CURRENT JOYS COLOGNE LIVE 04-06.2022 GEBÄUDE 9
„This Song Is a Joke And The Melody I Wrote, Wrong“
Nick Rattigan ist Current Joys. Nick Rattigan spielt bei den Bands Surf Curse und Danger Collective. Nick Rattingan ist ein Star. Nick Rattingan hat Soul!
Eine Bezeichnung die häufig für ein bekanntes musikalisches Genre verwendet wird und in dem Zusammenhang auch mit der Ausdrucksstärke von afroamerikanischen Künstlern. Ich weiß nicht ob es nun eine kulturelle Aneignung ist, wenn ich das so schreibe? Aber ich erkenne keine politische Dimension dahinter, daher schreibe ich es so. Also rein positiv tradiert: …Rattigan hat Soul, und Soul ist ein feines Attribut um ihn und sein Kunst zu beschreiben. Und Nick Rattigan steht als amerikanischer weißer Künstler nicht nur in einem klassischen Aktivitätsradius, sondern auch in einer zwischenzeitlich entstanden amerikanischen musikalischen Tradition, die stimmig in ganzen wird, wenn wir das Wort "white" hinzufügen, also "White Soul".
Vielen, des sehr jungen Publikums, an diesem Abend, im Gebäude 9, mag das egal oder gar nicht bewusst sein. Denn, wie gesagt Rattigan ist auch ein Star seiner Generation und er kommt aus dem Internet: KEXP, Audiotree Pate Magazin. Das sind relevante Plattformen, auf denen sich insbesondere in den letzten Jahren, viele amerikanische Independent Künstler die Herzen des jungen, an gute Musik glaubende Menschen, weltweit erspielt hat.
Ein Vergleich zu Conor Oberst, der als eines der ersten musikalischen Wunderkinder des neuen Jahrhunderts galt und mit seinem eigenen Label Saddle Creek und insbesondere mit seiner Band Bright Eyes den Kanon des neuen amerikanischen Songbooks angestoßen hat, hingt hier gar nicht mal so sehr hinterher, da auch Rattigan ein Indie-Star mit größten Nehmerqualitäten ist. Zudem seine zittrige Stimme, die emotionalen Ausbrüche und die Posterboy Qualitäten: nützlich sind!
Im Gebäude 9 lässt sich Rattigan nur von seinem ausgezeichnet eigestellten Loop-Set-Up begleiten. Er ist für sich und mit sich selbst, auf der Bühne und dominiert. Dennoch in vielen Momenten selbst überrascht, über das ausverkaufte Haus und auch noch mehr, sichtlich, dass Hits wie „My Motorsycle“, „American Honey“ und „Amateur“ mitgesungen werden. Er ist das erstmal auf Deutschland Tour.
Musikalisch gibt es hier absolut nichts neues, innovatives oder gar avantgardistisches zu entdeckten. Es sind die geliebten Indie- und Folkrock Anleihen eines Oberst, sondern auch die Nickeligkeiten eines Jeff Tweedys (Wilco) und Selbstverteidigung, sowie sanfte Riffs eines Jeff Buckleys zu hören.
Das Konzert hat durchaus seine spannenden fragilen Momente. Rattigan ist aber auch ein Crooner, mit der Fähigkeit die Tragik und Intensivität einiger Momente nicht stehen zu lassen, sondern perfekt abgestimmt, im nächsten Song emotionale Momente entstehen zu lassen. Perfekte Unterhaltung, Tiefe und Wendungsreich.
„All the poets are writing memoirs and I’m still singing songs“
Aus Köln Mülheim und zeitgleich aus Reno, Nevada…
Alan Lomax