King of the World

von Alan Lomax und Rick Deckard  -  10. Mai 2009, 13:47  -  #Jazz




Eigentlich ist es müßig einzelne Songs auseinander zunehmen! Texte zu interpretieren und in einen sinnvollen Zusammenhang zur Musik zu bringen.

Warum? Ganz einfach, weil es überwiegend langweilig wird. Die Leere!

Bei Steely Dan Songs macht dies allerdings Sinn, wenn man einige Songs seit über 20 Jahren hört und dann anfängt sie zu verstehen.

Bei King of the World haben mich eigentlich immer die klagenden Synthesizer fasziniert. Wenn man genauer hinhört klingen sie wie gedoppelte Saxophone. Der Sound der Synthesizer ist ein MIDI-Sound. Ich glaube nicht mal besonders originell und technisch ausgefeilt. Ich bin zumindest mit dem Programm "Garage Band" in der Lage, in wenigen Sekunden einen ähnlich klingenden Sound hinzubekommen. Es ist die Stilistik, mit der Donald Fagen diese Solos spielt.

In einem Interview mit Gary Katz der das Album "Countdown to Ecstasy" produziert hat, habe ich gelesen wie er die Aufnahmen zu "King of the World" beschreibt: "Fagen war manisch. Als er das Solo im ersten Teil des Songs beendet hat, sagte er: ..."das kann ich nicht noch mal spielen." Anschließend sass er 20 Minuten im Studio und sah wortlos auf den Boden. Katz weiter: Fagen wollte den Song nicht aufnehmen, weil er sein eigenes Genie übersprungen hatte. Er hörte sich die erste Aufnahme immer und immer wieder an, bis er es besser konnte. Am dritten Tag hatte er dieses diabolisches Grinsen im Gesicht, nach dem er sich mehrere Stunden mit Becker eingeschlossen hatte. Er konnte es noch besser spielen als beim ersten Take. Der Grund dafür das die "Weiterführung" und der Synthesizer-Gitrarren-Dialog der dann auch im zweiten Teil Verwendung fand.

Der angesprochene zweite Dialog klingt dann noch klagender und warnender als der erste Teil. Denn eigentlich ist ja bereits alles vorbei.

Worum handelt es sich nun also in "King of the World"? Der Song ist ein post-apokalyptischer Traum. Er beschreibt die Fahrt durch eine Endzeit und dem vielleicht letzten Überlebenden. Ein durchaus nachvollziehbares Szenario für 1973 (.und nur für 1973???). Man machte sich nicht nur Sorgen um den Kampf der Kulturen, sondern über das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen, über das Ende, vielleicht, der Welt selber.

 

No marigolds in the promised land
There's a hole in the ground
Where they used to grow
Any man left on the Rio Grande
Is the king of the world
As far as I know

 

Im weiteren Verlauf des Textes versteht man die Zusammenhänge und den Text mit seinem wunderbaren Querverweisen zur untergehenden amerikanischen Kultur. Ein genialer Kniff von Becker und Fagen. Die Endzeitstimmung mit einer Wah-Wah Gitarre und sechzehntel High Hat Schlagfolgen zu markieren. So entsteht die Atmosphäre von geliebten siebziger Jahren Filmen wie "Bullit" und Fahrten über die Zoo-Brücke im "zweiten Gang."

Ein Wort vielleicht noch zu Beckers Gitarre in der nicht Wah-Wah getriebenen Phase des Songs. Hören sich die Pattern die er da spielt an, wie ein Geigerzähler? Verdammt noch mal ja!

Es ist so großartig, die Songs dieser Band immer wieder neu zu entdecken. Unglaublich die Tiefe, die Ideen und die Zusammenhänge. Wenn man sich darauf einlässt. Insofern....ist es doch nicht müssig einzelne Songs auseinander zunehmen, drüber zu schreiben und sich mit dem Geliebten auseinander zusetzten.

King of the World
Es lebe Alan Lomax
...er lebe hoch! 


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