Wie ist der Film: Horizon (2024) von Kevin Costner?

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  16. September 2024, 10:58  -  #Filme

Wie ist der Film: Horizon (2024) von Kevin Costner?

Der Western gehört zu Rick Deckards und meinen Lieblingsfilmgenres. Rick wird diesbezüglich sogar noch der größere Hardliner sein und wenig Vertrauen in eine große Neuzeit setzen. Schließlich haben wir Beide bereits im Jahr 1993 beschlossen, dass der Abgesang des Western mit Clint Eastwoods finalen Meisterwerk Erbarmungslos endgültig besiegelt ist.

Somit ist es wirklich nicht leicht, den Erwartungen an den Western neu zu begegnen. Und wir blenden nun einige weitere große epische Inszenierungen (z. B. Yellowstone) der neueren Zeit einmal aus und konzentrieren uns nur auf Kevin Costner. Costner hat sich mit Dances with Wolves (1990) und Open Range (2003) bereits unsterblich im Genre verewigt, was nun zu einer kuriosen Schwere führt.

Mit Horizon versucht er es zumindest – und das auf imposante Weise. Das monumentale Projekt spannt sich über vier Filme, die die Geschichte des Westens und seiner Eroberung in einem Umfang erzählen, wie wir es selten gesehen haben. Doch wo liegt die Stärke, und wo der Bruch dieses ambitionierten Werks?

Costner packt die Kamera, wie man es von ihm erwartet: weite Panoramen, prächtige Landschaften, der unendliche Horizont, in dem sich die Figuren fast verlieren. Es ist genau diese majestätische Weite, die die Essenz des Westerns einfängt und gleichzeitig das schwelende Unbehagen über die Verdrängung der indigenen Bevölkerung unterstreicht.* In gewisser Weise hat sich bei Costner wenig geändert: Seine Liebe zur Natur und zur Historie Amerikas bleibt ungebrochen. Und doch sind die Narben, die er in Horizon zeigt, tiefer und die moralische Reflexion schärfer.

Vier Filme – ein Marathon, den man sich fragt, ob er wirklich notwendig war. Der narrative Rahmen von Horizon ist monumental, doch gleichzeitig zersplittert. Es gibt Momente von erhabener Größe, aber auch Szenen, in denen man sich fragt, ob Costner sich nicht verzettelt hat. Die Charaktere, angeführt von Costner selbst, wirken teils archetypisch, teils unfertig. Vielleicht wollte er zu viel auf einmal erzählen – Geschichten über Siedler, Soldaten, indigene Stämme und die brutalen Realitäten des Lebens im Westen. Es ist ambitioniert, aber auch anstrengend.

Costner spielt selbst die Hauptrolle und bleibt dabei gewohnt stoisch, was in gewisser Weise zu einem Western passt, aber auch etwas Altbackenes in die Szenerie bringt. Hier zeigt sich ein Mann, der sich über Jahrzehnte hinweg mit dem Mythos des Westerns auseinandergesetzt hat, und doch wirkt es, als sei er im ständigen Dialog mit seinem eigenen Schaffen. Die Frage, die sich stellt: Ist Horizon ein Film, der für ein neues Publikum spricht, oder eher eine Hommage an ein Genre, das von seiner eigenen Melancholie überlagert wird?

Horizon ist ein Film, der mit dem Gewicht seines eigenen Schöpfers ringt. Kevin Costner liefert ein Werk ab, das visuell beeindruckt und in seiner Erzählung historische Tiefe sucht. Doch in diesem Versuch, das Epos des Westens neu zu erzählen, verliert er sich manchmal in der Größe seines eigenen Anspruchs. Wer Dances with Wolves liebt, wird hier Vertrautes finden, doch die Frage bleibt: Ist es das große neue Epos, das Costner uns versprochen hat – oder nur eine melancholische Rückkehr zu einem Genre, das ihn nie ganz losgelassen hat? Wir werden wohl die restlichen drei Teile abwarten müssen, um das final zu beantworten. Fair enough…

Von einer kleiner grünen Aue, an der Biegung des Flusses

Alan Lomax

*Persönliche Anmerkung und Grüße an den Kölner CINEDOM: Ihre Filmprojektion die ja digital eine 70mm-Filmkopien projiziert und nur 70 % der Leinwand einnimmt und dann noch nicht mal zentriert ist, ist gelinde gesagt eine Katastrophe. Wer Zuschauer ins Kino locken will, sollte doch wenigstens den technischen Standard einhalten. Zudem ist der Sound in dem wirklich gut ausgerüsteten Kino 8 ebenso katastrophal. Ja, es gibt Menschen die auf so etwas achten!

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