The Miles Davis Story
Bereits sehr früh habe ich Kontakt zum Phänomen Miles Davis aufgenommen, konnte aber auf Grund fehlenden Wissens und mangels der nötigen musikalischen Intelligenz diesen nicht weiter ausbauen. Vor MD habe ich immer einen grossen Bogen gemacht, zum einen, da dieser in allen sozialen Kreisen in denen ich mich bewegt habe auf eine mehr oder minder hervorstechende Weise omnipräsent war und zum anderen den Bekanntheitsgrad eines Elvis Presley oder Mickey Mouse hatte. Das war mir suspekt. Ich bin zwar kein Freund einer arroganten Haltung was meine Liebe zur Musik betrifft, aber wenn jemand diese Popularität genoss und das in einer breiten Masse, dann schien mir Zurückhaltung zunächst als die richtige aller Taktiken. Ich habe aber immer wieder die Musik dieses Ausnahmekünstlers gehört, entweder in den legendären Sessions mit Lomax in den 90'er und 00'er Jahren oder aber alleine im stillen Kämmerlein und ich muss zugeben, dass mir der Zugang schwer fiel und auch heute noch habe ich Schwierigkeiten MD zu folgen. Nun ranken sich Legenden und zahllose Anekdoten um diesen Mann, seinen verschwenderischen und z.T. auch selbstzerstörerischen Lebensstil, aber das war und ist sekundär für mich. Allein seine Musik stand und steht weiterhin im Vordergrund und die gilt es zu entdecken. Wie sollte es anders sein (Jazz-Doktoren und Professoren mögen mich dafür schelten), aber auch in meinem Falle öffnete sich die Tür mit 'A Kind of Blue' - Ein Album welches angeblich in jedem Haushalt steht und mit dem man "angibt". Wobei ich bereits im zarten Alter von 19 und 20 Jahren erste Eindrücke gewinnen konnte, v.a. mit 'Sketches of Spain'. Aber in diesem Alter war ich zu unerfahren und musikalisch auch keineswegs ausgereift um diese Art der Musik zu verstehen, ausser einem wohlwollenden Kopfnicken blieb nicht viel über.
Gestern habe ich nun 'The Miles Davis Story' gesehen, einen Dokumentarfilm von Mike Dibb für Channel 4 Television. Ich hatte bereits durch die Ken Burns DVD 'Jazz' einen ersten Einblick in sein Leben erhalten, aber diese 125 min waren durchaus intensiver und aufklärender, wenn auch hier diese 2h nicht ausreichen um diesen Mann und seine Musik zu begreifen. Die Qualität des Filmes, sowohl inhaltlich als auch in der Darstellung ist passabel, liefert aber eine gute Basis und das nötige Verständis - viele Zeitzeugen, Musiker, Fotografen, Wegbegleiter, Familienangehörige und Ehefrauen kommen zu Wort, parallel wird seine Biografie gezeigt und ohne eine intensivere Analyse bei seinen musikalischen Meilensteinen des Jazz kurz halt gemacht.
Viel wichtiger aber als die optische Präsentation ist der Inhalt und die Aussage dieses Films: Davis war ein Musiker, der sich stets und ständig weiterentwickelt hat, der weit nach hinten geblickt und zeitgleich innovativ und progressiv nach vorne geprescht ist. Ein Musiker, der sehr viel Verständnis und auch Liebe für die Musik mitbrachte und Menschen motivieren konnte diese Ideen und Visionen umzusetzen. Das ist das Bedeutende an diesem Menschen und Jazz-Musiker. Unglaublich wie viele der jetzt so populären Musiker er in seine Bands holte und förderte: Herbie Hancock, Ron Carter, Tony Williams, Wayne Shorter, Joe Zawinul, die Liste liesse sich unendlich fortsetzen. Auch das war neu für mich. Er war in der Lage diese jungen Talente zu entdecken und zu fördern, eine Leistung die wohl im Jazz ohne Gleichen ist. Wie alle grossen Künstler wusste er genau was er wollte, bzw. was er hören wollte und forderte dies von seinen Mitstreitern. Grossartige Alben waren das Ergebnis, ob die bereits o.g. oder auch LP's wie 'Bitches Brew'. Unablässig versuchte er musikalische Stile, ja Epochen miteinander zu kombinieren um weiter zu kommen, neues zu entdecken, auch wenn es einem grossen Risiko gleich kam, etwas was ich in der PoP-Musik seit den letzten 20 Jahren sehr vermisse.
Ich muss aber auch zugeben und daran wird der Film auch nichts ändern, dass ich weiterhin (grosse) Schwierigkeiten habe mit seiner Musik zu "sympathisieren", anders ausgedrückt ich kann ihm schwer folgen, bei anderen Künstlern fällt es mir da merkwürdiger Weise einfacher. Dieser unvergleichliche 'Davis Sound' (selbst Menschen, die sich nicht zu den Jazz-Aficionados zählen, würden diese eine Trompete sofort heraushören) ist grossartig, keine Frage, aber es macht mir Mühe eine ganze LP von Ihm zu hören. Vor einigen Monaten beschäftigte ich mich mit den Complete Columbia Recordings von Ihm und dem genialen Arrangeur Gil Evans, aber bereits nach einigen Tracks musste ich innehalten und auf repeat drücken. Vielleicht fehlt mir auch die musikalische Basis hierfür. So musste ich auch nachlesen, was es mit dem 'Modalen Jazz' auf sich hatte, der 'A Kind of Blue' so weltberühmt machte. Wenn ich ehrlich bin: ganz genau habe ich das immer noch nicht verstanden. Bei Lee Morgan oder z.B. Freddie Hubbard geht mir das Hören "leichter von der Hand". Man sagt ja über MD, dass er sehr sparsam war was die Noten betrifft, dass er wenige Töne spielte, aber diese umso intensiver, sprich der Klangfarbe eine bedeutendere Rolle zuwies. Diese Ökonomie in seinem Spiel ist das, was mich nach wie vor fordert. Vielleicht muss ich mit Lomax demnächst in 'Klausur gehen' (schlimm formuliert oder?) und bei einer der nächsten Zusammenkünfte Davis intensiver hören, zu zweit gelingt es einem meist besser. Wie dem auch sei, der Film war sehr erhellend und nützlich dieses Phänomen besser zu begreifen. Unabhängig seiner ganzen Ausschweifungen muss dieser Mensch auch jemand sehr sensibles gewesen sein, berücksichtigt man auch die ganzen Ressentiments, die ihm gerade am Anfang seines Lebens entgegen gebracht wurden. Ich glaube, dass bei diesem Künstler eine eingehende Beschäftigung mit seinem Leben notwendig ist, um seine Musik zu ergründen. Aber was für eine grosse Vita das gewesen ist: Von solchen Grössen wie Dizzy Gillespie oder Charlie Parker entdeckt zu werden, von East St. Louis aus die Welt zu erobern! Absolut grossartig.
Gerade gestern habe ich 'In a Silent Way' gehört und vielleicht gelingt es mir auch bald 'Sketches of Spain', 'Milestones' in einem anderen Licht zu sehen. In jedem Fall ist Miles Davis eine echte Bereicherung für mein musikalisches Leben und eine Ausnahmepersönlichkeit in der Musik grundsätzlich. Auf jeden Fall habe ich meine Scheu überwunden und mich ihm ein kleines Stück genähert.
Im Geiste aus dem 'Village Vanguard',
R.D.
Bildquelle: Copyright plosin.com, componentsofenthusiasm.wordpress.com, Sony/ BMG
Gestern habe ich nun 'The Miles Davis Story' gesehen, einen Dokumentarfilm von Mike Dibb für Channel 4 Television. Ich hatte bereits durch die Ken Burns DVD 'Jazz' einen ersten Einblick in sein Leben erhalten, aber diese 125 min waren durchaus intensiver und aufklärender, wenn auch hier diese 2h nicht ausreichen um diesen Mann und seine Musik zu begreifen. Die Qualität des Filmes, sowohl inhaltlich als auch in der Darstellung ist passabel, liefert aber eine gute Basis und das nötige Verständis - viele Zeitzeugen, Musiker, Fotografen, Wegbegleiter, Familienangehörige und Ehefrauen kommen zu Wort, parallel wird seine Biografie gezeigt und ohne eine intensivere Analyse bei seinen musikalischen Meilensteinen des Jazz kurz halt gemacht.
Viel wichtiger aber als die optische Präsentation ist der Inhalt und die Aussage dieses Films: Davis war ein Musiker, der sich stets und ständig weiterentwickelt hat, der weit nach hinten geblickt und zeitgleich innovativ und progressiv nach vorne geprescht ist. Ein Musiker, der sehr viel Verständnis und auch Liebe für die Musik mitbrachte und Menschen motivieren konnte diese Ideen und Visionen umzusetzen. Das ist das Bedeutende an diesem Menschen und Jazz-Musiker. Unglaublich wie viele der jetzt so populären Musiker er in seine Bands holte und förderte: Herbie Hancock, Ron Carter, Tony Williams, Wayne Shorter, Joe Zawinul, die Liste liesse sich unendlich fortsetzen. Auch das war neu für mich. Er war in der Lage diese jungen Talente zu entdecken und zu fördern, eine Leistung die wohl im Jazz ohne Gleichen ist. Wie alle grossen Künstler wusste er genau was er wollte, bzw. was er hören wollte und forderte dies von seinen Mitstreitern. Grossartige Alben waren das Ergebnis, ob die bereits o.g. oder auch LP's wie 'Bitches Brew'. Unablässig versuchte er musikalische Stile, ja Epochen miteinander zu kombinieren um weiter zu kommen, neues zu entdecken, auch wenn es einem grossen Risiko gleich kam, etwas was ich in der PoP-Musik seit den letzten 20 Jahren sehr vermisse.
Ich muss aber auch zugeben und daran wird der Film auch nichts ändern, dass ich weiterhin (grosse) Schwierigkeiten habe mit seiner Musik zu "sympathisieren", anders ausgedrückt ich kann ihm schwer folgen, bei anderen Künstlern fällt es mir da merkwürdiger Weise einfacher. Dieser unvergleichliche 'Davis Sound' (selbst Menschen, die sich nicht zu den Jazz-Aficionados zählen, würden diese eine Trompete sofort heraushören) ist grossartig, keine Frage, aber es macht mir Mühe eine ganze LP von Ihm zu hören. Vor einigen Monaten beschäftigte ich mich mit den Complete Columbia Recordings von Ihm und dem genialen Arrangeur Gil Evans, aber bereits nach einigen Tracks musste ich innehalten und auf repeat drücken. Vielleicht fehlt mir auch die musikalische Basis hierfür. So musste ich auch nachlesen, was es mit dem 'Modalen Jazz' auf sich hatte, der 'A Kind of Blue' so weltberühmt machte. Wenn ich ehrlich bin: ganz genau habe ich das immer noch nicht verstanden. Bei Lee Morgan oder z.B. Freddie Hubbard geht mir das Hören "leichter von der Hand". Man sagt ja über MD, dass er sehr sparsam war was die Noten betrifft, dass er wenige Töne spielte, aber diese umso intensiver, sprich der Klangfarbe eine bedeutendere Rolle zuwies. Diese Ökonomie in seinem Spiel ist das, was mich nach wie vor fordert. Vielleicht muss ich mit Lomax demnächst in 'Klausur gehen' (schlimm formuliert oder?) und bei einer der nächsten Zusammenkünfte Davis intensiver hören, zu zweit gelingt es einem meist besser. Wie dem auch sei, der Film war sehr erhellend und nützlich dieses Phänomen besser zu begreifen. Unabhängig seiner ganzen Ausschweifungen muss dieser Mensch auch jemand sehr sensibles gewesen sein, berücksichtigt man auch die ganzen Ressentiments, die ihm gerade am Anfang seines Lebens entgegen gebracht wurden. Ich glaube, dass bei diesem Künstler eine eingehende Beschäftigung mit seinem Leben notwendig ist, um seine Musik zu ergründen. Aber was für eine grosse Vita das gewesen ist: Von solchen Grössen wie Dizzy Gillespie oder Charlie Parker entdeckt zu werden, von East St. Louis aus die Welt zu erobern! Absolut grossartig.
Gerade gestern habe ich 'In a Silent Way' gehört und vielleicht gelingt es mir auch bald 'Sketches of Spain', 'Milestones' in einem anderen Licht zu sehen. In jedem Fall ist Miles Davis eine echte Bereicherung für mein musikalisches Leben und eine Ausnahmepersönlichkeit in der Musik grundsätzlich. Auf jeden Fall habe ich meine Scheu überwunden und mich ihm ein kleines Stück genähert.
Im Geiste aus dem 'Village Vanguard',
R.D.
Bildquelle: Copyright plosin.com, componentsofenthusiasm.wordpress.com, Sony/ BMG
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