EWINGS (674FM) DEFINITIVE TOP FIVE DES JAHRES 2024

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  2. Januar 2025, 11:37

EWINGS (674FM) DEFINITIVE TOP FIVE DES JAHRES 2024
EWINGS (674FM) DEFINITIVE TOP FIVE DES JAHRES 2024

Ewing ist Sendungsmacher (musikabend) bei 674FM, gern gelesener Gastautor auf unserer Seite und Kölns führender Plattensammler. Wie jedes Jahr manifestiert er bei www.lomax-deckard.de seine definitiven Lieblings Popkulturmomente....

Köln, 02. Januar 2025

„Wenn wir sie auf die Münder küssen, machen wir sie schneller kalt“ – eine mutige Tocotronic-Parole aus dem sehr guten Song „Denn sie wissen was sie tun“. Nehmen wir das ernst. Denn es wird sicher noch schlimmer kommen und wenigstens die Musik darf ein paar Zeichen setzen. Hat sie auch schon, in diesem Jahr zum Beispiel mit diesen Milestones, die meine persönlichen Favoriten sind und in Teilen gemeinsam mit meinen MUSIC NIGHT BROTHERS beim Musikabend auf 674FM am 25.01.2025 von 18-22 Uhr dargeboten werden.
 

LIVE MOMENTE
Eine Huldigung der wichtigsten Konzerte kann in meinem Radio Special dazu nachgehört werden. Hier kann die Sendung gehört werden;

 

DIE BESTEN ALBEN

1
FONTAINES D.C.
Romance
XL Recordings

Eigentlich wollte ich gar nichts mehr dazu sagen, soviel habe ich in diesem Jahr über FDC gesprochen, über die Lyrik, die Kunst, die Bandentwicklung, die Produktion, die Bedeutung der Band. Aber während Yard Act fragen: „Where’s my Utopia?“ sagen FDC mit diesem Album vielleicht „Here’s my Dystopia“ mit dem festen Glauben an die Romantik und mit viel Hoffnung. Man hat das Gefühl, in diesen Zeiten geht nichts mehr ohne Relation. Vielleicht ist dieses Album Medizin? Ich empfehle eine hohe Dosis, siehe Songs des Jahres…

2
BIG SPECIAL
Postindustrial Hometown Blues
Silva Screen Records

Letztes Jahr gab es noch diesen kurz vor Toreschluss in meine Charts steigenden Hit „This here ain't water“. Das habe ich rauf und runter gespielt und es hat sich bewahrheitet, dass auch das Album ein großes Spektakel wird. Post Industrial Hometown Blues beinhaltet sehr unterschiedliche Songs und die Live-Auftritte von Big Special sind wirklich etwas ganz Besonderes. Weil sie nur zu zweit sind, wurden sie häufig mit den Sleaford Mods verglichen aber es ist so viel mehr in ihnen. Und diese Stimme. Im Interview sagten uns Joe Hicklin und Callum Moloney, dass sie seit zehn Jahren an allen möglichen Styles arbeiten und ihren Weg suchen. Das ist so exzellent worknig class. Big Up, mates.
 

3
EZRA COLLECTIVE 
DANCE, No one‘s watching
Partisan Records

Sie erzählen uns „DANCE, No one‘s watching“. Für mich persönlich ist es ein guter Ratschlag, sollte man öfter machen und wie im Beispiel von „God gave me feed for dancing“ dann auch befolgen. Geschrieben für den Tanzboden. So steht es auch auf dem Cover. Ich finde, dass alle Stücke auf dieser Platte extrem gut gelungen sind. Vermutlich wird dieses Album eine große Haltbarkeit und lange Lebensdauer beweisen. Es macht so viel Spaß, dass es sich lohnen würde, allein dafür einen Club zu eröffnen.


4
GEORDIE GREEP
The new sound
Rough Trade

Jetzt ist das Soloalbum heraus, ein Werk voller Spannung, Ungewissheit, Orientierung, Ausprobieren und vor allem voller Mut, sich in die Gegenden zu bewegen, in die sich sonst keiner traut. Da hatte ich im Jahr 2022 eine gewisse Vorahnung als ich zum letzten Werk von Black Midi hier auf diesem Blog schrieb:
BLACK MIDI – HELLFIRE | Rough Trade
Score. Poetry. Avantgarde. Theatre. Fire. Water. Heaven. Hell. Ich mag es verdammt nochmal, dass sich Geordie Greep so an Bowie heranschleicht.

Vor fünf Jahren war schon klar, dass all die ambitionierten und hoch talentierten, Postpunk-Bands ihre eigenen sehr unterschiedlichen Wege finden werden. Aber diese Basis, diese Art an Sachen heranzugehen, diese furchtlose Offenheit, die dennoch nicht vor Dystopien, Angst und vor allem Depressionen schützt, befähigt alle künstlerisch ihren Weg zu gehen. Ein breites Phänomen, eine sehr liebenswerte Generation, adorable: Black Country, New Road, Black Midi, FAMOUS, Yard Act, Fontaines D.C., Squid und und und. Sie werden uns weiter begleiten mit ihrer großen Kunst.

5
NUBYA GARCIA
Odyssey
Melodic Records

This is just a Modern Jazz Album – könnte man meinen. Wenn eine grandiose Tenor-Saxophonistin mit großem Songwriting-Talent gesegnet ist, kommt dabei manchmal ein Modern Classic raus. Was für ein wundervolles und smoothes State-of-the-Art Gesamtwerk, das man nicht lange entdecken muss, es sucht sich von selbst einen Platz in Deinem Bauch und Kopf, probiere es aus.

6
GEWALT
Doppeldenk
Clouds Hill

Ein Album wie eine Verfolgungsjagd, dunkler, elektronischer und geschmeidiger als je zuvor. Und vergiss es einfach, Du kannst machen, was Du willst – sie kriegen Dich. Und dann siehst auch Du die Welt Schwarz Schwarz. Die wie immer herausragenden Lyrics sind wie ein unsichtbarer Influencer, der Deine Synapsen verbindet. Ein sehr willkommener Raubüberfall auf Deinen Verstand, you only think twice…

7
NICK CAVE & THE BAD SEEDS
Wild God
Bad Seed Ltd./Play it again Sam

Diese wieder wilde Band, diese wilden Götter. Warren und Nick in Ekstase. Glorreich und intensiv, körperlich, Verbundenheit ausstrahlend, wir sind ausgeliefert, wir sind die böse Saat. Sehr gerne.

8
RUBEL
As palavras
Mr. Bongo

Dieses Doppelalbum kam schon Anfang des Jahres und ist bis heute eine progressive Begleitung. Rubel wurde für den Latin Grammy nominiert, da hier MPB in traditionellen Ansätzen ebenso wie mit kontemporären Elementen angeboten wird. Die Gäste wie bspw. Milton Nascimento, Tim Bernardes oder Dora Morelenbaum unterstützen das, ebenso die Ausflüge in Funk und Reggae. Milestone-verdächtig.

9
DORA MORELENBAUM
Pique
Mr. Bongo

Dora hat den Latin Grammy mit Bala Desejo schon bekommen und legt nun mit „Pique“ ein herrliches Solo-Album hin, das mich umgarnt. Ana Frango Electrico hat mit ihrem independent touch produziert, ein Grenzgänger-Album, das Kante zeigt. Jazzy, funky und elegant, gleichzeitig der MPB verpflichtet.


10
TAM TAM
Ramble in the rainbow
Peoples Potential Unlimited

Ein Quartett aus Tokyo legt hier ein leicht psychedelisches Mini-Album basierend auf Jazz, Soul und Reggae hin, das aufhorchen lässt. Check it out, das geht ins Blut.


Es gab so viele so gute Alben, auch diese hier sind uneingeschränkt empfehlenswert:

11 THE CURE - Songs of a lost world - Polydor 
12 RIDE - Interplay - Wichita Recordings/Play it again Sam
13 PYE CORNER AUDIO - The endless echo - Ghost Box
14 EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN - Rampen (APM: Alien Pop Music) - Potomak
15 PROJECT GEMINI - Colours & Light - Mr. Bongo
16 TRANSMISSION TOWERS - Transmission One - É Soul Cultura
17 SAULT - Acts of Faith - Forever Living Originals
18 KAMASI WASHINGTON - Young - XL Recordings
19 FINN REES - Dawn is a melody – Mr. Bongo
20 ARAB STRAP - I’m totally fine with it, I don’t give a fuck anymore – Rock Action
21 RUTH GOLLER - skyllumina – International Anthem
22 BREZEL GÖRING & LILITH STANGENBERG - Haltlos (Soundtrack) – Flirt99
23 EMMA ANDERSON – Pearlies – Sonic Cathedral
24 JAMES - Yummy - Virgin
25 TEHO TEARDO & BLIXA BARGELD - Christian & Mauro – Specula

DIE BESTEN SONGS:
1
FONTAINES D.C.
In the modern world
XL Recordings

I don’t feel anything in the modern world.  Daraus sollte man direkt ein Theaterstück inszenieren.

2
FONTAINES D.C.
Romance
XL Recordings

Into the darkness again. Für die hoffnungsvollen Romanciers unter uns. 
„Maybe romance is a place
For me
And you
And you
And“

3
FONTAINES D.C.
Favourite
XL Recordings

So toll und wehmütig, diese Iren. Die Zeit von Dublin wird wieder kommen. Und der Transfer in unsere eignen Leben kann beginnen…
„Feel alone? I can split the sunshine to the day, yeah and stick your heart to everything you say“ Machen wir jetzt einfach immer so, versprochen?

4
ZAHO DE SAGAZAN
Modern love
Disparate (Virgin France)

Süßer Vogel Jugend, beste Coverversion. Hot rotation. Bowie hätte gegrinst. Was für ein Coup in Cannes.

5
FORMAL SPPEEDWEAR
Bunto
Melodic Records

Die magischen Song- und Sound-Architekten aus Stoke-On-Trent, die UK gegen NYC getauscht haben und durch Nutzen der Kreativtechnik Oblique strategies von Brian Eno und Peter Schmidt  offenbar in der Lage sind, sich einen so straighten wie hypermodernen CBGB-Sound zuzulegen und die eigenen Erkenntnisse schlaumeierhaft auf Badges drucken und mir zum Verteilen in Köln zum Abschied in Rotterdam mit auf die Reise geben. Zauberhaft, die Newcomer des Jahres, wir sahen sie gleich zweimal beim LEFT OF THE DIAL.

6
GEWALT
Ein Sonnensturm tobt über uns
Clouds Hill

Ein mächtiger Hit, der mich gar nicht mehr loslassen will. Hey! (bitte mit Hall lesen…)

7
FONTAINES D.C.
Here’s the thing
XL Recordings

Für mich von Beginn an die KENT-Nummer des Jahres, wenn Ihr wisst, was ich meine und wenn es einen solchen Award dafür geben würde. Hier münden peaks of distortion in großer Popmusik

8
NICK CAVE & THE BAD SEEDS
Wild God
Bad Seed Ltd./Play it again Sam

Beim ersten Hören war klar, dass die Bad Seeds wieder da sind. Ein Biest von einem Song, nervös, wild und mitreißend. Am Ende musst Du es einfach herausschreien. Bei diesem Album bzw. bei der Tour wird stark mit Punchlines gearbeitet. Ein Spektakel. Hey, wild God, bring your fucking spirit down.

9
FONTAINES D.C.
Starburster
XL Recordings

Die erste Single zum Album des Jahres. Eine wahrhaftige Sternenexplosion. Beim Refrain atmen wir den Sternenstaub so lange ein, bis wir uns daran verschlucken. Der Song ist vorbei und auf repeat.

10
TOCOTRONIC
Golden years
EPIC Records/Sony

Nochmals Bowie-Reminiszenz. Tocomelancholia & Mellowtronic at its best. Einmal gehört, DNA.

11
STEFANIE SCHRANK
Schlachtrufe BRD
Staatsakt

Eine wundervolle Coming of age Nummer. So ging es vielen, deshalb ist es so schön, dabei zuzuhören. Auch eine Einordnung, ein sehr kluger Blick in den Rückspiegel.

12
ANTILOPENGANG (feat. SOPHIE HUNGER)
Oktober in Europa
Antilopengeldwäsche/Sony 

Der vielleicht mutigste Song, der in diesem Jahr in Deutschland veröffentlicht wurde. Ob der wohl  als Antilopenhiphoppunk auf der „Schlachtrufe BRD“ erschienen wäre? Auf jeden Fall ist das öffentliche Verhandeln dieser scheinbar unüberwindbaren Positionen gut. 

13
RIDE
I came to see the wreck
Wichita Recordings/Play it again Sam

Möglichst sehr laut spielen und dabei mit ausgebreiteten Armen durch die Gegend laufen. Ein modern RIDE classic. Rage, body and soul.


14
BETH GIBBONS
Floating on a moment
Domino Recordings

Da ist sie wieder. Keine Illusion, keine flüchtige Begegnung. Verzückung und Hingabe. 

15
BRIGHT EYES
Bells and whistle
Dead Oceans

Der gepfiffene und pfiffige Superhit des neuen Albums. Hoffentlich bald auf Tour, da das Konzert in ‚24 ausgefallen ist.

So war das 2024, maybe romance is a place for 2025, bis gleich
John Ross Ewing

 

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