ORCHESTRAS (Live) - Bill Frisell
Bill Frisell ist cool.
Bill Frisell ist lässig.
Bill Frisell ist entspannt.
Als Burt Bacharach und Elvis Costello gemeinsam das betörende, melancholisch- schöne Album PAINTED FROM MEMORY veröffentlichten, kam der Gitarrist nicht umhin, seine eigene Version zu veröffentlichen: Auf THE SWEETEST PUNCH interpretierte er seine Versionen der Songs. Das war der erste Kontakt mit diesem Jazz-Musiker. Der Klang seiner Gitarre ist seitdem in Erinnerung geblieben.
Mit ORCHESTRAS (Live) hat er dieses Jahr 16 Songs veröffentlicht.
Das Album ist zweigeteilt. In der ersten Hälfte spielt er zusammen mit den Brüsseler Philharmonikern, in der zweiten mit dem Umbria Jazz Orchestra.
Kollaborationen dieser Art können dem Wunsch orchestrale und Jazz-Musik miteinander zu kombinieren häufig nicht entsprechen, weil beides unvereinbar scheint.
Dass es funktioniert, beweist dieses hörenswerte Album.
Frisell spielt Klassiker wie LUSH LIFE von Billy Strayhorn oder Beautiful Dreamer von Stephen Foster, bei den meistens Songs handelt es sich um eigene Kompositionen ergänzt um DOOM von Ron Carter. Letzteres kann man auf diesem Album zweimal hören, einmal mit den Philharmonikern aus Brüssel und das andere Mal mit dem Umbria Jazz Orchestra.
Erschienen ist das Album bei dem Label BLUE NOTE und das Cover ist – wie fast immer – ein ästhetischer Hochgenuss. Es erinnert ein wenig an die Bilder eines Piet Mondrian und lässt genügend Raum für Interpretationen. Aber nicht nur optisch ist das Album ein Genuss.
Ein ästhetisches Klangerlebnis ist das Album auch. Der Sound ist fantastisch. Achten Sie beim Hören einmal auf das sinnliche Klangerlebnis, wenn der Drummer das Ridebecken spielt. Wenn sie sich mittig zwischen ihre Boxen platzieren, haben Sie das Gefühl direkt in und vor der Band zu sitzen.
Ich werde nicht mehr umhinkommen, mir einen Plattenspieler zu kaufen. Eigentlich wollte ich in die Zukunft, aber es geht nicht ohne Analog. Allein das Halten und Auspacken dieses Doppel-Albums, das daran riechen, das Auflegen und das Hören ist nicht zu ersetzen durch die Möglichkeiten des unsichtbaren, nicht tastbaren digitalen Zeitalters.
Nach langer Zeit ein cooles, lässiges und entspanntes Jazz-Album.
Aus dem Konzertsaal,
Rick „The Hi-Hat“ Deckard