Der Baader Meinhof Komplex

von Alan Lomax  -  9. März 2009, 13:03  -  #Filme



Als dritten Film im neuen Heim, habe ich mir „Den Baader Meinhof Komplex“ angesehen.

 

Die Frage warum ich es mir immer wieder antue deutsche Filme zu sehen ist absolut berechtigt, wenn sie jemand stellt!

 

Ich wurde wieder einmal bestätigt, dass ein deutscher Drehbuchautor und Produzent, ein deutscher Regisseur und insbesondere deutsche Schauspieler nicht in der Lage sind, Geschichten global zu erzählen. 
 

Das deutsche Publikum mag vielleicht noch interessiert sein, aber eine hochbrisante Geschichte, die die Welt kurz aufgerüttelt hat, so zu erzählen, dass sie einem weltweiten Kinopublikum zugänglich gemacht wird, ist doch die tatsächliche Kunst. Und somit bezweifele ich, dass der durchschnittliche Amerikaner ein Interesse an dieser Erzählform hat.

 

Der Film erzählt zwar sehr gekonnt die Ereignisse, letztendlich bleiben sie aber nur abgefilmt. Was waren die tatsächlichen Probleme der BRD zu dieser Zeit und wie kam es, dass überdurchschnittlich intelligente Menschen aus einer bürgerlichen Erziehung, wie Ulrike Meinhof und Gudrun Esslin zu radikalen Kämpfern ohne Sinn und Verstand wurden?

 

Mal abgesehen von dem duchschnittlichen Amerikaner, der mir erstmal egal sein kann; ...wie kommt ein jugendlicher durchschnittlicher Deutscher aus dem Jahre 2008 aus dem Kino? Antwort: Genauso wie er rein gekommen ist!

 

Der Film ist eine dokumentarische Abfilmung der Ereignisse. Zweifelsohne werde nun meine Kritiker sagen, dass das doch eine Möglichkeit der Darstellung ist. Mag sein, aber mein Anspruch an Film und an einer Geschichte ist vielfältiger. Ich möchte Zusammenhänge verstehen, Charakter nachvollziehen können und angeregt werden, zu überlegen, wie es zu einer Form des Wahnsinns kommen konnte.

 

Hier zwei Möglichkeiten zum besseren Ansatz:

 

1.)    Die Geschichte hätte man auf den Konflikt zwischen Gudrun Esslin und Ulrike Meinhof legen können! Somit hätte man erfahren, ob und warum der Konflikt relevant gewesen ist. Das ganze hätte man in einer klassischen Erzählform darstellen können, um so Veränderungen im Charakter der beiden Frauen besser zu verstehen. Das unfassbare bei der Erzählform von Uli Edel und dem Drehbuch von Eichinger ist doch die Tatsache, dass eine Ulrike Meinhof, nicht nur ihr Leben aufs Spiel gesetzt hat, sondern auch ihre Familie verraten und verkauft hat! Dies wird mit einem Wink von Meinhof in Jordanien abgetan! Unfassbar!

 

2.)    Im Gegensatz zu Esslin und Meinhof, ist Andreas Baader eine der traurigen Hauptakteure. Baader ist ein misanthropischer, frauenfeindlicher und höchst unsympathischer Soziopath gewesen. Der mit einem revolutionären Held soviel zu tun hat, wie Bleibtreu mit Schauspielkunst. Ein Ansatz wäre es gewesen, die Geschichte aus Sicht von Andreas Baaders zu erzählen, um aufzudecken, was für ein grotesker Typ er war. Dann aber auch auf die Zwölf und ihn als das darstellen, was er war. Konsequenz und Mut wäre hierbei die richtige Mixtur gwesen.

 

Ich könnte mir vorstellen, dass viele Beteiligten an diesem Film, sehr viel Schmerzensgeld kassiert haben. Stefan Aust muss Eingeständnisse gemacht haben, die in ihm bestimmt immer körperliche Schmerzen hervor rufen.

 

Und somit kann ich auch beruhigt zusammenfassen, dass ich immer noch sein Buch empfehlen kann, um diese Zeit und diese Aktivitäten zu verstehen. Der Film schafft es nicht mal ansatzweise, diesen grausigen, aber faszinierenden Teil der deutschen Geschichten zu erklären.

 

Ein Schlusswort noch zu allen agierenden Schauspielern. Insbesondere gerichtet an Martina Gedeck und Johanna Wokalek: Einen Charakter darzustellen, hat nichts damit zu tun, Texte zu zitieren und dabei einen bedeutungsschwangeren Gesichtsausdruck aufzulegen. Oder um mit Max Reinhardt zu sprechen:

 

„Der Schauspieler ist von der unbändigen Lust getrieben, sich unaufhörlich in andere Menschen zu verwandeln, um in den anderen am Ende sich selbst zu entdecken.“

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