PERIPHERE (The Peripheral - Prime Video) - Scott Smith

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  3. Dezember 2022, 22:06  -  #Fernsehen, #serien, #Filme

PERIPHERE (The Peripheral - Prime Video) - Scott Smith

Die Serie könnte zu einem Fernsehen-Design-Klassiker werden.

 

Aus vielerlei Hinsicht ist die I. Staffel sehens- und bemerkenswert zugleich. Ich war zunächst zögerlich, als ich las, dass die Macher des (für mich) Flops WESTWORLD (die Serie brach ich nach den ersten 2. Staffeln ab) Jonathan Nolan und Lisa Joy an der Produktion beteiligt waren. WESTWORLD war von allem zuviel des Guten und so verworren, dass ein Weitersehen keinen Sinn ergab. Das Interesse wurde erst geweckt, als ich las, von wem die Vorlage für diese Serie stammte: William Gibson.

 

Die Titelsequenz ist sehr stylisch und erzählt - erst bei näheren Hinsehen - von den Ursprüngen, ohne zuviel verraten zu wollen. Ich achte bei Film und Fernsehen, soweit es möglich ist, auf fast alles, insbesondere aus meiner anderen Leidenschaft heraus auch auf die Musik.

 

In den letzten Jahren wurde es immer augenscheinlicher: Elektronische Musik ersetzt mehr und mehr das grosse Orchester. Es ergibt auch Sinn, weil sich die Themen ändern, die Welt sich verändert und die kulturellen Interessen sich notgedrungen verschieben. Um es drastisch zu formulieren: Das Western-Genre interessiert nicht nur niemanden mehr, es kennt auch keiner mehr. Das geht angesichts des Jahres 2022 jedoch "in Ordnung".

 

Das was anfänglich Unmut in mir auslöste, löst sich jetzt in Wohlgefallen auf. Die elektronische Musik, ich sollte eher sagen Sound, ist absolut passend zum Inhalt der Serie und schafft zu Beginn den perfekten akustischen Raum: Sie ist kalt, scharf, unwirklich und unorganisch.

 

Protagonisten der Serie sind das Geschwisterpaar Flynne und Burton Fisher. Burton, ein Ex-Marine, überzeugt seine Schwester Flynne ein Videospiel zu testen. In der allerersten Mission steuert sie ein Avatar ihres Bruders und tötet eine Frau im London der Zukunft ... .

 

PERIPHERE ist eine Serie in Perfektion - so allmählich wird Amazon Prime Video zum Leader - es stimmt einfach alles: Die Schauspieler, allen voran die betörend schöne Chloe Grace Moretz, die Handlung, die Erzählform, das Setting und nicht zuletzt das Design.

 

Die Schauwerte sind von ausgesuchter Schönheit und dass das Visuelle bei PERIPHERIE nahtlos in die Idee der Handlung übergeht, das macht die Serie zu einer Ausnahme. Ohr, Auge und Gehirn des Zuschauers werden genauso befeuert, wie das der Handelnden. Das Design des London der Zukunft bietet neues, fantasievolles und erstaunliches Entertainment. Doch nicht nur die Urbanität der Zukunft lässt das Auge strahlen, auch die Kleidung, die Kostüme, das Design der Möbel und des Geschirrs, also auch das formal-ästhetische in kleinen Räumen. Formen, Farbe, Grössen und Material: Wow!

 

THE PERIPHERAL ist im Science Fiction Genre verortet, schafft es aber zeitgleich Elemente eines Thrillers und Kriminalfilms mit einfliessen zu lassen und das in einer idealen Balance, so dass es immer auch ein erzählerisches Gleichgewicht zum "Mind Fuck" gibt.

 

Der Rhythmus und das Tempo der I. Staffel sind ausnahmslos gut. Wie auch bei RINGE DER MACHT gibt es keinen überflüssigen Nebenplot, keine überflüssigen Charaktere, keine unnötigen und künstlich in die Länge gezogenen Dialoge. Es geht voran! Genau so müssen Serien erzählt werden.

 

Die Ideen der Macher sind atemberaubend und es gehört nicht viel Fantasie dazu sich auszumalen, dass es in Zukunft so sein oder werden könnte, wie in der Handlung ausgemalt, sowohl technisch, als auch gesellschaftspolitisch, seitens der Umwelt, bezüglich der neuen Bedrohungen aus dem Mikrokosmos und der Gefahren der Überbevölkerung mit Verdummung.

 

Wer einmal im eine VR-Brille aufgesetzt und ein Spiel gespielt hat, wird bezeugen können, wie Nahe die Computertechnologie der Realität gekommen ist! Diese Technik dürfte bald das Kino, so wie wir es kennen, ersetzen. James Cameron hat mit AVATAR ja bereits gezeigt, welche technischen Möglichkeiten es bereits jetzt gibt.

 

Brillant erzählte I. Staffel!

 

Aus London,

 

Rick Deckard

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