Nach oben oder unten?

von Alan Lomax und Rick Deckard  -  11. März 2009, 20:54  -  #Kommunikation

Jeden Morgen wenn ich auf dem Weg zur Arbeit bin stehe ich unweigerlich vor dem Fahrstuhl. Natürlich sollte man lieber die Treppe benutzen ich weiss, von wegen Kreislauf usw. Aber ich brauche noch meine Energien für den Rest des Tages der anstrengend genug werden wird, also drücke ich den Knopf.

Was ich immer wieder faszinierend finde ist die Tatsache, wie sich Menschen vor, insbesondere im und nach dem Fahrstuhl verhalten, v.a. den Umstand, wie sich die Kommunikation ändert.

Version 1

Idealerweise ist man am liebsten alleine in dem Ding, drückt seine Etage und lässt seine Gedanken schweifen. Blickt ab und zu gelangweilt auf die Anzeige und steigt wieder aus. Man war froh keinem begegnet zu sein (und das der Kasten nicht zwischen 2 Etagen stehen geblieben ist). 
Die langweilige Variante.

Version 2

Spannender wird es erst, wenn man zu zweit in dem Kasten fährt, am besten Mann und Frau, die sich nicht kennen. Ein Traum für jeden Hobby-Soziologen und Psychologen! Jeder drückt auf seine Etage, gelegentlich überkommt einen die Höflichkeit und man drückt für den anderen. Dann passieren wundersame Dinge:

- jeder Blickkontakt auf engstem Raum wird gescheut (vornehmlich von der Frau)
- es folgen Blicke auf die Uhr, obwohl man weiss wie spät es ist
- das mobile Telefon wird aus der Tasche geholt und ein bisschen geklickt, vermutlich die Suche nach neuen SMS
- Unbehagen macht sich breit, je länger die Fahrt dauert
- geht erstmal die Tür auf, bemerkt man eine spürbare Erleichterung wenn es ins Freie geht

Version 3

Mehrere Menschen unterschiedlichen Geschlechts fahren:

- Die Luft wird dünn
- Unruhig werden Blicke hin- und her geworfen
- man sieht entweder stoisch auf den Boden oder in die Leere
- die meisten Menschen aber blicken auf die Anzeige
- kollektives Entsetzen, wenn der Fahrstuhl hält und keiner steigt ein oder aus; dann folgen Klassiker wie: "Na, dass hat sich ja gelohnt!"

Version 4

Man kennt sich und setzt das begonnene Gespräch zunächst fort, welches jedoch abrupt abbricht wohlwissend, dass hier 8 Ohren unbewusst (?) zuhören.

Es ist immer wieder interessant Menschen im Fahrstuhl zu beobachten. Scheinbar mögen Menschen diese Nähe auf engstem Raum nicht oder es bereitet Ihnen grösstes Unbehagen, v.a. wenn man ganz eng nebeneinander steht.

Spannend zu beobachten wie Menschen in der Lage sind, auch ohne Worte zu kommunizieren.

Lasst Eure Umwelt nicht aus den Augen.

Euer,

Rick Deckard
 
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