Wie ist der Film They See You (The Watchers) von Ishana Night Shyamalan
They See You – ein Titel, der gleichermaßen neugierig macht und zugleich die tonale Richtung vorgibt. M. Night Shyamalan, der Meister des subtilen Terrors und der unerwarteten Wendungen, hat sich hier auf neues Terrain begeben – jedoch nicht alleine. Der Produzent Shyamalan hat in diesem Film eine unverkennbare Verbindung zu einer weiteren zentralen Figur des Projekts: seiner Tochter, Ishana Night Shyamalan. Ähnlich wie bei den ikonischen Coppolas – Francis Ford und Sofia – ist das filmische Erbe hier spürbar. Doch während Sofia Coppola sich dem Indie-Drama zuwandte, bleibt Ishana in der düsteren Welt ihres Vaters verwurzelt, allerdings mit einer erstaunlichen, frischen Perspektive.
Ishana Night Shyamalan bringt eine Nuance in den Film, die die klassische Shyamalan-Erzählweise subtil ergänzt. Ihre Handschrift zeigt sich in der Art und Weise, wie sie die zwischenmenschlichen Beziehungen der Figuren ins Zentrum stellt und ihnen eine beinahe poetische Intensität verleiht. Es ist, als ob sie die narrativen Strukturen ihres Vaters mit einem emotionaleren Ansatz erweitert – etwas, das man bei Coppola vielleicht vermissen könnte, wenn man ihn in das gleiche Genre transferieren würde. In "Thy See You" wird dies in den ruhigeren Momenten deutlich, in denen Spannung und Atmosphäre durch die Interaktionen der Charaktere aufgebaut werden, statt durch plötzliche Schockeffekte.
Man könnte sagen, dass M. Night hier der Produzent im Hintergrund ist, während Ishana die feinen Fäden des emotionalen Geflechts spinnt. Die Shyamalans harmonieren – das Kreativ-Duo erzeugt einen tiefgründigen Film, der die Zuschauer über das Offensichtliche hinaus fesselt. Die Beziehung zwischen Vater und Tochter, wie auch zwischen den filmischen Elementen, könnte man als eine Art generationenübergreifende Symbiose sehen: Shyamalans Blick für das große Ganze, Ishanas Gespür für die Details.
Doch es ist Dakota Fanning, die in „Thy See You“ das Schauspielerische auf eine völlig neue Ebene hebt. Ihre Performance ist kraftvoll und doch so zerbrechlich, dass man in jedem Moment spürt, wie sie die Last der Geschichte auf ihren Schultern trägt. Fanning hat bereits früh in ihrer Karriere gezeigt, dass sie eine Tiefe und Komplexität besitzt, die weit über ihr Alter hinausgeht. Hier jedoch erreicht sie eine emotionale Dichte, die den gesamten Film durchdringt.
Die Geschichte selbst ist geprägt von Verlust, Schuld und dem unausweichlichen Horror, der sich langsam entfaltet. Fanning verkörpert all das mit einer Feinfühligkeit, die dem Zuschauer den Atem raubt. Ihre Augen – immer auf der Schwelle zwischen Angst und Verzweiflung – sind das Fenster zur Seele des Films. Es sind nicht die Schrecken oder das Übernatürliche, die die größte Wirkung entfalten, sondern die Art, wie Fanning diese Emotionen in jeder Szene verkörpert.
Vergleiche mit Frances McDormand oder Tilda Swinton drängen sich auf, doch Fanning gelingt es, sich von diesen Vorbildern zu lösen und ihre eigene Identität zu formen. In einer Zeit, in der viele Darstellerinnen dazu neigen, in stereotype Rollen zu fallen, zeigt Dakota Fanning, dass sie bereit ist, die emotionalen Abgründe auszuloten und das Publikum auf eine Reise mitzunehmen, die weit über das hinausgeht, was man von einem Shyamalan-Film erwarten würde.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "Thy See You" ein Werk ist, das sowohl durch die Handwerkskunst seiner Schöpfer als auch durch die meisterhafte Performance seiner Hauptdarstellerin besticht. Es ist ein Film, der in seiner Ruhe erschreckt, in seiner Dunkelheit leuchtet und zeigt, dass die nächste Shyamalan-Generation mehr als bereit ist, das Erbe fortzuführen. Dakota Fanning ist dabei die leuchtende Flamme, die den Weg weist.
Vor einem Fenster stehend in den Wald schauend
Alan Lomax