"Pervers kultivierte Schlächter statt primitive Nazi-Schweine"
Seit Jahrzehnten wünsche ich mir nichts mehr als ein A-Filmfestival zu besuchen. Natürlich mit Akkreditierung und Einladungen zu allen Partys.
Was bleibt ist die reaktive Wahrnehmung im Internet und aus der Presse. Zusätzlich erhalte ich einige Ausschnitte bei arte.
Merkwürdiger Weise wird von den Festival nie die Berichterstattung geboten, die mich interessiert. Immer wieder muss ich mir Artikel und Kritiken von Filmen durchlesen, die mich nicht die Bohne interessieren und meist irgendwo in Süd-Ost-Asien spielen.
Cannes bildet eine rühmliche Ausnahme. Allerdings nicht im deutschen Feuilleton! Ein paar wahrgenommene Beispiele gefällig?
Pedro Almodòvar, stellt seinen siebzehnten Film vor.
Lars von Trier beantwortet eine unglaublich dumme Frage, gewohnt dumm: „Wenn ich Koch wäre, wäre das ein Schweinebraten“ und stellt zu dem noch sein neues Werk „Antichrist“ vor. Provokant!
Und dann endlich die neuen Filme mit ausführlichen Besprechungen von: Jane Campion, Lou Ye, Ken Loach und Park Chan Wook. Wahnsinn! Die kommenden treibenden cineastischen Kräfte unserer Zeit.
Wer lange liest gewinnt! Ein paar VÖ gibt es, auf die sich auch ein Cineast der alten Schule freuen darf.
Klar, da ist der neue Tarantino „Inglorious Basterds“. Ich bin mir sicher, dass wir das hier noch thematisieren werden. Leider muss ich heute im faz.net lesen, dass der Film nicht der blutrünstige Streifen ist den alle erwartet haben. Fragt sich wer alle ist!? Außerdem werden in der Abendzeitung „Pervers kultivierte Schlächter statt primitive Nazi-Schweine“ verkündet. Schon jetzt mein Lieblingssatz in diesem Jahr. Ich warte lieber noch mal ab und versuche die Erwartungen nicht zu hoch zu halten.
Es gibt noch mehr Vorfreude. Bei Welt-Online habe ich gelesen, dass der neue Coppola-Film „vorhersehbar“ ist. Immerhin ist „Tetro“ der erste Coppola Film seit 1974 bei dem er selbst das Originaldrehbuch geschrieben hat. Mich interessiert das, leider hört die Information dann auf. Es gibt aber eine merkwürdige Überleitung in dem Text: „Coppola mag noch über exzellente Verbindungen in Hollywood verfügen, ist aber nicht länger Teil des Systems. Das hat er mit dem Chinesen Lou Ye gemeinsam. Dessen erster Film „Weekend Lover“ wurde in seiner Heimat zensiert, der zweite „Suzhou River“ gar verboten, und der dritte „Summer Palace“ – Thema: das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens – mündete in ein fünfjähriges Berufsverbot.„
Wertvolle Informationen, keine Frage, aber mich hätte dann doch der Inhalt des Filmes interessiert. Nächster Link:
Das bemerkenswerteste bei dem Pixar-Eröffnungsfilm „Oben“ waren wohl wieder einmal die Brillen. Wie lustig! Es handelt sich um einen 3D-Film. Mich würde interessieren, ob Pixar diesmal Technik gegen Epik eingetauscht hat oder ob ein weiterer herzergreifender, moderner Film gedreht wurde. Antworten finde ich im Internet zumindest nicht.
Auch die beiden Tageszeitungen und die beiden Wochenmagazine geben mir darauf keine Antwort.
Es gibt nur eine Lösung. Ich muss selbst hin fahren. Daher meine Frage in die Runde: „Benötigt jemand für die nächsten Festivals einen Reporter?“
Ich stehe zur Verfügung!
Alan Lomax