Am besten hat mir die Stelle mit der Gitarre gefallen

von Alan Lomax und Rick Deckard  -  5. April 2009, 13:44  -  #Filme



Der Song (I'd Got The) Whole Wide World von Wreckless Eric basiert auf zwei Akkorden die sich sehr gleichen. Nick Loewe der damalige Produzent bei dem wichtigen Punklabel Stiff Records war beim ersten Hören sofort begeistert und veröffentliche ihn umgehend. 

Geschrieben und gesungen wird "Whole Wide World" von Wreckless Eric. Eric hat sich den zweifelhaften Ruf als Punk-Rabauke erworben, weil er mehr als 360 Konzerte im Jahr spielte, überall auftrat und meist völlig besoffen war. Einige seiner Auftritte werden als "Grenze zum Wahnsinn" bezeichnet.

Das Label Stiff gerat wegen Steuerproblemen in große Probleme, hat aber weiterhin eine große Reputation durch Künstler wie Elvis Costello, Ian Dury und Madness bekommen. 

Wreckless Eric, heiratete, nahm noch ein paar Platten ohne Bedeutung auf und lebt seit dem in Südfrankreich, bis sein Song "Whole Wide World" in dem Film "Stranger than Fiction" eine neue Bedeutung bekommen hat. 

Will Ferrell spielt Harold Crick. Harold Crick ist ein trauriger Mann, der das Leben eines kontrollsüchtigen Steuerbeamten führt. Diktiert wird sein Tag von der Uhr.

Bis er bei einer Steuerprüfung  die Kuchenbäckerin Ana Pascal kennen lernt und sich in sie verliebt. Miss Pascal ist etwas anders als Crick. Sie ist tätowiert, frech und weniger kleinbürgerlich. Trotzdem fühlen die beiden sich angezogen.

Nach dem Crick, Mrs. Pascal 24 verschiede Mehlsorten schenkt nimmt sie ihn mit nach hause, wo sie gemeinsam Abendessen. Während sie in der Küche abwäscht, entdeckt Crick eine alte Gitarre in der Ecke. Er fragt sie danach. Sie antwortet: "Können Sie spielen?". Er verneint, sieht zur Gitarre rüber, nimmt sie sich, schliesst seine Augen, nimmt seinen ganzen Mut zusammen und singt ganz schüchtern, zärtlich und leidenschaftlich und mutig (I'd Got The) Whole Wide World von Wreckless Eric.

In diesem Moment kommen einige Dinge zusammen, die einzeln dargestellt werden müssen, weil sie monumentaler Natur sind:

1.) (I'd Got The) Whole Wide World ist einer der simpelsten Songs der Musikgeschichte und ein Paradebeispiel für dafür, dass Musik immer funktioniert, wenn sie glaubwürdig vorgetragen wird

2.) Will Ferrell ist mit dieser Sequenz in meine persönliche Ruhmeshalle der besten Schauspieler aufgestiegen. Der lustigste Mann der Welt, war er schon zuvor. Aber in diesem Moment bringt er Komik und Tragödie in einen neuen Zusammenhang und auf eine neue Ebene. 

3.) Diese Sequenz ist von einer solchen Ehrlichkeit, ergreifenden Wahrhaftigkeit und mitreissender Rührung, dass sie die Kraft besitzt die Welt vor dem Bösen retten zu können

Neben der ergreifenden Liebesgeschichte zwischen dem Steuerberater und der Bäckerin gibt es eine weitere Erzählebene. Das Drehbuch hat viele Finessen, schräge Ideen und philosophische Ansätze zu bieten, auf die ich hier aber nicht einzeln eingehen möchte.

Ich möchte, dass die Menschen, sich das hier ansehen:

http://www.youtube.com/watch?v=aXAKEeYmUus&feature=PlayList&p=B368604BDCA81599&playnext=1&playnext_from=PL&index=22

Großartig, nicht wahr? Auch aus dem Kontext des Filmes heraus, kann man erahnen, wie tiefgründig dieser wunderbare Film ist.

Als Crick am Ende des Filmes seine eigene gelesene und erlebte Geschichte, der Autorin zurückgibt, die sich die Wendungen ausgedacht hat, sagt er zu ihr: "Am besten hat mir die Stelle mit der Gitarre gefallen". Was ein wirklich mehr als ausgezeichneter Kniff des Autoren ist. Die für den "normalen" Zuschauer scheinbar unwesentliche Sequenz, rückt in den zentralen Mittelpunkt. Die Kraft der Musik und die Möglichkeit, dass sie Leben verändern kann. 

Für mich ein wunderbarer Moment der Filmgeschichte, voller Glanz und Wahrheit für mein eigenes Leben.

Alan Lomax  

     
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