Eurosport 2 - Battle of the Year
Warum sind Hip-Hop Kulturveranstaltungen so wichtig? Auch zu dieser Frage ist die Antwort ganz einfach: Jugendliche werden thematisch dort abgeholt, wofür sie sich interessieren. Ihnen werden keine Doktrinen vorgeschrieben und keine falschen Helden vorgestellt. Es gibt einen zweiten wichtigen Grund…
Philip Holstein hat es auf seinem blog „Im Würgegriff der Popkultur“ sehr gut beschrieben: „Das sind komische Zeiten. Es gibt kein Dagegen mehr“.
Früher gab es tatsächlich ein Gegeneinander. In der Subkultur konnten sich Jugendliche an Styles und Haltungen orientieren. Es gab Punks, Popper, Mods, Skins, New Romantics etc. Es gab ein Gegeneinander in der Familie. Der Vati hörte Monk, die Kinder AC/DC. Mal ganz platt! Heute gehen die Eltern mit Ihren Kindern zu Konzerten. Poetry Slams und Gitarrenkonzerte finden in Museen statt.
Das mag aus Sicht eines Gemeinschaftsgefühls auch alles sehr schön sein, jedoch leidet die Weiterführung der Musik und der Kunst darunter.
In Liberalisierungszeiten wie diesen geht es einfach nicht weiter. Musikalisch tritt die Welt auf der Stelle. Es gibt keine Jugendkulturen mehr aus denen sich etwas Neues entwickelt. Pessimisten sagen dann gerne: „Es gibt doch schon alles!“. Ein merkwürdiger Einwand, wenn man bedenkt, was die Menschheit in den letzten 20 Jahren alles erschaffen hat. Optimisten rufen aus: „Es geht doch immer weiter!“.
Ich sehe das nicht mehr so. Ich sehe keine bedeutende Jugendbewegung in den letzten 15 Jahren, die eine Subkultur Mainstreamfähig gemacht hat.
Ein Gesprächsthema, welches viele Seiten in Anspruch nehmen könnte….
Der zweite Wichtige Punkt fehlt noch. Hip Hop ist noch immer eine grenzübergreifende Subkultur mit einer eigenen Sprache, mit eigenen Ritualen und eigener Musik. Und der Gevatter Rap ist immer noch nicht tot.
Hip Hop lebt da draußen in den Vorstätten, in den Jugendzentren, in den Stadtteilen und in den Clubs.
Am Samstag habe ich die Vorentscheidung des Battle of the Year in Frankreich gesehen.
Das Battle of the Year ist eine jährlich stattfindende Hip-Hop Kulturveranstaltung mit dem Schwerpunkt Breakdance. Zum ersten Battle of the Year 1991 kamen ca. 500 Besucher. Mittlerweile ist das BOTY in seinem Genre eine der größten und zweifellos wichtigsten Breakdanceveranstaltungen mit jährlich über 40.000 Zuschauern weltweit.
Man sieht dort verschiedene Crews die in „übertriebenen positiven Darstellung“ die eigenen Tanzperformance in den Mittelpunkt stellen.
Es geht darum möglichst artistisch und technisch ausgefeilt die andere Crew zu Dissen. Battles sind eine gewaltfreie, symbolische Auseinandersetzung und Selbstdarstellung seines eigenen Könnens und seiner Crew. Überschüssige Energien werden somit umgeleitet und in die richtigen Bahnen geleitet.
Technisch ist das ganze auf einem extrem hohen Niveau. Aber auch die Beats die dort von angesagten DJs aufgelegt werden sind manisch großartig.
Erstaunlich bei der Vorentscheidung in der Zénith Concert Hall in Montpellier war das DJ-Set von Taj Mahal, der gar kein Chart Hip-Hop auflegte, sondern alte Funkscheiben mit genialen Breakbeats verknüpfte, gelinde gesagt grandios.
Gewürdigt werden muss noch ein Mann! Thomas „Hergi“ Hergenröther. Hergi ist Geschäftsführender Gesellschafter der ausführenden Agentur „Six Step“ und Erfinder vom „Battle of the Year“.
Thomas Hergenröther war in den achtziger Jahren einer der ersten B-Boys und wahrscheinlich der erste Mensch der Graffitis an die Üstrabahnen der Stadt malte. Nach seinem Studium hat er verschiedenen Projekte im Bereich der Jugendkulturarbeit geleitet. Immer mit den Schwerpunkt Hip-Hop.
Mit dem Battle of the Year hat er eine Idee verwirklicht die aus eigenem Idealismus, die Jugendkultur fördert und gleichzeitig in sich vereint.
Eine völlig mitreißende Veranstaltung, die Sinn macht und fasziniert.
Eurosport 2 TV-Sendehinweis: LIVE
Samstag, 19. 05.
20:30 - 22:00 Uhr Battle of the Year 2007 in Montpellier (FRA)
Big Things Poppin
Alan Lomax
http://www.battleoftheyear.de/