Depeche Mode - Memento Mori Tour 2023 - Konzert München 20.06.2023
Memento Mori.
Bedenke, dass Du sterben wirst.
Sei Dir Deiner Sterblichkeit bewusst.
Die Existentialisten unter den Philosophen wurden nie müde, uns darauf hinzuweisen, dass wir nicht ewig leben.
Enjoy The Moment.
Die philosophische Erkenntnis bildet die Überschrift der aktuellen World Tour von Depeche Mode.
Die Band um die verbliebenen Dave Gahan und Martin L. Gore gastierten am gestrigen 20.06.2023 im Münchener Olympiastadion. Der am 26.05.2022 verstorbene – und gestern schmerzlich vermisste - Andrew Fletcher war es wohl auch, der die Idee zu dem Titel des neuen Albums und der Tour hatte. Auch in Erinnerung an ihn bot das gestrige Konzert wehmütige, aber vor allem grandiose Momente, in denen es phasenweise so schien, als würde man der Unsterblichkeit nahe kommen.
Bereits auf dem Weg mit Tausenden anderer Fans in das Münchener Olympiastadion fragte ich mich, was es wohl sein könnte, das Depeche Mode bei Millionen Menschen weltweit (!) einen solchen Anklang finden lässt? Welchen Nerv, welche Stimmung, welche Einstellung berührt diese Band alters- und kulturübergreifend seit mehr als 40 Jahren?
Sehr berührend war es, die Fans gestern zu sehen, die meisten in der eigenen Altersklasse, alle Die Hard Fans der ersten Stunde dieser Band aus Basildon, England. Aber es waren auch sehr viele jüngere Menschen anwesend. Von 6 bis 60: Alle vertreten. Alle friedlich, alle voller Leidenschaft, alle mit dem Herzen dabei. Das, diese mehr als 60 000 Menschen dabei zu beobachten, wie sie kollektives Glück für wenige Stunden verströmten, war einer der bewegenden Momente des gestrigen Abends in München.
SET LIST:
My Cosmos Is Mine
Wagging Tounge
Walking In My Shoes
It’s No Good
Sister Of Night
In Your Room
Everything Counts
Precious
Speak To Me
A Question Of Lust
Soul With Me
Ghosts Again
I Feel You
A Pain That I’m Used To
World In My Eyes
Wrong
Stripped
John The Relevator
Enjoy The Silence
Waiting For The Night
Just Can’t Get Enough
Never Let Me Down Again
Personal Jesus
Dave Gahan und Martin L. Gore traten als Duo auf und wurden/ werden auf der Tour von Peter Gordeno und Christian Eigner begleitet.
Zu Beginn, als es noch hell war, war es eine sonderbare Stimmung. Als nach der Vorgruppe Young Fathers Gore und später Gahan ohne Brimborium die Bühne betraten, war er noch nicht greifbar, der zauberhafte Moment eines Konzerts. Doch das änderte sich spätestens in dem Augenblick, in dem Gahan am Ende von Walking In My Shoes auf seine blitzsauberen weißen Schuhe zeigte.
Was für ein Sänger, was für ein Frontmann, was für ein Leben, selbst dem Tode entronnen. Nichts von alledem war gestern Abend bei Gahan zu spüren. Seine Stimme war kraftvoll, voller Enthusiasmus, konzentriert und mit dem Herzen bei den Songs. Ein nach wie vor grandioser Performer und Sänger. Faszinierend, wenn man bedenkt, dass er im Mai dieses Jahres 61 Jahre wurde! Unfassbar! Was für eine Energie auf der Bühne, zudem, bedenkt man, dass die Band auf der ganzen Welt unterwegs ist, bereits einige Konzerte und ein Kontinent hinter ihnen lagen und noch liegen. Ein hochgradig professioneller Auftritt des Sängers, bewundernswert!
Eine Ausnahme gab es doch, die aber eher amüsant war. Gegen Ende des Konzertes wechselte die Kamera die Perspektive und die Zuschauer sahen das Stadion aus der Sicht der Band, des Frontmannes. Das Bild, welches sich bot war schlicht atemberaubend, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kamera blickte in Tausende und Abertausende Massen. Man nenne mir einen Menschen, der nicht von dieser Stimmung, diesem Anblick high werden würde und ich würde sagen, er wäre kein Mensch. Was muss das für ein Gefühl sein, diesen Massen in ihr kollektives Gesicht zu schauen, es zu dirigieren es zu "manipulieren" (positiv konnotiert). Nur dieses eine Mal wurde sich Dave Gahan dieser Tatsache, Macht bewusst und völlig losgelöst von seiner Rolle stimmt er ein "EO" an, auf Resonanz wartend, die auch prompt aus tausenden Kehlen kam. Er variierte es in Lautstärke und Geschwindigkeit und das Publikum folgte ihm. Es sei im "verziehen", wer würde es nicht tun?
Memento Mori ... .
Dave Gahan habe ich immer geliebt, bewundert habe ich stets Martin L. Gore. Gore ist ein Genie. Er ist einer der talentiertesten Musiker und Komponisten. Er – in großen Teilen – ist es, der es mit seinen Songs, seinen Texten, seinem unglaublichen Talent für Melodien vermag, einen gemeinsamen Nenner bei so vielen Menschen anzusprechen.
Der Grund, warum Depeche Mode über vier Jahrzehnte so erfolgreich waren und noch sind, ist der, dass es ihnen gelingt, in der Tiefe der Seele der Menschen etwas mit Wahrheit ans Tageslicht zu befördern, was Länder-, Ethnien-, Kulturübergreifend ist: Sehnsucht. Das unausgesprochene zu verbalisieren, mit Musik an das Unbewusste zu gelangen, das könnte der Grund sein, warum die Band weltweit so erfolgreich war und ist.
Martin L. Gore ließ es sich nicht nehmen A Question Of Lust selber zu singen und wurde daraufhin von Gahan wegen seiner engelhaften Stimme gelobt. Ein großartiger Moment Gore solo singen zu hören und auch wenn es ihm Mühe kostete die hohen Töne zu treffen, er war voller Leidenschaft dabei.
Mit dem zu Herzen gehenden World In My Eyes – Gahan formte mit seinen Händen eine Brille – in memoriam Andrew Fletcher ging es unaufhörlich Richtung Stille.
Sowieso Fletcher: Alan Wilder, Martin L. Gore, Dave Gahan. Fletcher war das Monument der Stille, lange bevor die Mainstream-Nerds das Licht der Welt erblickten, machte er die Brille, seine Brille zum Stilmittel, wurde zur Ikone der Band. Das erste Gründungsmitglied. Das ästhetische Mastermind hinter der Band.
See the world through his eyes.
So sad he has gone.
Auf der Bühne blitzte und donnerte es, aber auch im Himmel über dem Olympiastadion. Ein Gewitter schob sich mit dunklen Wolken und Blitzen über das Stadion und schon prasselte der Regen mit Hagelkörnern auf die Menschenmenge. Einige sehr wenige suchten das Weite, aber die Mehrheit blieb und sorgte klatschnass für noch mehr Stimmung. Gahan registrierte das und feuerte das Publikum an.
Was für Augenblicke!
Dave Gahan wackelte lasziv mit seinen Hüften, drehte sich mit dem Mikrofonständer hochgereckt in den Armen im Kreis und bot eine Darbietung, die einen euphorisierte, von den Sitzen hob.
Für wenige Sekunden dann ein Highlight: Gore spielte die ersten berühmten Takte aus Riders On The Storm von The Doors und es schien für einen Moment, als würde er weiterspielen. Gahan war auf dem Weg zu dem oberen Teil der Bühne und merkte süffisant an, sie könnten den Song performen ... wenn sie wollten. Was wäre das für ein passender Spaß zu dem Wetter gewesen!
Depeche Mode strebte auf ihn zu, den Moment der Momente, ein Meisterwerk von Martin L. Gore.
Als die signature tunes erklangen: Gänsehaut, Tränen der Freude, Olymp auf Erden:
Enjoy The Silence
Words like violence
Break the silence
Come crashing in
Into my little world
Painful to me
Pierce right through me
Can’t you understand
Oh my little girl
All I ever wanted
All I ever needed
Is here in my arms
Words are very unnecessary
They can only do harm
Vows are spoken
To be broken
Feelings are intense
Words are trivial
Pleasures remain
So does the pain
Words are meaningless
And forgettable
All I ever wanted …
Das Publikum war in Ekstase, angefeuert von den Drums gab die Band Vollgas. Kollektiver Rausch.
Music For The Masses.
Am Ende hatte man das Gefühl, als Dave Gahan in knienender Position Enjoy The Silence sprach, dass er sich wirklich einen Moment der Stille erhoffte.
Enjoy The Silence.
Diesen Song von zig Tausenden Menschen um einen herum mitgesungen gehört bekommen zu haben, sorgte für einen Moment der Unsterblichkeit, sich des Memento Mori immer bewusst. Ein Rausch für alle Sinne.
Mit vier Zugaben verabschiedete sich die Band weiter nach Lille, Frankreich.
In diesen vor allem das minimalistisch geniale Just Can’t Get Enough zu hören, war ein weiterer Moment dieser Zeitlosigkeit. Die „Einfachheit“ dieses Songs, die Melodie und seine Struktur machen ihn so schön. Neben Everything Counts ließ dieser Song meine Jugend an mir vorbeiziehen. Der berühmte first contact mit Everything Counts auf einer Klassenfahrt nach Freiburg kam in den Sinn, genauso, wie der Erwerb der ersten Platte von Depeche Mode.
Reach Out And Touch Dave.
Personal Jesus.
An diesem Moment des Konzertes wollte ich ganz vorne an der Bühne stehen, Gahan in die Augen schauen und nach ihm greifen.
Als der Traum zu Ende war, ging es im Kollektiv still, beseelt und glücklich nach Hause.
Es war einer der schönsten Konzertmomente meines Lebens und er hallt noch nach und nach und nach.
Der Eintritt in den Alltag heute war ein Albtraum.
Doch es wurde noch schlimmer.
Plötzlich überkam mich das unstillbare Verlangen die Band weiter, jeden zweiten Abend auf dieser Tour zu begleiten.
Es soll nicht aufhören ... .
Danke München.
Was für ein Abend.
Was für ein Konzert.
Greatest Band Ever.
Rick Deckard
Zum Tod von Andrew Fletcher, Ray Liotta und Vangelis - www.lomax-deckard.de
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