On Her Majesty's Secret Service - John Barry
John Barry ist in Score Kreisen eine Legende. Neben John Williams und Jerry Goldsmith ist er einer der berühmtesten und renommiertesten Filmmusik-Komponisten. Seine unnachahmliche Fähigkeit bestand darin, für fast jeden Film den perfekten Soundtrack zu komponieren. Ein weiteres Kennzeichen ist sein Talent für Melodien. Barry ist der Bond-Komponist. Weit bis in die Roger Moore Ära begleitete er musikalisch den Geheimagenten Ihrer Majestät und schuf mit seiner Komposition für ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE (OHMSS) sein Masterpiece. Musik und Film sind Kultklassiker des Franchise, nicht nur für mich, sondern für die weltweite Fangemeinde.
Ender der sechziger Jahre zog die Elektronik in die Welt der Filmmusik ein, ein Novum auch in einem James Bond Film. OHMMS ist, soweit mir bekannt, der erste Bond Soundtrack, in dem Synthesizer in ausgiebigerem Maße verwendet wurden. Barry's Können ist es zu verdanken, dass, im Gegensatz zu einem Großteil des heutigen Score-Mülls, die Synthesizer in OHMSS so perfekt in die Komposition eingebettet wurden, dass sie mit dem Orchester ein harmonisches, organisches Ganzes ergeben. Sie sorgen in den Actionszenen des Films für eine wunderbare akustische Dynamik.
Der Titel OHMSS erschien John Barry als zu lang und unpassend für einen Songtitel und er erinnerte sich an die letzte Zeile des Films "We have all the time in the world" und schlug diese Zeile den Produzenten vor. Kein geringerer als der legendäre Hal David, der mit Burt Bacharach ein kongeniales Duo bildete, schrieb die Lyrics und Jazz-Legende Louis Armstrong, mit seiner unverkennbaren Stimme, sang den Song in New York ein. Was für Schwergewichte! Für mich einer der schönsten Bond Songs ever! Wunderschöne Melodie, herrliche Streicher, dazu die kreidige Stimme von Armstrong. Fantastisch!
Die 11 Titel des LP Programms und insgesamt 21 Titel auf dem remastered Original Motion Picture Soundtrack auf CD sind PoP-Scoring der absoluten Extraklasse und machen nicht nur den Film zu einem Kultklassiker, sondern auch die Musik (Album produziert von Phil Ramone). Es gibt nicht eine einzige Schwachstelle auf der Auskopplung, die Produktion ist perfekt, der Sound selbst für eine 50 Jahre zurückliegende Aufnahme ein Traum!
Mit "Try" und der Instrumentalversion von "We Have All The Time In The World" liefert Maestro Barry zwei wunderbar relaxte Stücke mit Jazz und Lounge Anleihen. Bereits an dieser Stelle würde man sich gerne in die ausklingenden Swinging Sixties zurück "beamen". Grossartiger Instrumental-PoP!
Das Hauptthema ("Main Theme") ist ein Kracher. Score Afficionados lieben die ersten Takte mit den 6 Tönen und bieten bestechende und interessante Analysen im World Wide Web an. Abseits davon ist das Stück, ich kann es nicht anders formulieren, ein Hammer-Track! Ich wünschte das berühmte RUNDFUNK TANZORCHESTER EHRENFELD würde ihn mal spielen!
Lomax und ich sprachen neulich von dem Missbrauch des Wortes "Längen" im Zusammenhang mit Filmen und Filmkritiken und zurecht verwies Kompagnon Lomax auf die Tatsache hin, dass die Millennium-Generation mit der Old School Art des Drehens nichts anfangen kann, da nicht mit ihr aufgewachsen, sozialisiert.
Mit "Journey To Blofelds Hideaway" liefert John Barry ein Highlight auf dem Album: Eben mit langsamen, wunderschönen Aufnahmen der Alpen begleitet der Zuschauer James Bond in einem Hubschrauber zum Piz Gloria und Barry untermalt die Bilder mit einer majestätischen (!) Komposition voller Romantik, Mystery, Melodie und Spannung. Was für ein Track!
Die Actionsequenzen mit "Ski Chase" und "Battle At Piz Gloria" runden den Sixties PoP, der das ganze Album durchzieht, perfekt ab. First class Action!
Auf der CD gibt es zusätzliche 10 Tracks mit einigen herrlich atmosphärischen Cues voller schöner Melodien ala Barry (Bond Settles In, Bond Meets The Girls, Dusk At Piz Gloria, Sir Hillary's Night Out).
Alan Lomax schrieb am Ende der Betrachtung von NO TIME TO DIE: "Das ist Kino". Ich stimme ihm zu. Der Film ist phasenweise grossartig inszeniert und wenn am Ende des Films im Kino der heutigen Zeit Louis Armstrong in Dolby Surround erklingt, dann bekommt man eine Gänsehaut.
So geht es auch beim Hören der Musik zu OHMSS. Furios! Eines der Meisterwerke von John Barry und einer der besten Bond Soundtracks aller Zeiten.
Bleiben Sie dran. In Kürze erscheint die Besprechung zu dem mitreißend inszenierten Film im Rahmen der Bond Retrospektive.
Aus Respekt und in Verehrung zu und für John Barry.
Aus London,
Rick Deckard
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