Unglückliche Angelegenheit - Alfred Hitchcock's Topas
Im Rahmen meiner privaten Hitchcock-Retrospektive habe ich am Samstag bei der guten alten ARD, Topas (engl. Topaz) gesehen.
Das war ganz gut, denn eigentlich wäre dieser Streifen nicht in meiner engeren Auswahl gewesen. Topas ist sicherlich der ungewöhnlichste Hitchcockfilm. Er konzentriert sich nicht auf seine Hauptdarstellerin Karin Dor. Er thematisiert die politische und militaristische Auseinandersetzung der Weltmächte rund um Kuba. Er lässt die Thematik „Suspense“ komplett außen vor. Er drehte in fast 5 verschiedenen Ländern, mit zahlreichen Außenaufnahmen. Er gab mehr Geld aus, als je zuvor. Er stellt seinen Hauptdarsteller als Verräter da, der seine Frau hintergeht und die CIA verrät.
Worum geht es:
Kalter Krieg: Auf einer UN-Tagung in New York soll der französische Agent André Deveraux (Frederick Stafford) kubanische Geheimpapiere für die Amerikaner besorgen. Sie sollen die sowjetische Militärpräsenz auf der Insel bestätigen. Um seinen Auftrag auszuführen, muss Deveraux an die kubanische Delegation von Rico Parra (John Vernon) heran. Die Aktion gelingt dank eines Helfers, der als Reporter Zutritt erhält. Um konkrete Beweise für die Bedrohung zu beschaffen, reist Deveraux nach Kuba. Seine Begegnung mit Parras Geliebter Juanita (Karin Dor) hat ein sowjetischer Überläufer in Gang gesetzt, der auch von einem Verräter an höchster Nato-Stelle in Paris zu berichten weiß…
Die Romanvorlage und die erste Drehbuchvorlage kommt von Leon Uris (der auch noch seine Chance unter der Rubrik „Vergessene Helden“ bekommt). Hitch hat die Drehbuchvorlag allerdings als „unbrauchbar“ eingestuft und es noch während des Drehs umgeschrieben. Was muss das für ein Horror für den Perfektionisten Hitchcock gewesen sein.
Obwohl der Film weder bei der Kritik, beim Publikum und bei mir zu einem großen Erfolg wurde, wirkt er im Jahre 2009 auf einmal charmant und weniger konstruiert, als ich ihn in Erinnerung gehabt habe.
Somit gibt es einige wunderschön komponierte Sequenzen: Insbesondere „Der Tod der Juanita Cordoba“ und die wundervolle „Hotelsequenz“, bei der kubanischen UN-Delegation, die fast ohne Dialog auskommt.
Wer will kann mir gerne einige Beispiele von zeitgenössischen Regisseuren nennen, die ähnlich wertvolle Bilder hinterlassen werden. Mir persönlich fallen nicht viele ein.
Trotzdem Hitchcock sagte später selbst über Topas, dass das ehr eine „unglückliche Angelegenheit“ gewesen sein. Und was der Meister sagt, stimmt!