J.J. Abrams, Jeffrey Lieber und Damon Lindelof

von Alan Lomax und Rick Deckard  -  8. Mai 2009, 13:02  -  #Fernsehen



Rick Deckard schrieb am 13. April 2009 folgendes Sehenswerte Fernsehserien: LOST :

 

…„Man muss an dieser Stelle die Drehbuchautoren in Hollywood mehr als nur loben: Wie ist man in der Lage solche Geschichten zu schreiben und zu erzählen? Sicherlich lag das Grundgerüst von Beginn an vor, aber wie die Autoren es schaffen die Handlung so zu strukturieren, dass nie Langeweile aufkommt, ist schon famos. In jeder Staffel, fast in jeder Folge gibt es ein Aha Erlebnis, man sieht sich verwundert an und schaut gebannt weiter auf den Schirm. Herzschlag-Finale gibt es zuhauf!“…

 

Wie ist man also in der Lage solche Geschichten zu schreiben?

 

Ich glaube es gibt nur eine denkbar logische Antwort darauf: Man muss die Möglichkeit dazu haben!

 

Abrams, Lieber und Lindelof haben diese Möglichkeit nach dem gewaltigen Erfolg der ersten Staffeln gehabt. Sicherlich haben sie sich selbst gewundert und gefreut, waren dann aber auch mit der Thematik konfrontiert, dass es weiter gehen muss.

 

Ab diesen Moment haben sie alle Freiheiten des Senders ABC erhalten. Sie durften ihren „freien Geist“ einsetzen und einfach das machen wozu sie Lust gehabt haben. Ohne auf irgendwelche Restriktionen des modernen Marketings oder des Medienverhaltens der Zuschauer zu achten. Sie konnten das tun was große Kunst auszeichnet: Nämlich das Ergebnis eines kreativen Prozesses zu erzeugen!

 

Letztendlich ist es doch bei unserer ganzen und stetigen Kritik an zeitgemäßen, glaubwürdigen Kunstprodukten (Musik, Filme, TV, Comics, Theater etc.) immer so, dass wir genau diese Einengung des freien Geistes der Künstler kritisieren. Und diese Einengung wird von den Konzernen vorgegeben. Wenn es dann mal einige Menschen schaffen sich dem System zu entziehen, entsteht so etwas Großes und Intuitives wie die Serie Lost.

 

Wenn zu der Entwicklung des freien Geistes in einem kreativen Prozess noch eine große Vorstellungskraft, Talent und popkulturelles Wissen hinzu kommt gibt es solche Ergebnisse.

 

Ich habe irgendwo gelesen, dass Abrams, Lieber und Lindelof die einzigen sind, die die Grundstruktur der Story und die Einzel-Plots kennen. Sie ziehen sich dann irgendwo zurück und stricken diese unfassbaren Ideen. Einer von Ihnen legt diese dann schematisch fest und überprüft die Logik.

 

Die Überprüfung der Logik dürfte dabei die langweiligste, aber zeitgleich auch wichtigste Aufgabe sein. Mir ist es dabei in erster Linie ein Rätsel, wie man es schaffen kann die unterschiedlichen Handlungsstränge zu verknüpfen, Charaktere die längst vergessen waren, ins Bewusstsein der Zuschauer zurückzubringen und das ganze noch in verschiedenen Zeitebenen zu erzählen. Eine Meisterleistung und genau aus diesem Grund, ist das Skript für eine TV-Serie das Beste aller Zeiten.

 

Das Lost die beste Serie aller Zeiten ist, würde ich nicht unterschreiben. Jede Serie zu seiner Zeit! Vergleiche sind müßig und letztendlich hat jeder seine eigene Meinung. Denn wer sollte entscheiden, ob z. B. die Sopranos, weniger gut und weniger schlecht sind. Der Anspruch ist zumindest gleich hoch.

 

Wenn ich aber z. B. an die HBO-Serie Carnivale denke It's Not TV. It's HBO wird mir bewusst unter welchem Druck Drehbuchautoren schreiben müssen. Für Carnivale liegt eine ähnlich gute Grundidee wie bei Lost vor. Das Sujet, Schauspieler, Regisseure etc. sind ähnlich gut, wie Lost. Leider bricht die Erzählstruktur Mitte der zweiten Staffel ein. Die Geschichte wird nicht auf neue Ebenen getragen, die Charaktere drehen sich im Kreis. Mutlosigkeit in der Umsetzung!

 

Eben das macht Lost besonders gut und meisterlich! Es gehen immer neue Türen auf. Die Charaktere entwickeln sich entweder weiter oder werden interessanter, weil man mehr aus ihrer Vergangenheit erfährt.

 

Damon Lindelof realtiv unbekannt. Er hatte bereits für Serien wie Nash Bridges und Crossing Jordan geschrieben. Was seinen Background interessant macht, ist seine offensichtliche Affinität zu popkulturellen Thematiken. So nennt er z. B. „Twin Peaks“ als seinen größten Einfluss, hat in der Band „Petting Zoo“ gespielt und auch ist Autor für Marvel’s Minicomic-Reihe Ultimate Wolverine vs. Hulk

 


Jeffrey Lieber ist vor Lost auch nicht wesentlich in Erscheinung getreten. Bei imdb.com hat er als Drehbuchautor gerade mal 5 weitere Einträge und ehrlich gesagt nicht die besten Referenzen. Unter dem politisch liberalen blog Daily Kos, scheint Lieber ein eifriger Blogger zu sein.
http://jefflieber.dailykos.com/ Scheinbar ist Lieber der politisch orientierte Schreiber. Außerdem ist frühzeitig ausgestiegen, gilt aber als Erfinder der Serie.

 

J.J. Abrams ist am vielseitigsten unterwegs. Als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent. Zudem offensichtlich ein Spaßvogel. In den Credits des Filmes Mission Impossible III bei dem Abrams Regie führte, dankt er auch der Hanso Foundation!

 

Abrams und Lindelof gelten als die Köpfe. Natürlich gibt es noch weitere Autoren, die auch ihren Teil beitragen. 
 

Hier findet Ihr einen Link zu einem Original-Drehbuch zu Lost: http://www.dailyscript.com/scripts/220_two_final.pdf

 

Gestern habe ich die vierte Staffel beendet. Insbesondere der letzte Teil gilt für mich ab sofort als Meilenstein. Es ist unfassbar, wirklich unfassbar, wie hier alle Erzählstränge zusammengeführt und dann entladen werden. Der actionreiche Plot beinhaltet so viele Suspenselinien das es für mindest acht mittelmäßige Mainstream Filme reicht.

 

Wenn ich hier so schreibe, kann ich meinen guten Freund Rick sehr gut verstehen! Es ist die beste Serie aller Zeiten, ich bin auch euphorisch und genieße es.

 

Seht Euch diese Serie an und ihr werdet erstmal nicht mehr meckern. Lost ist nicht nur Unterhaltung, sondern eine Bereicherung fürs Leben.

Alan Lomax

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: