So war das Jochen Distelmeyer Konzert in der Kölner Kulturkirche am 23.11.2023

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  24. November 2023, 13:09  -  #Jochen Diestelmeyer, #AlanLomaxBlog, #Konzertbereicht, #Köln Kulturkirche, #Nippes, #647FM

Alan Lomax Foundation

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Guten Tag lieber Leser! Hier handelt es sich nicht um das gewohnte Feuilleton, sondern um einen Blick auf die Popkultur aus einem professionellen und modernen Blickwinkel. Kulturblogs wie www.lomax-deckard.de haben eine subjektive Note, die sich aus der Fanzine-Kultur der Popkultur entwickelt hat. Als langjährige Anhänger von Leidenschaft, Fandom, Plattensammlungen und Liebe zu Subkulturen werden wir oft als Stuntschreiber beschrieben. Das ist korrekt! Alan Lomax.

Die Vorstellung von Jochen Distelmeyer im Jahr 2023 bedarf keiner ausführlichen Erklärung. Seine Band Blumfeld und insbesondere das zweite Album "L'État et moi" sind feste Bestandteile des deutschen Kulturguts. Seine Solokarriere und sein Einfluss als Autor sind unbestreitbar. Distelmeyer äußerte einmal: "Ich will die Welt, die mich umgibt besingen, das Fest und den Reichtum schildern." Dies stieß im Feuilleton auf Widerstand, und sein erster Roman "Otis" wurde regelrecht zerrissen, möglicherweise auch, weil er angeblich gegen eine Lektoratsüberprüfung des Buches war. Das deutsche Bildungsbürgertum, das auch seine Musik schätzt, neigt dazu, Ausflüge dieser Art  nicht zu mögen. Denn Kultur muss doch bitte studiert und nachgewiesen sein.

Ein Kulturblog wie dieser und Künstler wie Jochen Distelmeyer kämpfen gegen Windmühlen und gegen die Trommeln der Ahnungslosen (Zitatauszug Süddeutsche Zeitung &sic!).

Ein harmonischer Abend in der Kölner Kulturkirche

Gestern erlebten die Zuschauer in der Kölner Kulturkirche einen sehr harmonischen Abend, als Jochen Distelmeyer, der Frontmann der einflussreichen Band Blumfeld, solo eine Mischung aus alten und neuen Hits präsentierte. Die Kölner Kulturkirche erwies sich als der ideale Ort für dieses künstlerische Abenteuer.

Soloauftritte bedeuten Arbeit und Schweiß. Ohne eine Band, hinter der sich der Künstler kurz verstecken kann, ist jeder falsche Ton eine Herausforderung, und jeder Song stellt die Weichen für die Dynamik des weiteren Verlauf des Abends. Doch Distelmeyer, ein Profi durch und durch, überwindet mögliche Peinlichkeiten auf eindrucksvolle Weise.

An diesem Abend zeigte Distelmeyer nicht nur den dandyhaften Old-Nobody, den wir lieben, sondern auch den albernen, etwas unsicheren Menschen. Offensichtlich muss sich Bernd Begemann in Zukunft warm anziehen, denn Distelmeyer scheint den Titel "The Most Hard Working Man in German Show Business" für sich beanspruchen zu wollen. Das zeigte er mit einer dubiosen Coverversion von Britney Spears' "Toxic" und einem Mashup von Donny Hathaways "The Ghetto", einer bodenständigen Version von "Simple Twist Of Fate" (Bob Dylan) und einer beeindruckenden, countryesken Version von "Strobohobo" (Blumfeld). Weitere Covers folgten, darunter "Unterwegs in den Süden" (Hannes Wader), "The Long And Winding Road" (The Beatles) und "I Read A Lot" (Nick Lowe).

Geschmackssicherheit, popkulturelles Wissen und gefühlte Wahrheiten bestätigen die Bedeutung dieses wohl wichtigsten deutschen Künstlers der letzten 30 Jahre. Die Setlist enthält natürlich auch Klassiker wie "Wir sind frei", "Graue Wolken" und "Zurück zu mir". Die neuen Songs "Im Fieber" und besonders "Regen" (leider nicht a cappella gesungen) versetzen das Publikum in Glückseligkeit.

Auch Distelmeyer selbst scheint glücklich zu sein. Das Publikum hört aufmerksam zu, ist hochkonzentriert, macht mit und verzeiht auch die peinlichen Momente. Das alles erfordert, wie gesagt, harte Konzentration. Das Hemd musste dreimal gewechselt werden – von gestreift zu uni bis zum schönsten: das mit den schwarzen Flecken.

Das Solo-Spiel scheint für Distelmeyer von großer Bedeutung zu sein. Einerseits ermöglicht es ihm, die Songs in einem neuen Licht zu präsentieren und die Zuhörer von seiner fortschreitenden künstlerischen Reife zu überzeugen. Das Wagnis zahlt sich aus.

Wir erleben einen Jochen Distelmeyer, der sichtlich von der Zuneigung und Unterstützung berührt ist. Seine Musik ist zeitlos, und seine Texte sind für jeden Einzelnen auf unterschiedliche Weise bedeutsam und tiefgehend. Das haben alle gestern Abend in Köln Nippes gespürt.

Begleiten Sie uns auf dieser Reise durch die Gefühlten Wahrheiten von Jochen Distelmeyer.

Alan Lomax

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