Bourbon, Cowboyhüte und Baseball

von Alan Lomax und Rick Deckard  -  8. Mai 2009, 21:55  -  #Filme




Das sind definitiv nicht die Zutaten für Weltpolitik, umschreiben aber die Jugend des 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. So zumindest aus der Sicht des Regisseurs Oliver Stone, dem Mann, der wie kein anderer ein unermüdlicher filmischer Chronist der modernen Geschichte Amerikas ist. Trotz einer sehr subjektiven Färbung sowie einer Uminterpretation der Historie setzte er John F. Kennedy mit 'JFK' ein filmisches Denkmal, ein Meisterwerk, oder wie Woody Allen es etwas milder ausdrückte: "Großartige Unterhaltung!". Einige Jahre später die kompliziertere Sicht und im Gegensatz zu dem erstgenannten Film ein etwas schwer verdaulicher, wenn auch nicht minder sehenswerter Film über das Leben von Richard Nixon ('Nixon') mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle.

Nun also das Leben des ehemals "mächtigsten Mannes der Welt", der wie kein zweiter so oft karikiert wurde wie kein Präsident vor Ihm. Diese Tatsache allein reicht aus um zu zeigen, welchen Respekt und welches Ansehen er in der Welt genoss und geniesst. 

Wie auch in den vorherigen Porträts blickt Stone hinter die Fassade des Lebens von George W. Bush, zeigt Bilder aus seiner Jugend, seinem anfänglichen Draufgängertum, sein Versagen in einem ehrbaren Beruf Fuss zu fassen, seine Neigung zum Alkohol, die Beziehung zum "Übervater" George Bush, sowie seinen Wandel über die Religion zum "vom Gott berufenen Politiker", Gouverneur und schliesslich zum Präsidenten der USA. Josh Brolin verkörpert den Staatsmann und es bleibt im keine andere Wahl, als sich dem physisch zu nähern, was er vorzüglich in seine Interpretation einbaut und insgesamt glaubwürdig verkörpert. Auch alle anderen Schauspieler sind, wie immer bei Oliver Stone, erstklassig besetzt und lassen keinerlei Kritik gerechtfertigt erscheinen, insbesondere Richard Dreyfuss, der Dick Cheney makellos darstellt. 

Aber Stone ist milde geworden und lässt in jeder Filmminute seinen einst so wilden Pathos schmerzlich vermissen, sowie seine ungeheure Begeisterung und Energie, die alle seine frühen Filme auszeichneten, sei es nun 'Platoon' oder 'Born on the 4'th of July'. Warum dem so ist lässt sich schwer nachvollziehen. Vielleicht liegt das an der Aktualität der Ereignisse. Noch bevor die Geschichte um den ungeliebten Präsidenten Geschichte ist, präsentiert uns der Regisseur seine chronologische Sicht der Dinge. Mehr als eine Chronik ist es auch nicht, denn jedwede Interpretation oder Erklärung bleibt Stone uns schuldig. Keine Polarisierung, keine Anstösse zum Denken, keine Bissigkeit, keine Kritik.

Es ist wie er selbst sagt eine Satire, aber eine sehr milde. Es gibt Szenen, da muss man unweigerlich schmunzeln, gelegentlich auch lachen, aber es fehlen die Funken. Der Film wurde enorm schnell gedreht und gehört mit einem Budget von 30 Millionen $ eher zur Kategorie 'Low Budget'. Er wurde sofort im Fernsehen ausgestrahlt und erschien prompt auf DVD ohne den üblichen Weg über das Kino.

Trotz allem ist er sehenswert, denn er zeigt, wenn man den Recherchen glauben mag, den Menschen ein Stück weit hinter dem Präsidenten. Er zeigt die Mechanismen im Hintergrund die zur Politik führen, zeigt was für ein Charakter Bush jun. war und ist und wie ein solcher Mann ein so hohes Amt bekleiden konnte, er zeigt die Motivation der Bush Administration für einen Krieg und gibt am Ende diesen Menschen in der allerletzten Szene einer unglaublichen Lächerlichkeit Preis. W. ist nie langweilig und unterhält in jeder Minute ohne Längen. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass genau dieser Film mit einem Abstand von mindestens 2 Jahrzehnten gedreht worden wäre, von einem anderen Regisseur. 


W. steht für Walker.

R.D. für Rick Deckard


Bildquelle: L.A. Times und ABC News

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