Alles. Überall. Alles gleichzeitig - Ultra Trash Teil I
Es gibt nur noch Müll.
Egal ob "lineares Fernsehen" oder "Streaming Plattformen", vom Kino ganz zu schweigen. Auf der Suche nach sehenswerten "Inhalten" kommt man dieser Tage nahe an die Verzweiflung. Die Corona-Pandemie und die durch sie verursachten Produktionsausfälle/ - stillstände kann mittlerweile nicht mehr herhalten für die unfassbar schlechten Filme, mit denen man zugeschüttet wird.
Früher (in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts) waren die Oscar-nominierten Filme zwar auch kein Garant für gute Unterhaltung, aber verglichen mit heute um Längen besser und das nicht nur rückblickend, oder gar aus nostalgischen Gründen. Auf der Suche nach einem "guten Film" begab ich mich jüngst in die Streaming-Sümpfe. So viele Oscars für diesen Film mit dem merkwürdigen Titel? Etliche Male schaute ich mir die Vorschau an und klickte wieder weg, aus Erfahrung und Intuition, die sich im Ergebnis bewahrheiten sollte.
Früher (80er Jahre des letzten Jahrhunderts) war es einfacher. Im Internet freien Zeitalter war man auf Zeitschriften und Videotheken angewiesen. Die Auswahl erfolgte anhand der Zusammenfassung auf der Rückseite der leeren Videohüllen und auf die Frage ob sich der Film (für 5,00 DM Ausleihgebühr mit Zurückspulen) lohnen würde, bekam man vom "Videothekar" (!) stets die gleiche Antwort: "Spitzen-Film!" Auch damals zog man sich jede Menge Müll rein, aber die B-Streifen hatten noch style, so etwas wie Unterhaltungscharakter, ob nun die Dudikoff- oder van Damme-Streifen oder drittklassiger Schund wie Phantom-Kommando mit "Arnie" oder City-Cobra mit Sly Stallone ("Du bist die Krankheit, ich die Medizin".
Es gab wenigstens immer etwas zu lachen. Es gab eine Handlung. Man konnte sich einige dieser Filme durchaus zweimal ansehen. Und die 5 D-Mark lohnten sich.
Zu lachen gibt es bei Everything Everywhere All At Once auch einiges, aber nur selten und vorwiegend im ersten Drittel des Films. Seitens der Analyse gäbe es hier Unmengen, worüber man schreiben könnte und es würde auch Einigkeit darüber bestehen, wie im Allgemeinen bei der Analyse eines Filmes. Die Frage bei diesem Film ergibt sich vielmehr bei der Deutung:
Was soll das Ganze?
Antwort: Es ist die filmische Entsprechung für Sinnlosigkeit.
Worum geht es in dem Film?
Antwort: Um zwischenmenschliche Beziehungen.
Welches Genre?
Antwort: Science-Fiction, Martial Arts. ? .
Eines muss ich zugeben. Unmittelbar nach dem Ende des Films war ich "beeindruckt", sogar "begeistert". Der Film ist ein audio-visueller Overkill. Ich war erschöpft. Man ist, so würde man heute sagen, "geflasht". Je weiter die Betrachtung des Film jedoch zurückliegt, desto bewusster wird einem, dass man Zeuge von erstklassig inszeniertem Trash war.
Fantastisch inszenierter Ultra-Trash!
Dieser ganze Film mitsamt seinem Inhalt ergibt überhaupt keinen Sinn. Die Geschichte ist schnell erzählt und es ist auch kein Spoiler: Es geht um eine Mutter-Tochter-Beziehung. Nicht mehr und nicht weniger. Um dieses Kernelement wird ein Sammelsurium aus allem gelegt, was die Filmwelt hergibt: Parallel-Universen, Kung-Fu, ein Donut, Bockwürste, gute und böse Menschen, Buchhalter und alles, was sie sich noch vorstellen können und mögen. Das ganze wird dann non-linear in verschiedenen Welten und auf verschiedenen Zeitebenen erzählt, um am Ende in Banalität auszulaufen.
An diesem Film ergibt nichts Sinn. Es ist auch schwierig nachzuvollziehen, was die Motivation der Autoren und der Regisseure gewesen sein mag. Wollten Sie einfach den klassischen "Dreiakter" aushebeln? Wollten Sie zeigen, dass alle Mühen der Deutung unser Welt, unseres Universums Unsinn sind? Gaga? Ist alles schlussendlich Quatsch? Wir werden es nie erfahren, weil es nichts zu deuten gibt.
Dieser Film wird genauso in der Versenkung verschwinden, wie derzeit hunderte anderer Filme. Er wird weder Kultstatus erreichen, noch ein Klassiker werden.
Nichts. Nirgends. Alles zu unterschiedlichen Zeiten.
In Kürze folgt Teil II (ebenfalls ein äußerst "merkwürdiger" Film).
Rick Deckard