3 Niederlagen
Das Wochenende war ein Reinfall. Dabei hatte ich mir soviel davon versprochen. Wir hatten keine Verabredungen und ich hatte mich auf einige Filme gefreut, die ich noch nicht gesehen habe.
Warum ich geglaubt habe, dass ausgerechnet diese 3(4)Filme mir Freude bereiten, ist eine Frage, mit der man sich wohl am besten an einen Therapeuten wendet.
Mal ehrlich, Filme zu sehen ist besser als alles andere. Aber diese ewigen Rückschläge, diese verdammte meist über neunzig Minuten lange Langeweile die einem von sinnfreien Autoren und Regisseuren vermittelt wird, ist fürchterlich.
„Selbst wenn man Kino und Musik genauso liebt wie Literatur, ist die Wahrscheinlichkeit immer noch größer, im Lauf von vier Wochen auf ein tolles Buch zu stoßen, das man noch nicht kennt, als auf einen tollen Film, den man noch nicht gesehen hat“ Nick Hornby
Und er hat recht! Was veranlasst mich nun also diese drei cineastischen Niederlagen preiszugeben. Nun sagen wir es mal so, es soll eine Warnung sein. Geht raus mit Euren Freunden, lest ein Buch oder schmeißt ein paar Euros in einem Glückspielautomaten, jeglicher Unterhaltungswert, ist höher als diese drei Streifen:
The Limits Control ist der aktuelle Film des Regisseurs Jim Jarmusch. Nun ist Jarmusch weder untalentiert, noch dumm. Genauso wie sein Kollege Steven Soderbergh, zu dem wir gleich noch kommen, hat er einige sehr schöne und bemerkenswerte Filme gemacht. Genau wie eben Soderbergh versucht der gute alte Jim, Wege abseits des Mainstreams zu gehen, scheitert dann aber an der unzumutbaren Langeweile für den Zuschauer.
"Es ist mein Ziel, dass die Zuschauer solche Bilder sehen, als wären sie Gemälde. Und dass sie, wenn sie das Kino verlassen, diese Gegenstände wieder ganz anders wahrnehmen. Die [Geschichte] ist zweitrangig. Es gibt eine Geschichte, aber eher versteckt. Ich lasse die dramatischen Dinge gern weg. Mich interessieren eher die Charaktere und ihre Interaktionen. Ich zeige, wie meine Figuren Dinge anschauen und dabei die Zeit vergeht.“(stern, 28. Mai 2009, Interview mit Jarmusch) Ich glaube das sagt alles über diesen trostlosen Film.
Davor haben Mrs. Lomax und ich den viereinhalb Stunden langen Zweiteiler „Che“ von Steven Soderbergh gesehen. „Die Wichtigkeit des Kinos“ hin oder her, aber ehrlich, den zweiten Teil haben wir nicht mehr sehen wollen und den ersten Teil „Revolucion“ haben wir im lethargischen Halbschlaf vernommen.
Mal ehrlich Leute und ich hoffe, dass ich diesmal eine Antwort bekomme: „Wer will das sehen?“ Die FAZ-Kritik hat es auf den Punkt gebracht: „...Soderbergh hat sich bemüht, alle Spannung aus seiner Geschichte herauszunehmen...“ Der Film ist eine Katastrophe und ich habe erst gar keine Lust mir darüber Gedanken zu machen, wie ich hier einen Verriss schreiben soll. Bitte lasst die Finger davon, es ist nicht auszuhalten, obwohl man Soderbergh, wie Jarmusch eine Vision nicht absprechen kann. Dies zur Fairness!
Immerhin einige komischen Sequenzen konnte ich in der französischen Filmkomödie „Willkommen bei den Sch’tis“ entdecken. Diesem leichten Zwischenspiel kann man wenigstens nicht böse sein. Vielleicht bemerkenswert ist, dass festgefahrene Klischees ins Gegenteil verkehrt und ad absurdum geführt werden. Bemerkenswert ist vielleicht auch das der Film den bisherigen Besucherrekord eines französischen Films übertraf. Und zwar den ebenso komischen Streifen „Die große Sause“ von Gérard Oury mit dem furiosen Louis de Funés. Vielleicht auch ein Grund, sich den Film einmal anzusehen, um zu verstehen, dass sich der Habitus des französischen Humors in den letzten 44 Jahren nicht verändert hat.
Alan Lomax
P.S.: Mein lieber Deckard, mir scheint, also ob dies ein französisches Jahr wird! Auch wenn wir beide auf einem anderen Niveau rollieren....