Motorpsycho Cologne 05-06-2022

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  8. Mai 2022, 10:45  -  #674FM, #Alan Lomax Blog, #Motorpsycho, #Gloria Köln, #Konzertkritik

Photo by Ewing

Photo by Ewing

Die Wahrnehmung der Vergangenheit, wird im Alter schwieriger. Die Festlegung einzelner Periode und Zeitabschnitte, ohne Dokumentarischer Hilfe, fast unmöglich! Gut, dass wir hier ein Tagebuch seit fast 15 Jahren führen, welches unsere Kulturellen Erinnerungen bewahr.

Wir hören uns sehen, lesen und schmecken so unendlich viel, durchlaufen so viele unterschiedliche Lebensphasen und sind dazu noch in den Konsens verliebt! Dem gemeinsamen erleben von Schönheiten und dem teilen von Leidenschaften. Wie soll das alles zusammengehalten werden und schwieriger, wie soll es so verstanden werden!

Nun das „es“ nimmt  in diesem Fall erneut die norwegische Band Motorpsycho ein. Motorpsycho begleiten viele von uns seit über 30 Jahren! Sie waren immer da! Und sie sind es immer noch: Wie gewohnt steht der Nightliner vor dem Kölner Gloria und wie gewohnt fangen Motorpsycho pünktlich um 20:00 Uhr ihre drei Stündchen lange Show an!

Was passiert im Verlauf des Abends ist mit eigentlich allen großen befürwortenden und euphorischen Wörtern der Welt zu beschreiben! Ich habe diese aber bereits in der Vergangenheit investiert! 

http://www.lomax-deckard.de/article-motorpsycho-roadwork-vol-4-intrepid-skronk-93859984.html

Dieser Abend 2022 wird aber nochmal extra außergewöhnlich! Selbstverständlich spielt auch die Pandemie und die neugewonnene Freiheit mit in diese Aussage: „außergewöhnlich“ …also nicht dem Normalfall entsprechend! Gehen wir also vom Normalfall Motorpsycho aus. Der bestimmt beständigsten, großen europäischen Band überhaupt! Zudem vielleicht grundsätzlich mit der größten Bandbreite aller progressiven musikalischen Spielarten ausgestattet, ohne sich je zu einer zu bekennen oder in irgendeiner Weise verpflichtet zu fühlen! Zudem sind Motorpsycho immer aufmerksam gewesen, nicht stehen zu bleiben! Weder musikalisch, handwerklich, künstlerisch und vor allem nicht in der gegenseitigen Verpflichtung sich als Musiker gegenseitig zuzuhören und miteinander eine musikalische Sprache zu entwickeln die sich nur über die Liebe zur Freiheit, der Interpretation und somit dem Geist des Jazz erklären lässt! Und ausgehend vom abweichen des gewöhnlichen führen Motorpsycho ohne Allüren, die Idee von Avantgarde in bester Form an.

Man(n) -ich- muß nur immer wieder auf das eine aufpassen: Ich darf mich dieser Band nicht ausliefern! Denn dann könnte es passieren, dass ich nur noch von diesem Input und der Musik Motorpsycho lebe! Ich würde dies bei keiner anderen existierender Band glaubhaft aufführen. Motorpsycho aber haben das Potenzial mich komplett einzunehmen und für immer aufs Neue zu faszinieren. 

An diesem schönen Freitagabend nicken Ewing und ich und ElHombro uns einige Male zu: …mit einem Blick der Ungläubigkeit und gleichzeitiger Bestätigung, dass es genau das ist, was wir wollen: Die Steigerung, die stetig wachsende Dynamik, Energie und Verlangsamung in der Schönheit der Melodie und den Krach und der daraus entstehende Moment der unerklärlichen Ewigkeit! Rauschzustand …das erste mal bei GREENER einer der schönsten Motorpsycho Nummern ever! Dann bei LACUNA/SUNRISE in wunderschönen Basslines vergrabenen surrealistischen Tendenzen und Sequenzen, kurz denkend das bald alles vorbei ist, bevor das Konzert nach fast 70 Minuten richtig beginnt: 

N.O.X. I: Circles Around the Sun Pt.1
N.O.X. II: Ouroboros (Strange Loop)
N.O.X. III: Ascension
N.O.X. IV: Night of Pan
N.O.X. V: Circles Around the Sun Pt.2

Eine Stunde lang, aus dem Album THE ALL IS ONE. Ich habe mir das Stück gestern nochmal zuhause angehört. Und es ist unfassbar, dass es überhaupt möglich ist, dieses an sich für sich allein stehende Werk in einem Konventionellen Set zu spielen! Eine Sensation und dann Encore TOWER mit dem sich die Norweger noch einmal bei den ganz großen Festivals beworben haben! Es funktioniert und UNDERWORLD oder die CHEMICAL BROTHERS, heute MODERAT oder (immer noch) MASSIV ATTACK könnten mal im Sommer zu Hause bleiben.

Das war wiedermal ein unvergesslicher Abend und ein denkwürdiges Konzert! 

 

 

 

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