Wieland Schwanebeck: James Bond - 100 Seiten - Reclam Verlag

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  24. Dezember 2021, 12:24  -  #Kommunikation, #Filme

Wieland Schwanebeck: James Bond - 100 Seiten - Reclam Verlag

Im Reclam Verlag ist vor geraumer Zeit eine Reihe erschienen, in der Autorinnen und Autoren auf exakt 100 Seiten zu einem ausgewählten Thema schreiben. Die Auswahl ist vielfältig und reicht von Clint Eastwood über Asterix bis Ötzi.

 

In dieser Reihe ist auch der Band über James Bond erschienen. Autor der 100 Seiten ist PD Dr. Wieland Schwanebeck, der als Literatur- und Kulturwissenschaftler an der TU Dresden tätig ist. Allein die Auswahl seiner Forschungsschwerpunkte verblüfft und ist Anlass zur Erheiterung: Männlichkeit, Hochstapelei, Humor und britische Filmgeschichte. Beachtlich!

 

In sieben Kapiteln nähert sich der Autor einem der erfolgreichsten Phänomene der Popkultur: James Bond. Mit diesen 100 Seiten hat Wieland Schwanebeck selbst Kultstatus erreicht. Ich habe selten eine so lustige, humorvolle und erhellende Analyse über den Geheimagenten Ihrer Majestät gelesen, wie hier. Es gibt Passagen in diesem Buch, da musste ich vor Lachanfällen innehalten, weil Schwanebeck wiederholt genau den Punkt trifft.

 

Was bemerkenswert an Schwanebecks Durchleuchtung des 007 Franchise ist, ist die Tatsache, dass er dem Mythos rund und um diesen berühmtesten Spion der Filmgeschichte auf den Zahn fühlt und damit ad absurdum führt, ohne jedoch den Agenten Ihrer Majestät der Lächerlichkeit Preis zu geben oder gar zu diffamieren.

 

Wie gerne würde ich so schreiben können. Meisterhaft!

 

So wie die Produzenten immer wieder zu dem Schöpfer von James Bond zurückkehren, so hält sich auch Wieland Schwanebeck eng an Ian Fleming und sein literarisches Vermächtnis, von dem aus er seine Beobachtungen beginnt und fortführt. Auch jetzt beim Schreiben muss ich lachen, wenn ich an die 50er, 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückdenke, an all den Sexismus, die Misogynie und dem Männlichkeitswahn.

 

Würden andere Autoren James Bond in Anlehnung an ewig gestriges Denken und Handeln zerreißen, so begegnet Schwanebeck dem MI6 Agenten mit einer ironischen Distanz ohne dabei süffisant zu sein. Diese Vorgehensweise macht schlussendlich das Buch so lesenswert.

 

Ausserordentlich vergnügliche und kurzweilige 100 Seiten!

 

Rick Deckard

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