens hat mir sehr gut gefallen und ich bedauere es Mr. Lomax diesen Film nicht mit Ihnen gesehen zu haben, da er viele unserer Standpunkte nicht nur anschneidet sondern auch vertieft. Einige Dialoge gehen weit über einen 'Superhelden Film' hinaus, sondern sind grundsätzliche Statements des Autors über unsere Welt. Ich war tief beeindruckt über diese neue Form des Comics. Leider habe ich so wenig Zeit und es gibt immer soviel zu sehen und zu hören, vielleicht finde ich welche diesen Comic von Moore einmal zu lesen. Es gibt Ihn ja auch wie oben dargestellt in audio-visueller Form, in dem die Bilder gezeigt und die Sprechblasen vorgelesen werden. Comics sind etwas absolut wunderbares und essentieller als auch künstlerisch wertvoller Bestandteil unserer Kultur. Man kann sie einfach nur aus Spass lesen, was ich sehr gerne tue, sich aber auch auch in ihnen und ihren Universen verlieren.
Wer Comics und Motion Pictures liebt, dem kann ich diesen Film nur ans Herz legen. Absolut fesselnd und überaus sehenswert!
Rick Deckard
Bildquelle: Copyright Paramount Pictures, Warner Bros., Legendary Pictures, DC Comics, Alan Moore