Das Wort zum Sonntag

von Alan Lomax und Rick Deckard  -  15. März 2009, 17:19  -  #Vergessene Helden


Werde ich heute gefragt wer mein bevorzugter Schauspieler ist, antworte ich häufig: "Monty!" "Wie, Monty Python?" ist dann oft die Frage. Das zeigt mir immer wieder, dass manche Menschen einfach vergessen werden, obwohl Sie grossartiges für Ihre Kunst vollbracht haben. De Niro, Pacino, Day-Lewis. Keine Lobhudeleien in der Gegenwart ohne Kenntnis der Vergangenheit. Montgomery Clift war einer der ersten, die in der Schauspielerei bahnbrechende Akzente gesetzt haben und das Echo ist bis heute zu vernehmen. Er erlernte und perfektionierte das so genannte Method Acting, eine besondere Form des Schauspiels, welche in der 'Lee Strasberg Acting School' gelehrt wurde, dessen Begründer aber eigentlich Stanislawski war, wenn ich mich noch recht entsinne. Die Auswirkungen dieser höchst anspruchsvollen Methodik war dann in vielen Filmen zu bewundern, bis heute.

Aufmerksam wurde ich auf Clift durch meinen Vater, der mich aufforderte in der ARD um 22:15 nach dem Wort zum Sonntag den Film zu sehen, der M.C. zu Weltruhm verhalf. Die Verfilmung des Romans von James Jones: 'Verdammt in alle Ewigkeit'. Kein Schauspieler vor oder nach diesem Film hat mich so fasziniert wie Clift. Seine Leistung in diesem Film war atemberaubend. Er spielte mit einer Intensität, wie ich sie noch niemals zuvor auf der Leinwand gesehen hatte und es war ihm möglich den Zuschauer vollkommen in seinen Bann zu ziehen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Darstellern dieses 'Method Acting' wie etwa Brando oder Dean war Clift eher zurückhaltend, ein leiser, ein sehr sensibler Schauspieler. Der Effekt war umso grösser. Ich gebe zu diesen Film in einer Zeit gesehen zu haben, in der der Körper Wandlungen durchmacht, weil körpereigene Botenstoffe alles durcheinander bringen. Da kommt ein solcher Film natürlich gelegen. Aber Monty war in der Lage beim Zuschauer leidenschaftliche Reaktionen hervorzurufen. Einen solchen Effekt zu erzielen vermögen nicht viele Schauspieler. Der einzige Lebende der dazu in der Lage ist, ist Robert de Niro, der ebenso intensiv und brillant spielen kann.

Ich war fasziniert von diesem Menschen und Schauspieler. Howard Hawks' 'Red River' folgte (persönlich, nicht chronologisch) mit dem legendären John Wayne, in einem übrigens fabelhaften Western, George Steven's Social Drama 'A Place in the Sun' mit der umwerfend schönen Elisabeth Taylor, 'I Confess' von Alfred Hitchcock (Geistliche aus aller Welt attestierten Clift eine so noch nie gesehene Authentizität in der Darstellung eines Priesters) und seine sensationelle mehrminütige Performance in Stanley Kramer's 'Urteil von Nürnberg'. Er spielte unter der Regie der besten Regisseure der Welt, wurde viermal für den Oscar nominiert, dreimal als Haupt-, einmal als Nebendarsteller.

Schauspieler wie Clift waren Vorreiter für eine ganze Generation. Er war in der Lage physisch und psychisch Charaktere in Vollendung auf der Leinwand zu präsentieren und eine fiktive Person glaubhaft erscheinen zu lassen. Gerade letzteres ist ein Manko in heutigen Tagen.

Montgomery Clift ist und bleibt ein unvergessener Held.

Euer,

Rick Deckard

Bildquelle: Estate of Montgomery Clift c/o CMG Worldwide
 
Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: