The King's Man - The Beginning von Matthew Vaughn
"Matthew Vaughn hat's drauf!"
Dieses wie eine Phrase klingende und locker aus dem Ärmel geschüttelte Zitat vermag zu Beginn etwas befremdlich klingen, kommt aber im Lomax-Deckard'schen Kinouniversum einem Ritterschlag gleich. Wenn "Er" oder "Sie" "es drauf hat", dann bedeutet das übersetzt soviel wie: "Top Of The Pops", "Der Earl des Funk", "Der King of Rock N' Roll".
THE KING'S MAN - THE BEGINNING ist ein Film, für den das Kino erschaffen wurde. Es sind genau diese Art Filme, die der Zuschauer sehen will, von denen er sich mitreissen lassen will. Überlebensgrosse Gefühle, Helden, Bösewichte. Das Multiplex Kino, in dem ich den Film gesehen habe, wirbt für das Kino, das Abschalten des Smartphone, das sich gehen lassen in einer Geschichte und genau letzteres gelingt dem britischen Regisseur par excellence!
Der Film ist ein Prequel zu KINGSMAN: THE SECRET SERVICE, einem unglaublich lustigen und unterhaltsamen Film vom gleichen Regisseur, der eine Comicvorlage vom nicht minder talentierten Mark Millar und Dave Gibbons (THE SECRET SERVICE) umsetzte. Apropos Millar, zur Zeit lese ich sein Comic-Meisterwerk KICK ASS, Runde 1 aus der Mark Millar Collection, der scheint über das seltene Talent zu verfügen, Geschichten nicht nur unterhaltsam, sondern auch ungemein humorvoll erzählen zu können. Grandioser Comic!
Erzählt wird, die Geschichte, wie die Geheimorganisation KINGSMAN nach dem ersten Weltkrieg gegründet wurde. Eine unabhängig agierende Organisation, die unbemerkt von der Öffentlichkeit Gefahren abwendet, die das Land bedrohen. Man muss nicht KINGSMAN: THE SECRET SERVICE gesehen haben, um THE BEGINNING zu verstehen. Vaughn erzählt eine eigenständige Geschichte. Und was für eine!
Der britische (und sehr talentierte) Schauspieler Ralph Fiennes, der zuletzt vornehmlich Nebenrollen verkörperte, in den James Bond Filmen der Craig-Ära oder im Harry Potter Universum, hat hier eine tragende Rolle und er füllt sie professionell aus. Sowohl Fiennes als auch Vaughn (der auch an Produktion und Drehbuch beteiligt war), lassen den Zuschauer teilhaben an der aufwühlenden Geschichte, die vor dem ersten Weltkrieg beginnt und nach ihm endet. Inmitten dieser weltgeschichtlichen Trubel plant der Duke Of Oxford (gespielt von Fiennes) ein Attentat auf Rasputin, der einen schlechten Einfluss auf den Zaren haben soll. Auf diese Weise erhofft man sich Russlands kriegerische Intervention.
Der Film ist bis in die Nebenrollen perfekt und prominent besetzt und ist eine emotionale Tour de Force. Vaughn gelingt es, den Zuschauer von Anfang an auf eine Reise mitzunehmen, die in Südafrika beginnt und in London endet. Man lacht, man weint, man staunt, man ist überrascht, man fiebert mit. Der Film ist prächtiges, mitreißendes Kino, das, auch wenn längst alle Geschichten erzählt sind, immer noch zu überraschen weiß!
Vaughn versteht es nicht nur einzelne Szenen virtuos zu inszenieren - so wie Tarantino - es gelingt ihm - im Gegensatz zu (dem späten) Tarantino - diese Szenen zu einem Gefüge zusammen zu schweißen, das am Ende ein abgerundetes, stilvolles Ganzes ergibt. Erstaunlich, wie der Regisseur hier und dort Seitenhiebe auf die Monarchie setzt, erstaunlich auch Rhys Ifans überdreht-furiose Darstellung des Rasputin, die definitiv eine Oscar-Nominierung verdient hätte und, insofern der MTV Movie Award noch vergeben wird, einen in der Sparte für einen spektakulär musikalisch untermalten und inszenierten Fight - von Ralph Fiennes, Harris Dickinson und Djimon Hounsou gegen Rasputin - ebenfalls verdient hätte. Grandios inszeniert und Lachen garantiert. Grandios auch - und eine echte Überraschung - der großorchestrale Score von Matthew Margeson und Dominic Lewis. Wie schön orchestrale Filmmusik im Kino zu hören!
THE KING'S MAN - THE BEGINNING hat mich an die Filme meiner Kindheit erinnert: Epische Geschichten erzählt mit Humor, vielen Wendungen, großen Fights und Mitfiebern mit dem Helden.
Wie sie vielleicht festgestellt haben, gehe ich seit geraumer Zeit regelmäßig ins Kino. Dieser Ort verströmt eine grosse Magie, wenn das Licht ausgeht, "die Gardinen beiseite gehen" und der Film beginnt. Kein Flatscreen, kein Device, kein Streaming Dienst der Welt kann dieses Erlebnis jemals ersetzen oder dem auch nur nahe kommen.
Alan Lomax schrieb in seiner Filmkritik zu OLD:
"M. Night Shyamalan liebt das Kino. Er liebt es, gute, unterhaltsame und verblüffende Geschichten zu erzählen."
M. Vaughn auch.
"They have it on!"
Vorerst aus Berlin, dann aus London,
Rick Deckard
Kingsman - The Secret Service: Eine erfrischende Thrillödie! - www.lomax-deckard.de
Thrillödie? John Candy-Fans wissen sofort Bescheid! Für alle anderen: Der Film ist eine perfekte Mischung aus Thriller und Komödie. Warum nicht mal ein neues Genre erschaffen? Bis vor kurzem hat...
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Kick Ass von Matthew Vaughn - www.lomax-deckard.de
Man nehme einen Comic, unbekannte Darsteller, Zeitgeist, aktuelle Strömungen, diverse bekannte Filmvorlagen, viel Humor, Action, Gewalt, neue Ideen, Satire und eine Vision, tue alle diese Zutaten in
http://www.lomax-deckard.de/article-kick-ass-von-matthew-vaughn-57699269.html