THE FLASH - DC EXTENDED UNIVERSE
FLASH tauchte das erste Mal in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bei Detective Comics (der Schmiede von unter anderem Batman und Superman) auf und hieß Jay Garrick. Seine Fähigkeit als Superheld unglaublich schnell laufen zu können, erlangte er während eines Experimentes mit schwerem Wasser.
Mitte der 50er Jahre tauchte FLASH als Barry Allen erneut in den Comics auf, nachdem man die erste Figur eingestellt hatte. In diesem zweiten Anlauf bekam er seine Fähigkeit durch einen Unfall in einem Labor (Klassiker). Um diesen Barry Allen und seinem alter ego FLASH geht es im aktuellen Kinofilm des DC Extended Universe (DCEU).
Es war allerorten zu lesen. DC plant nach vielen fehlgeschlagenen Kinofilmen - als Gegenpol zur übermächtigen MARVEL Konkurrenz - einen neuen Anlauf im Kino. Mäßigung und Bescheidenheit war einmal. Genauso wie beim Konkurrenten Marvel werden nicht Geschichten oder Handlungsstränge erweitert, sondern gleich ganze Universen (!). Man muss aber weder die grandios-düsteren FLASHPOINT COMICS gelesen haben, noch CRISIS ON INFINITE EARTHS, um diesen Film zu verstehen (die ich beide sehr empfehlen kann).
THE FLASH erzählt die Geschichte von Barry Allen, der ein ähnliches Schicksal zu ertragen hat, wie Bruce Wayne alias Batman. Der Mord an seiner Mutter, bei dem sein Vater als Täter verdächtigt wird, wird für ihn zu einem lebenslangem Trauma. Als er erkennt, dass er so schnell wie Lichtgeschwindigkeit laufen und durch die Zeit zurück reisen kann, keimt die Idee in ihm auf, durch die Zeit zu reisen und den Tod seiner Mutter zu verhindern. Batman warnt ihn, das nicht zu tun, weil er damit den Lauf der Geschichte verändern würde. Die Trauer um den Verlust der Mutter ist zu übermächtig und die Möglichkeit sie retten zu können, mehr als verlockend ... .
Barry Allen ist ne Pfeife. Wie viele andere irdische Superhelden ist er im realen Leben ein Nerd, ein schüchterner, leicht verworrener junger Mann, der immer zu spät zur Arbeit kommt und wie ein verlotterter Junggeselle in seinem Apartment haust. An diesem Punkt der Geschichte setzt die Handlung ein.
Die Eröffnung von THE FLASH ist spektakulär und dann auch wieder nicht. Dieser merkwürdige Wechsel von "fetter und hochprofessioneller Unterhaltung" zu klar erkennbaren Sparmaßnahmen kennzeichnet den ersten Film aus dem DCEU.
FLASH wird von Alfred, dem Butler von Batman, gebeten, letzteren in Gotham City zu helfen. Hier sieht man THE FLASH am Anfang des Films mit dem, was er am besten kann. Die Szene ist cool, aber auch unfreiwillig komisch, weil FLASH komisch läuft, das schnelle Laufen wird physisch verlangsamt dargestellt und wirkt daher ziemlich albern.
Nichtsdestotrotz ist die Verfolgsjagd zu Beginn furios gefilmt und geschnitten und es zeigt sich, wie so oft, wer der geilste aller Superhelden ist: BATMAN. Coole Gadgets, cooles Kostüm, cooler Fighter. Fast hat es bei dem "Realismus" der Szenen den Anschein, als hätte Christopher Nolan Regie geführt.
Doch dann, in den Szenen, in denen FLASH ein Krankenhaus und Babys rettet, wird einem bewusst, dass kräftig am Budget vor allem der visuellen Effekte gespart wurde.
Nach der spektakulären Eröffnung nimmt die Handlung an Fahrt auf und die nächste Stunde ist geprägt von viel Humor und etwas Slapstick. DC wurde wiederholt für den Mangel an Humor in den Filmen kritisiert. In THE FLASH gelingen viele gute und vergnügliche Momente, die durchaus nicht gestelzt oder konstruiert daher kommen, sondern sich organisch in die Handlung integrieren. Man muss mehrfach spontan lachen. Im Kino waren vielen begeistert. Dieser Teil ist DC gelungen.
Dann kommt es zu einem Crossover mit Tim Burton, vielmehr sei nicht verraten und größtenteils gelingt die Fusion (falls man sich die Freude nicht verderben will, nicht den Trailer unten schauen). Die Szenen und der Teil der Handlung, in der FLASH sich mit seinem neuen Freund auf die Suche nach Superman macht, ist wirklich gelungen, mit erneut erstklassig gefilmten Actionszenen und es wird einem bewusst, was Burton cool-düsteres in der Vergangenheit geschaffen hatte. Auch hier zeigt sich, dass ein gewisser Superheld, man möge mir diesen Ausdruck verzeihen, einfach der geilste ist!
Im letzten Drittel passiert dann genau das, was nicht passieren darf. Es endet alles in einem gigantischen audio-visuellen Overkill mit zum Teil drittklassigen visuellen Effekten, viel Trara und Tamtam. Zudem fangen diese Multiverse Storylines an, einem auf die Nerven zu gehen, ohnehin ist es schwer der Handlung am Ende zu folgen. Mit viel Getöse geht der Film zu Ende und am Ende ist man erschöpft. Selbst der letzte Gag mag nicht so recht zünden. Schade.
So wird es nichts mit der Konkurrenz zu MARVEL. Schade auch deswegen, weil DC eigentlich die viel cooleren Comic Charaktere hat. Irgendwie bekommen die den Dreh nicht hin, dabei ist es so "einfach": Siehe die Batman Trilogie von Christopher Nolan.
Aber in der Summe sei der Fairness halber gesagt, dass THE FLASH zwei Stunden gute Unterhaltung bietet und den Alltag vergessen lässt.
Aus Central City
Rick Deckard