Mothers Finest - Die Großeltern des Crossovers
Bild: Copyright Alan Lomax Foundation
Crossover, Uhh (!), hässliches Wort im Zusammenhang mit Musik und der intensiven Beschäftigung mit der Gleichen. Eine weitere Glaubensfrage ist das Wort Fusion. Bitte vernachlässigt alles Gehörte und konzentriert Euch auf das wesentliche, denn das tue ich auch. Heute benötige ich das Wort Crossover, welches im Besten Sinne ja Überschneidung bedeutet, für die Konzertbeschreibung von Mothers Finest im Dortumder Stroebels.
Übrigens ein seltsamer Laden der direkt unterhalb des gelben Stadions liegt und über einen großen Biergarten verfügt, der zu 75 % draußen ist und in weniger als 3 Minuten überdacht werden kann.
Mothers Finest ist eine Band die in meinem Freundes- und Bekanntenkreis weitestgehend abgelehnt wird. Was aber daran liegt, dass sie kaum gehört und daher auch nicht wahrgenommen werden. Außerdem ist das Image der Band wohl nicht das Beste, weil die Band seit Jahrzehnten in jedem Freizeitzentrum und Schützenfest dieser Republik spielt und der geniale Bassist Wizard mit Musikern der Udo Lindenberg Band rumhängt.
Trotzdem bin ich mir sicher, dass sich Bands wie Rage Against The Machine, Body Count, später Limp Bizkit uva. gerne auf Mothers Finest beziehen. Dies natürlich zu recht, weil man in diesen Fall eine Zuordnung mit ziemlicher historischer Sicherheit belegen kann: Joyce "Baby Jean" Kennedy und Glen "Doc" Murdock haben als (mit die ersten) harten weißen Rock mit harten schwarzen Funk gekreuzt.
1978 Essen, Grugahalle, Rockpalast. Die zweite Fernsehaufzeichnung. Auf der Bühne steht eine Band aus Amerika die hier kein Mensch kennt. Die Halle ist bestuhlt, auf der Bühne stehen einige farbige Musiker und ein weißer dünner Gitarrist. Bereits nach dem zweiten Stück sitzt niemand mehr. Alle in der Halle, wissen, dass sie hier an etwas besonderem teilhaben. Durch das Konzert wird die Band in Europa schnell bekannt. Kaufempfehlung Rockpalast DVD!
Über 30 Jahre später sehe ich sie nun also in Dortmund. Ich bin mit einem mulmigen Gefühl zu dem Konzert gegangen, weil ich zum einen, ein unerträgliches Publikum erwartet habe und zum anderen eine Band, die bestenfalls Trashstatus hat. Beides wurde umgehend wiederlegt. Das Publikum war das entspannteste und freundlichste welches ich seit langen erlebt habe und die Band ist einfach nur furios. Baby Jean ist noch lange nicht auf dem schlimmen Tina Turner Level, Doc Murdock eine extrem coole Sau und Gary "Moses Mo" Moore an der Gitarre ein Mann der mehr als geerdeten Rock spielt. Eine innovative und extrem harte Gitarre eben. Der Oberheld der Band ist natürlich Jerry "Wyzard" Seay. Ein traumhafter Bassist mit allen Ecken und Kanten. Auch meine Kinder haben Wyzard in ihr Herz geschlossen. Was das oben stehende Foto dokumentiert! Seay hat mit James Brown, Chuck Berry und Little Richard gespielt. Außerdem hat er, was kaum jemand weiß, die Titelmusik zu der legendären TV-Serie "Walker Texas Ranger" mit Chuck Norris (dem schon lange ein Eintrag unter Vergessene Helden gebührt) geschrieben.
MF haben alle großen Hits gespielt. Die Setliste wurde nach einer Stunde von Wyzard vom Boden gerissen und zerknüllt gegen die Wand geworfen. Die letzte Stunde war komplett improvisiert und wurde zu einer einzigartig und selten gehörten Jamsession. Besonders gut haben mir die aggressiven Momente gefallen. In diesen Momenten ist diese Band absolut zeitgemäß und kann mit ihren jüngeren Kollegen auf den großen Festivalbühnen dieser Welt mithalten. Haltet die Augen offen. Demnächst spielen sie auch in Eurer Stadt. Egal, ob Gütersloh, Oldenburg, Münster oder Alfeld. MF kommen zu Euch und rocken.
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