24 Hour Party People – Michael Winterbottom

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  21. März 2010, 11:43  -  #Filme

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You'll never see the hacienda. It doesn't exist. The hacienda must be built

Seit 1986 ist New Order meine Lieblingsband! Man könnte auch sagen, dass sie seit dem im Mittelpunkt meines Musikuniversums steht. Es ist noch heute so, dass ich nur einen New Order Song höre brauche, um die anschließenden Tage nichts anderes mehr hören zu wollen. 

Joy Divison halte ich für die wichtigste europäische Band der Neuzeit. Allerdings möchte ich da wenig zu sagen, weil ich diesbezüglich zu arrogant bin! A Certain Radio, Caberet Voltaire, Happy Mondays, OMD, Happy Mondays und weitere Acts haben Factory Records zu einem meiner TOP5 Plattenlabels aller Zeiten gemacht. 

Tony Wilson, Martin Hannett (Fac.) und Ivo Watts-Russell (4AD) sind die Phil Spectors, George Martins und Berry Gordy  meiner Zeit gewesen. 

Der Manchester Club Fac51 Hacienda war in den achtziger Jahren ein für mich unerreichbarer, aber erträumter Ort. 

Wenn ich heute das heruntergekommen Genie Shaun Ryder, z.B. als Gastsänger der Gorillaz sehe, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. 

Und überhaupt ist Manchester ein mystischer Ort für mich: Oasis, The Hollies, The Smiths, Inspiral Carpets, Stone Roses, The Fall. Sie alle kommen aus dieser Stadt. Weiter oben sprach ich eine gewisse Arroganz an! Diese ist lediglich mit Leidenschaft und Euphorie begründet. Aber auch mit Zeit. Denn die Hälfte meines Lebens beschäftige ich mich mit der Microzelle Manchester und dem Universum Kunst und Musik aus dieser Stadt. Außerdem fasziniert mich seit Mitte der Achtziger Jahre der legendäre Auftritt der Sex Pistols in der Lesser Free Grade Hall. Einem der wohl wichtigsten gebündelten, wahren und belegbaren Momente der Popgeschichte. 

Als vor einigen Jahren der Film Control von Anton Corbijn erschien war ich lange Zeit skeptisch. Weitestgehend bin ich Gesprächen zu diesem Film aus dem Weg gegangen und ich habe mich lange gegenüber des Films gesperrt. Dann aber eines besseren belehrt worden. 

Nach fast 8 Jahren der Möglichkeiten habe ich mich gestern entschieden, mir 24 Hour Party People von Michael Winterbottom anzusehen. 

Der Film ist ein aussagefreies Aneinanderreihen von verschiedenen Formaten, aus der Sicht des Factory Gründers  Tony Wilson. Winterbottom erzählt die Geschichte in bester Pro7-Laune. Geistesgestört, inhaltsleer und verzerrt. Ich verstehe sein Motiv nicht! Winterbottom hat den Etat gehabt und die Möglichkeit, eine der wichtigsten Zeit des Pops zu dokumentieren und so mit selbst unsterblich zu werden. Herausgekommen ist ein stilistisch unerträglicher Bogen von idiotischen, haltlosen und gedankenlosen Bildern. 

Eine der schlimmsten Szenen ist der Tod des Joy Division Sängers Ian Curtis. Winterbottom zeigt Curtis völlig respektlos im offenen Sarg liegen. Nur um seinen Protagonisten Wilson einen ehrenvollen Abschied zu gewähren. 

Mit ist ein Traum genommen worden. Eine imaginäre Welt, die weitestgehend in meinem Kopf entstanden ist. Nun hat Winterbottom einige dieser imaginären Bilder zerstört. Meine Helden bleiben trotzdem unantastbar. So weit hast Du es nicht geschafft Winderbottom! 

Ich empfehlen jedem Menschen, egal, ob Fan oder Interessent, die Finger von diesem schlimmen Machwerk zu lassen! 

Dreamers cannot beat Stand on your own two feet (Fad Gadget, Stand Up)

Alan Lomax

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