Death Sentence
Nick Hume (Kevin Bacon) ist ein durchschnittlicher amerikanischer Familienvater. Alles läuft soweit ganz gut. Er hat ein hübsches Haus und eine nette Familie. Als er eines Abends seinen Sohn von einem Eishockeyspiel abholt ändert sich sein Leben radikal. Bei einem kurzen Tankstellenstop wird sein Sohn von einer Gang getötet.
Als Hume erfährt, dass der Täter nur mit fünf Jahren Gefängnis rechnen kann, übt er Selbstjustiz.
Den Täter konnte er auf der Flucht erkennen. Nach einigen selbstlosen Eigenrecherchen lernt er die ganze Gang kennen, die von Billy Darley angeführt wird.
Sein „Engagement“ eskaliert. Die Gang versucht Humes restliche Familie zu töten, es kommt zu einem Shoot-Out mit Billy Darley.
Der Film ist natürlich kein Meisterwerk, die Story wurde tausend Mal erzählt und die gute alte amerikanische Tradition der Selbstjustiz ist ein Thema, welches auch den umtriebigsten Dialogsuchenden Gesprächspartner ein großes Gähnen abverlangt wird.
Trotzdem gibt es einige Bemerkenswerte Dinge, die erwähnt werden müssen:
James Wan ist offensichtlich in der Lage gute Filme zu drehen. Seine bisherige Filmographie spricht eindeutig dagegen. Im Making-Of der gut ausgestatteten DVD (FSK 18) sagt er: „Ich wollte einen klassischen Siebziger Jahre Action Film drehen.“ Die nun anschließende Topphrase „das ist ihm auch gelungen“ reicht nicht aus. Die Kunst seine Vision in einen Film umzusetzen ist ihm auf ganzer Linie gelungen. Death Sentence könnte auch ein Don Siegel Film mit Clint aus dem Jahr 1972 sein.
Wan verzichtet auf schnelle Schnitte und halbgare Computertricks. Er setzt auf lange Kamerafahrten, arbeitet sehr gut mit dem Licht und Reaktiviert die alte vergessene Kunst des Kinos, nämlich Spannung aufzubauen.
Im Gegensatz zu vielen dürftigen bis negativen Kritiken an Kevin Bacon als Nick Hume finde ich seine Leistung phänomenal. Bacon ist ein Schauspieler der einen Film tragen kann und ihm Bedeutung schenken kann. Die tiefe Zerrissenheit, die Wut und die Ungläubigkeit gegenüber seiner persönlichen drastischen Veränderung ist permanent auf Bacons Gesicht zu lesen.
Seit dem Bacon, Sean Nokes in Barry Levinsons grandiosen Film „Sleepers“ gespielt hat, kennt der Zuschauer ihn nur als diesen miesen Gefängnisaufseher. Künstlerisch sicherlich ein Meilenstein für Bacon, publikumswirksam aber nicht.
Mit Eastwoods „Mystic River“ gelang ihm stückweise Rehabilitation, mit „Death Sentence“ hoffentlich der erneute Weg nach oben, den er 1996 beendet hatte.
Das Buch stammt übrigens von Brian Garfield, dessen Buch „Death Wish“ auch schon Vorlage zu dem 1974 erschienen Film „Ein Mann sieht rot“ mit Charles Bronson war.
Hier schließt sich natürlich der Kreis. Das Lexikon des Internationalen Films schreibt über „Ein Mann sieht rot“: "Ein zynischer Film, der suggestiv und kalkuliert alle Mittel einsetzt, um Selbstjustiz zu rechtfertigen."
Dies tut „Death Sentence“ nicht. James Wan lässt sich nicht verleiten, sein Ziel war es eine guten Action Film zu drehen, ohne sich dem schwierigen Thema „Selbstjustiz“ anzunehmen, um sich dabei auf eine Seite zu stellen.
Natürlich ein Kritikpunkt, insbesondere im Bezug auf die aktuellen Geschehnisse in Deutschland.
Aber genau hier fängt Kino, Kunst und Unterhaltung (im doppelten Sinne) an und hört die Realität auf….